Interne Prüfung nach ICE-Hitzeschock:Über 70 Grad im Zuginneren

Die Höllenfahrten in überhitzten ICE-Zügen waren womöglich noch schlimmer als geschätzt: Interne Messungen der Bahn sollen Temperaturen von mehr als 70 Grad ergeben haben.

Bei der kürzlichen Klimaanlagen-Panne hat die Deutsche Bahn einem Medienbericht zufolge in ihren ICE-Zügen Temperaturen von bis zu über 70 Celsius gemessen. Dies gehe aus einer "internen Störfallanalyse" des Konzerns hervor, berichtet das ZDF-Magazin Frontal 21 in seiner heutigen Sendung.

Ausfall der Klimaanlagen in ICE-Zügen

Reisende beklagten sich über Temperaturen von geschätzten 50 Grad, dabei soll es tatsächlich über 70 Grad heiß gewesen sein. Das will die ZDF-Sendung Frontal 21 aus einem internen Prüfbericht der Bahn erfahren haben.

(Foto: dpa)

Reisende hatten von Temperaturen von etwa 50 Grad Celsius gesprochen, eine mit Schülern reisende Lehrerin hatte aber schon zu diesem Zeitpunkt von über 70 Grad gesprochen.

Die Deutsche Bahn wies den Medienbericht zurück. Anders als dargestellt seien Temperaturen von bis zu 61 Grad gemessen worden und das außerhalb des Fahrgastraums, erklärte der Konzern.

Die Bahn erklärte, die Angaben des ZDF-Berichts seien "in keiner Weise nachvollziehbar". Dem Konzern lägen "keinerlei Anhaltspunkte" dafür vor, dass am 9. Juli in dem ICE 846 Temperaturen um 70 Grad gemessen worden seien. Eine interne Störfall-Analyse habe bis zu 61 Grad im sogenannten Energieversorgungsblock der Klimaanlage festgestellt, hieß es in der Unternehmensmitteilung. Dieses Aggregat befinde sich jedoch außerhalb des Fahrgast-Innenraums an der Unterseite des Zuges.

Nach ZDF-Informationen hat die Bahn unabhängig vom Ausfall etlicher ICE-Klimaanlagen mit zahlreichen Störungen zu kämpfen. So seien etwa am vergangenen Freitag mehr als 200 Störfälle bei Signalen, Weichen und in Stellwerken aufgetreten, berichtet Frontal 21 unter Berufung auf interne Unterlagen der Deutschen Bahn. Davon seien 670 Züge betroffen gewesen.

Ohne S-Bahnen sind in Deutschland täglich etwa 2200 Personenzüge unterwegs. Die Bahn erwiderte, tatsächlich sei es am Freitag "aufgrund der Witterungsverhältnisse" vermehrt zu Störungen im Schienennetz gekommen. Zu internen Dokumenten und Zahlen äußere sich das Unternehmen grundsätzlich nicht.

Kühlung nur bis 32 Grad

Das ZDF stufte den Freitag als "ganz normalen Verkehrstag" ein. Tatsächlich war er ein heißer Sommertag, am späten Abend örtlich mit Gewittern, Hagel und starken Regenfällen. Eine Woche zuvor, am 10. Juli, waren in einem überhitzten ICE mehrere Schüler kollabiert, neun von ihnen wurden in Bielefeld ins Krankenhaus gebracht. Wegen hochsommerlicher Temperaturen waren die Klimaanlagen in ICE-2-Zügen ausgefallen - sie sind nur für Temperaturen bis 32 Grad ausgelegt. Drei der Hochgeschwindigkeitszüge auf dem Weg von Berlin nach Köln und Düsseldorf mussten wegen extremer Temperaturen im Zuginneren stoppen. Die Zugpassagiere waren teils dehydriert und mussten ärztlich behandelt werden, darunter auch einige Schüler der Lehrerin.

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