Süddeutsche Zeitung

Indonesien:Zahl der Toten nach Erdbeben steigt auf 81

Hunderte Menschen sind bei dem Erdstoß auf der Insel Sulawesi verletzt worden. Fast 28 000 Menschen sind derzeit auf Notunterkünfte angewiesen.

Nach dem schweren Erdbeben in Indonesien am vergangenen Freitag ist die Zahl der Toten nach Angaben des Katastrophenschutzes auf 81 gestiegen. Mitten in der Nacht hatte das Erdbeben der Stärke 6,2 auf der indonesischen Insel Sulawesi die Menschen aus dem Schlaf gerissen und Tod und Verwüstung gebracht. Mehr als 740 Menschen seien verletzt worden, fast 28 000 Menschen befänden sich in Notunterkünften. Auf Videos und Fotos waren weinende Menschen und Einsatzkräfte auf der verzweifelten Suche nach Überlebenden zu sehen.

Das Unglücksgebiet befindet sich in der Region West-Sulawesi. Das Zentrum des Bebens, das die Region um 1.28 Uhr Ortszeit erschütterte, lag bei Majene in zehn Kilometern Tiefe. Die Suchtrupps waren auch mit Baggern und Kränen im Einsatz. Die meisten arbeiteten sich aber ohne Geräte durch den meterhohen Schutt, um in den Häuserruinen nach Lebenszeichen zu fahnden.

Unter anderem stürzten zwei Krankenhäuser, ein Hotel und ein Teil des Gebäudes der Lokalverwaltung in der Provinzhauptstadt Mamuju ein, wie die Behörden mitteilten. In der Region seien auch mehrere Erdrutsche gemeldet worden, die mehrere Straßen unter sich begruben, berichtete der Zivilschutz. Tausende Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen. Auch die Stromversorgung brach zusammen. Am Donnerstag hatte sich in der Gegend bereits ein Beben der Stärke 5,9 ereignet.

Ein Video, das der Katastrophenschutz veröffentlichte, zeigte ein kleines Mädchen, das unter den Trümmern eines Hauses voller Schmerzen um Hilfe schrie. "Es sind dort vier Menschen, aber wir können nichts machen, weil wir kein schweres Gerät haben", sagte eine Männerstimme in dem Video. In einem anderen Video zeigte eine weinende Frau auf die Trümmer ihres Hauses und sagte: "Mein Kind ist da drin".

Tsunami-Warnung abgegeben

Experten warnten die Bevölkerung vor einem möglichen Tsunami, falls es stärkere Nachbeben geben sollte. Dann seien Erdrutsche auf dem Meeresgrund möglich, die eine große Welle auslösen könnten, zitierten Medien die Agentur für Meteorologie und Geophysik. Wenn Menschen in Küstennähe weitere Erdstöße verspürten, sollten sie sich umgehend in Sicherheit bringen, ohne eine Tsunami-Warnung abzuwarten. Allerdings wurde den Menschen wegen möglicher Abgänge von Erdmassen davon abgeraten, in die Berge zu fliehen. Die Agentur erinnerte an das verheerende Beben der Stärke 7,5 im Jahr 2018 auf Sulawesi, als es nach dem Erdstoß nur drei Minuten dauerte, bis eine meterhohe Flutwelle die Stadt Palu und die umliegenden Gemeinden verwüstete. Mehr als 4000 Menschen fielen den beiden Naturkatastrophen zum Opfer.

Der indonesische Präsident Joko Widodo versprach den Menschen schnelle Hilfe. "Ich habe sofortige Notfallmaßnahmen angeordnet, um Menschen zu retten und Verletzte zu behandeln", sagte er. Nach Angaben der Nationalen Such- und Rettungsagentur war auch ein Transportflugzeug des Typs Hercules C-130 mit Suchgerät und Einsatzkräften unterwegs ins Unglücksgebiet. Sulawesi liegt zwischen Borneo und Neuguinea. Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring. Im Südteil des Archipels schiebt sich die Indo-Australische Platte unter die Eurasische Platte, was zu häufigen Erdbeben und Vulkanausbrüchen in der Region führt.

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