Süddeutsche Zeitung

Tsunami in Indonesien:Starker Regen erschwert die Rettungsarbeiten

  • Bei dem verheerenden Tsunami auf den indonesischen Inseln Java und Sumatra sind nach Behördenangaben 429 Menschen ums Leben gekommen.
  • Die Zahl der Opfer könnte noch steigen: Mehr als 1485 Menschen seien verletzt worden, 154 weitere würden noch vermisst.
  • Das Gerücht einer weiteren Flutwelle löste am Dienstag in der Provinz Lampung auf Sumatra eine Massenpanik aus.

Die verheerende Flutwelle, die am Samstag die Küsten von Java und Sumatra in Indonesien traf, hat Häuser, Strandhütten, und Autos mitgerissen und unter Schlamm begraben. Straßen sind durch Trümmerteile und entwurzelte Bäume unpassierbar geworden. Erst jetzt haben Helfer auch die abgelegensten Dörfer an der Südwestspitze der Insel Java erreicht, die durch einen indirekt von einem Vulkanausbruch ausgelösten Tsunami zerstört wurden.

Nach neuen Behördenangaben sind dabei mindestens 429 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Opfer könnte noch steigen: Mehr als 1485 Menschen seien verletzt worden, 154 weitere würden noch vermisst, teilte der indonesische Katastrophenschutz mit. Zudem erschwert starker Regen die Bergungsarbeiten. Straßen in der besonders betroffenen Provinz Banten waren bereits vor dem Tsunami in schlechtem Zustand. Nun können viele nur mit Hilfe von Baggern passierbar gemacht werden.

Teams von Soldaten, Behördenmitarbeitern und anderen Helfern arbeiten sich unermüdlich zu Dörfern im Bezirk Pandeglang vor. Dort richtete der Tsunami besonders schwere Schäden an. Die Regierung habe für die Region einen zwei Wochen dauernden Notstand ausgerufen, sagte Katastrophenschutz-Sprecher Sutopo Purwo Nugroho. Das Gebiet ist vor allem bei Einheimischen als Urlaubsziel beliebt. Deutsche sind nach Angaben des Auswärtigen Amts vom Montag nicht unter den Opfern. Zum Zeitpunkt des Tsunami herrschten Flut und Vollmond, was die Wirkung der Wellen verstärkte.

Musiker während eines Konzerts weggespült

Unter den zahlreichen Opfern war auch die in Indonesien beliebte Band Seventeen. Die Musiker wurden während ihres Konzerts auf einer Strandbühne vom Tsunami weggespült. Nur Sänger Riefian Fajarsyah überlebte. Seine Frau starb ebenso wie die anderen Bandmitglieder. Auf Instagram entschuldigte sich der Musiker, er könne nicht zur Beisetzung der Bandkollegen reisen, er müsse bei seiner Frau bleiben.

Auslöser des Tsunamis war nach offiziellen Angaben eine Eruption des in der Sundastraße rund 50 Kilometer von der Küste entfernten Vulkans Anak Krakatau. Die Erschütterung hatte demnach zu einem Erdrutsch geführt, der dann den Tsunami auslöste. Die Flutwelle traf insgesamt fünf Bezirke auf Java und Sumatra. Am schlimmsten verwüstet wurde der Bezirk Pandeglang im Westen von Java. Das Tsunami-Warnsystem hatte nicht reagiert, da es ausschließlich Seebeben registriert.

Der Vulkan Anak Krakatau - das "Kind des Krakatau" - ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Die Insel wächst seit Jahrzehnten aus den Überresten der bei der verheerenden Explosion des Krakatau 1883 fast vollständig zerstörten Vulkaninsel aus dem Meer. Experten warnten vor weiteren Tsunamis, solange die derzeitige Aktivität des Vulkans anhalte. Denn sie kann zu weiteren Erdrutschen unter Wasser führen.

Das Gerücht einer weiteren Flutwelle löste am Dienstag in einem Dorf in der Provinz Lampung auf Sumatra eine Massenpanik aus. Hunderte Menschen, teilweise mit ihren Kindern auf den Armen, flüchteten, als das Wasser anstieg. Viele nahmen Motorräder oder schwangen sich auf die Ladeflächen von Lkw, um zu entkommen. "Rennt in die Berge - Wasser", schrien die verzweifelten Menschen. Polizei und Rettungskräfte versuchten, den Menschen zu helfen, bis klar wurde, dass es nur ein Gerücht war: Über die Lautsprecher der örtlichen Moschee hieß es, es habe sich lediglich um den regulären Wechsel von Ebbe und Flut gehandelt.

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