Innenpolitik:Cybercrime erreicht Höchststand in Niedersachsen

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Ein Serverschrank mit blinkenden Lampen und Kabeln steht im Landeskriminalamt Niedersachsen. (Foto: dpa)

Rechnerisch kam es im vergangenen Jahr jeden Tag zu 36 Cybercrime-Fällen in Niedersachsen - ein Höchstwert. Auch in einem anderen Bereich stiegen die Zahlen deutlich an.

Direkt aus dem dpa-Newskanal: Dieser Text wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen und von der SZ-Redaktion nicht bearbeitet.

Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der Cybercrime-Fälle ist im vergangenen Jahr in Niedersachsen erneut gestiegen. 2023 gab es 13.218 Fälle und damit etwa 1000 mehr als noch ein Jahr zuvor, wie das Innenministerium in Hannover am Montag mitteilte. Schon 2023 hatte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) von einem neuen Höchststand gesprochen.

In den vergangenen fünf Jahren stiegen die Cybercrime-Fälle um rund 40 Prozent. 2023 wurden rund 3400 Tatverdächtige ermittelt, das waren etwa 200 mehr als noch ein Jahr zuvor. „Kriminelle, die im und über das Netz agieren, bedrohen neben Privatpersonen und Unternehmen zunehmend auch staatliche Institutionen und dabei insbesondere deren sensible Infrastrukturen“, sagte Behrens.

Unter Cyberkriminalität fällt zum Beispiel ein Betrugsversuch, der das potenzielle Opfer per E-Mail statt per Post erreicht. Angriffe beziehen sich oft auf Computersysteme und Netzwerke.

Gegen wen sich die Angriffe richteten

Insbesondere der Versicherungsbereich, das Gesundheitswesen, der Luftfahrt- und Lebensmittelsektor sowie der Verkehrsbereich waren demnach im vergangenen Jahr von Cyberangriffen betroffen. Die von den Angriffen betroffene kritische Infrastruktur konnte zu jeder Zeit aufrechterhalten werden, hieß es. Zur kritischen Infrastruktur zählen etwa die Energie- oder Gesundheitsversorgung.

Im vergangenen Jahr wurden landesweit 81 sogenannter Ransomware-Angriffe gezählt. Das waren 23 weniger als noch ein Jahr zuvor. Von diesen Angriffen kann jedoch eine hohe Gefahr ausgehen. Dabei handelt es um Schadprogramme, die den Zugriff auf Daten und Systeme einschränken oder zeitweise unterbinden. Für die Freigabe wird dann oftmals Lösegeld gefordert.

Schadenssumme bei Angriffen auf Onlinebanking gestiegen

Auch die Bevölkerung sei im Visier der Hacker - so würden etwa Fakeshops eingerichtet, um bezahlte Scheinangebote nicht zu liefern oder um an Zugangsdaten für das Onlinebanking zu gelangen. Angriffe auf das Onlinebanking stiegen von 2022 auf 2023 um zehn Prozent, insgesamt wurden rund 2800 Fälle verzeichnet. Die Schadensumme stieg im selben Zeitraum von 13,7 auf 14,4 Millionen Euro.

Landespolizeipräsident Axel Brockmann appellierte, Cybercrime zur Anzeige zu bringen. „Das Anzeigenaufkommen aus der Bevölkerung und der Wirtschaft hat sich seit 2012 immerhin verdreifacht, beträgt aber dennoch nur rund 24 Prozent. Nur wenn uns die Delikte bekanntwerden, ist es der Polizei möglich, Täterinnen und Täter zu ermitteln, die Phänomene effektiv zu bekämpfen und präventive Strategien und Maßnahmen dagegen zu entwickeln“, betonte Brockmann.

Zahl kinderpornografischer Inhalte deutlich gestiegen

Zudem legte das Innenministerium am Montag Zahlen zu Kinderpornografie vor. Bei Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften wurden im vergangenen Jahr 6855 Fälle in Niedersachsen erfasst. Das waren etwa 2150 mehr als noch 2022. Das Ministerium führte die Steigerung unter anderem auf eine deutlichere Sensibilisierung von Bevölkerung und Netzwerkbetreibern zurück.

Ministerin: IP-Adresse müssen für Verfolgung gespeichert werden

Behrens sprach sich dafür aus, dass es dringend Lösungen brauche, um IP-Adressen lange genug vorzuhalten, um eine effektive Verfolgung dieser Straftaten zu ermöglichen. IP steht für Internetprotokoll-Adresse. „Ich empfinde es als absolut inakzeptabel, dass wir bei Aufdeckung dieser Verbrechen noch immer zum Großteil davon abhängig sind, dass wir Hinweise aus den USA erhalten, weil uns die notwendigen Daten hierzulande nicht zur Verfügung stehen“, kritisierte die Ministerin.

Mehr als die Hälfte des polizeilich sichergestellten Datenmaterials bezieht sich laut Lagebild mittlerweile auf kinder- und jugendpornografische Inhalte. Die Auswertung dieser in der Vergangenheit stark gestiegenen Datenmengen stellt die Behörden bei der Aufklärung der Straftaten vor immer größere Herausforderungen, hieß es.

CDU-Politiker: Einsatz von KI ausbauen

Helfen soll bei der Aufklärung verstärkt Künstliche Intelligenz (KI). Anfang des Jahres wurde eine mehrjährige landesweite Testphase einer entwickelten KI-Software in den Regelbetrieb überführt. CDU-Fraktionsvorsitzender Sebastian Lechner forderte, dass der Einsatz von KI bei der Polizei weiter verstärkt werden müsse, um die großen Datenmengen auswerten zu können.

Das Innenministerium betonte, dass man die Personalstärke im Kampf gegen Cybercrime und Kinderpornografie kontinuierlich verstärkt habe. Rund 600 Menschen seien mittlerweile in spezialisierten Dienststellen mit den Ermittlungen betraut.

© dpa-infocom, dpa:240603-99-256560/3

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