Internet:Das Programm, das zu viel wusste

Spionagesoftware auf dem PC ist verbreiteter als angenommen.

Von Andreas Grote

Das Problem mit Viren und Würmern aus dem Internet ist noch nicht gelöst, da steht schon die nächste virtuelle Plage ins Haus: Spyware.

Dabei handelt es sich um Programme, die unbemerkt aus Tastatureingaben und Internet-Tätigkeiten des PC-Nutzers ein Kundenprofil erstellen oder Fenster auf dem Bildschirm öffnen, auf dem dann individuelle Werbung erscheint.

Computerwissenschaftler der Universität Washington berichten, Spyware sei weiter verbreitet als vermutet.

Steven Gribble und seine Kollegen untersuchten den Datenstrom der 31 000 Universitäts-Rechner nach Datenpaketen der verbreiteten Spyware-Programme Gator, Cydoor, Savenow und Ezula.

Sie fanden heraus, dass sich auf fünf Prozent der PCs ein Spionageprogramm befindet.

Die Verbreitung auf privaten Computern dürfte nach seiner Schätzung noch höher liegen, da die PC-Nutzer auf dem Universitätsgelände vorsichtiger im Umgang mit dem Internet seien als der Durchschnittsnutzer.

Zudem befinden sich weitaus mehr Spyware-Programme als die untersuchten im Umlauf.

Schwer zu entfernen

Spyware schleicht sich häufig als Anhängsel von kostenlosen Programmen ein, etwa von Zugangssoftware zu Musik-Tauschbörsen oder zu Media-Playern. Der Nutzer erfährt nur nebenbei davon, in der Regel an einer versteckten Stelle in den Lizenzvereinbarungen.

Die meisten Programme lassen sich, zumindest von ungeübten Nutzern, nur schwer wieder entfernen.

Die Computerwissenschaftler sehen Spyware inzwischen als ernsthaftes Sicherheitsproblem an. Vor allem mit älteren Versionen von Gator und Ezula lassen sich Programme per Internet unbemerkt auf fremde Rechner schleusen und dort ausführen.

US-Senatoren planen daher ein Gesetz, das es unter Strafe stellt, unerlaubt Spyware zu installieren. Experten erwarten jedoch, dass ein solches Gesetz ebenso ins Leere läuft wie das bereits umgesetzte Spam-Verbot.

Effizienter wäre es, sagt Steven Gribble, wenn Internet-Provider die Spyware-Datenpakete aus ihrem Netzwerk herausfiltern würden. Die entsprechenden Programme gibt es bereits.

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