Auch drei Tage nach dem Flugzeugunglück auf Mallorca rätseln die Experten über die genaue Ursache. Einig sind sie sich darin, dass es sich beim Zusammenstoß zwischen einem Hubschrauber und einem Ultraleichtflugzeug um menschliches Versagen handelte. Beide Maschinen stürzten ab und gingen bei dem Aufprall auf den Boden in einem Feuerball auf. Für die fünf Insassen des Hubschraubers und die beiden Passagiere des Kleinflugzeugs gab es keine Rettung. Den Hubschrauber hatten der Münchner Unternehmer August Inselkammer, seine Frau, sein elfjähriger Sohn und die neunjährige Tochter für einen Rundflug gemietet. Der Pilot war ein italienischer Staatsbürger, seine Witwe ist Deutsche, sie haben drei Kinder. In dem Flugzeug saßen zwei einheimische Spanier.
Beide Piloten waren erfahren und galten als verantwortungsbewusst. Der seit Jahren auf Mallorca arbeitende Italiener machte auch Luftaufnahmen für die Behörden und Immobilienfirmen, überdies absolvierte er Überwachungsflüge bei Segelregatten; der Spanier war wiederholt mit Leichtflugzeugen über die Alpen geflogen.
Nur rund 20 Flugbewegungen am Unglückstag
Die lokalen Medien befragten Berufskollegen der beiden Unglückspiloten. Keiner von ihnen hatte eine Erklärung, wie es am hellen Tag bei bester Sicht zu der Kollision in 250 Meter Höhe gekommen ist. Ein Augenzeuge berichtete, dass die beiden Maschinen im rechten Winkel aufeinander zugeflogen seien. Der Hubschrauberpilot habe im letzten Moment eine Ausweichbewegung nach rechts gemacht hat, dabei habe sich der Helikopter auf die Seite gelegt. Der Rotor habe einen Flügel des Flugzeugs gestreift, dieser sei zerbrochen und abgefallen. Sekunden später habe sich der Rotor vom Hubschrauber gelöst.
Vertreter der mallorquinischen Flugaufsichtsbehörde widersprachen Spekulationen in Madrider Medien, dass ein derartiger Unfall Folge der großen Zunahme von Privatflügen auf der Insel sei. Den Berichten zufolge bieten immer mehr Kleinunternehmen Rundflüge für Touristen an und neigen dabei dazu, die strengen Vorschriften dafür zu missachten. Biel Gomila, der Direktor des Flughafens von Binissalem, von dem das Kleinflugzeug gestartet war, teilte mit, dass am Sonntag, dem Unglückstag, bei ihm nur rund 20 Flugbewegungen stattgefunden hätten.
Üblicherweise werden die Passagiere für Andenken gefilmt
Das Radar der Flugüberwachung erfasst Maschinen nur ab einer Höhe von 300 Metern. Untereinander verständigen können sie sich nicht, da sie auf unterschiedlichen Frequenzen funken. Auch sind die Piloten nicht verpflichtet, ständig Kontakt zum Tower zu halten. Sie fliegen in dieser Höhe auf Sicht, müssen dabei keineswegs festgelegte Routen einhalten.
Experten wiesen auf einen Schwachpunkt des Hubschraubers vom Typ Bell 206 L3 Long Ranger hin: Er biete keine Sicht nach oben, das Dach sei nicht verglast. Aus den Zeugenaussagen geht aber nicht hervor, ob der Hubschrauber sich im Steig- oder das Kleinflugzeug im Sinkflug befand.
Die Hoffnungen der Ermittler richten sich nun auf die Auswertung der Aufnahmen der Kamera im Hubschrauber. Üblicherweise werden die Passagiere gefilmt, damit sie später ein Andenken von ihrem Rundflug mit nach Hause nehmen können. Weder die Hubschrauber dieser Klasse, noch die Ultraleichtflugzeuge müssen eine Black Box haben, die die Flugdaten aufzeichnet.