Ingrid Betancourt:Rosenkrieg nach Geiselhaft

Seit zwölf Jahren ist Ingrid Betancourt verheiratet, die Hälfte der Zeit lebte sie getrennt - als Geisel der Farc. Jetzt will sie die Scheidung. Doch ihr Mann lehnt ab.

Die kolumbianische Ex-Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt will sich von ihrem Mann Juan Carlos Lecompte scheiden lassen. Betancourt war im vergangenen Juli nach mehr als sechs Jahren aus Geiselhaft befreit worden.

Ingrid Betancourt: Ingrid Betancourt gemeinsam mit ihrem Mann Joan Carlos Lecompte kurz nach ihrer Befreiung: Die Begrüßung verlief vergleichsweise kühl.

Ingrid Betancourt gemeinsam mit ihrem Mann Joan Carlos Lecompte kurz nach ihrer Befreiung: Die Begrüßung verlief vergleichsweise kühl.

(Foto: Foto: dpa)

Ihre Rechtsanwälte hätten argumentiert, die Trennung von Tisch und Bett bestehe faktisch schon seit mehr als sechs Jahren und damit wesentlich länger, als das Gesetz für eine Scheidung vorschreibe, berichtete das Magazin Semana.

Die Rechtsanwälte von Lecompte hätten den Antrag jedoch zurückgewiesen. Die Begründung: Die Trennung sei nicht freiwillig gewesen, weil sich Betancourt in der Gewalt der marxistischen Rebellengruppe "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) befunden habe.

Jedoch hätten die Anwälte Lecomptes zugleich angekündigt, sie würden ihrerseits im Namen ihres Mandanten die Scheidung beantragen, weil Betancourt ihrem Mann während der Geiselzeit untreu gewesen sei.

Als Beweis hätten die Anwälte das vor kurzem veröffentlichte Buch "Out of Captivity" (Aus der Haft) angeführt. Dort schreiben die drei zusammen mit Betancourt am 2. Juli 2008 aus der Gewalt der Farc befreiten Amerikaner Marc Gonsalves, Keith Stansell und Tom Howes unter anderem von einer Liebesaffäre Betancourts mit dem ebenfalls entführten und vor gut einem Jahr freigelassenen Ex-Senator Luis Eladio Pérez. Die Distanz Betancourts zu ihrem Mann war schon am Tag der Freilassung augenfällig geworden, als sie ihn - im Gegensatz zur ihrer Familie - nur kühl begrüßte.

Lecompte, der sich die langen Jahre der Geiselhaft über immer wieder öffentlich und mit teilweise spektakulären Aktionen für die Freilassung seiner Frau eingesetzt hatte, sagte vor kurzem, er fühle sich durch deren distanzierte Art seit der Freilassung betrogen. Das jahrelange Warten habe sich als umsonst herausgestellt, meinte er bitter. Betancourt, die mit Lecompte in zweiter Ehe verheiratet ist, schreibt zurzeit nach Angaben ihrer Familie an ihren Erinnerungen an die Geiselhaft.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: