Innenministerium:Kaum Frauen mit Top-Jobs bei der Polizei

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In Westen gekleidete Polizisten. (Foto: Silas Stein/dpa)

Die Thüringer Polizei wird weiterhin vor allem von Männern geprägt. Gerade bei Top-Positionen sind Frauen kaum vertreten. Der Linke-Innenpolitiker Sascha Bilay findet das problematisch und fordert, die bisherige Beförderungspraxis unter die Lupe zu nehmen.

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Erfurt (dpa/th) - Je höher die Stufe der Karriereleiter, desto weniger Frauen sind vertreten: Bei der Thüringer Polizei ist kaum jeder sechste Führungsdienstposten mit einer Frau besetzt. Das geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten Sascha Bilay hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach waren von 828 Führungsdienstposten nur 124 mit einer Frau besetzt. Ihr Anteil lag damit bei knapp 15 Prozent.

„Frauen sind in der Thüringer Polizei auch im Jahr 2023 noch immer unterrepräsentiert“, sagte der Linke-Innenpolitiker Bilay. Dies sei vor allem in Bereichen problematisch, die aus seiner Sicht von besonderer Bedeutung sind. „So ist in den Bildungseinrichtungen nicht mal jede vierte Stelle durch eine Frau besetzt.“

Die Zahlen zeigen gewissermaßen eine Pyramide: In den unteren Laufbahngruppen ist der Frauenanteil deutlich höher als in den oberen, die auch besser bezahlt werden. Generell ist nach den Zahlen nicht einmal jeder dritte Polizist in Thüringen weiblich. Von den 5798 Polizeivollzugskräften, die es zum Stichtag 1. Februar in Thüringen gab, waren 1572 Frauen. Ihr Anteil lag also bei rund 28 Prozent.

Im mittleren Dienst ist das Verhältnis noch ähnlich: 1045 Frauen kommen auf 2693 Männer. Dann nimmt der Frauenanteil aber stetig ab. Im gehobenen Polizeivollzugsdienst sind von 1959 Menschen 517 weiblich, Frauen sind in dieser Laufbahngruppe also mit rund 26,4 Prozent vertreten. Im höheren Polizeivollzugsdienst macht ihr Anteil mit 10 Frauen von 101 Beschäftigten nicht einmal mehr 10 Prozent aus.

Ein Blick auf die Statistik der Einstellungs- und Bewerberzahlen zeigt aber auch, dass sich insgesamt deutlich weniger Frauen als Männer für einen Job bei der Polizei interessieren. Von den 1733 Bewerberinnen und Bewerbern für den Polizeivollzugsdienst im vergangenen Jahr waren 489 Frauen. Eingestellt als Anwärter wurden 197 Männer und 93 Frauen in den mittleren Dienst und 51 Männer sowie 14 Frauen im gehobenen Dienst.

Bilay sagte, es gehe nicht nur um einen „modernen Anspruch zur Geschlechtergleichstellung“. Die Förderung von mehr Frauen in der Polizei könne auch zu mehr Akzeptanz polizeilichen Handelns und mehr Qualität in der Polizeiarbeit führen. Bei der Aufklärung von Fällen häuslicher oder sexueller Gewalt könne etwa sensibler auf die Opfer eingegangen werden. „Mehr Frauen kann bei diesen Fällen auch bedeuten, schneller zu verwertbaren Ergebnissen zu kommen.“

Aus den Zahlen des Innenministeriums geht hervor, dass in den Bildungseinrichtungen nicht einmal jede vierte Stelle mit einer Frau besetzt ist, bei der Bereitschaftspolizei ist es jede sechste Stelle. Bei der Bereitschaftspolizei gibt es auch kaum Frauen, die Aufgaben als Hundertschafts-, Zug-, Gruppen- oder Truppführerin wahrnehmen.

Bilay forderte, bereits bei der Anwerbung von Personal stärker auf Frauen zuzugehen. Die aktuelle Werbekampagne sei ein Schritt in die richtige Richtung. „Es muss zudem geprüft werden, inwieweit Frauen noch stärker auch für Fortbildungsmaßnahmen gewonnen werden können, um sie zu potenziellen Führungskräften fortzuentwickeln“, sagte Bilay. Er sprach sich dafür aus, zu klären, ob Frauen etwa bei Beurteilungen systematisch benachteiligt werden. „Abwesenheitszeiten zur Kinderbetreuung oder mangelnde Möglichkeiten zum Schichtdienst dürfen sich nicht nachteilig auf die Karriereplanung auswirken.“

Vakant ist in Thüringen auch noch der Posten des Polizeipräsidenten oder der Polizeipräsidentin. Als aussichtsreiche Kandidaten werden zwei Männer gehandelt.

© dpa-infocom, dpa:230527-99-844623/3

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