Indonesien:Fast 200 Birma-Flüchtlinge gerettet

Sie sind ausgemergelt, ihr Zustand ist kritisch: Erneut sind birmanische Bootsflüchtlinge vor Indonesien aufgegriffen worden. Offenbar wurden sie in Thailand misshandelt.

Die indonesischen Streitkräfte haben vor der Küste der Provinz Aceh 198 in Thailand vertriebene birmanische Bootsflüchtlinge gerettet. Sie waren in einer beispiellosen Odyssee drei Wochen auf einem motorlosen und nur zwölf Meter langen Holzboot zusammengepfercht, sagte ein Vertreter der indonesischen Streitkräfte, Tedi Sutardi. "Sie standen 21 Tage lang, weil kein Platz zum Sitzen war. Es ist ein Wunder, dass sie überlebt haben", sagte Sutardi.

Indonesien: Mitglieder der verfolgten Minderheit der Rohingya warten in einem Militärlager an der Küste Acehs: Erneut hat das indonesische Militär birmanische Bootsflüchtlinge gerettet.

Mitglieder der verfolgten Minderheit der Rohingya warten in einem Militärlager an der Küste Acehs: Erneut hat das indonesische Militär birmanische Bootsflüchtlinge gerettet.

(Foto: Foto: AP)

Ihr Gesundheitszustand sei kritisch. Mindestens 56 der Flüchtlinge wurden wegen akuter Dehydration im Krankenhaus behandelt, unter ihnen auch ein 13-jähriger Junge.

22 Passagiere sind nach Schilderungen der Flüchtlinge während der Überfahrt ums Leben gekommen, wie Sutardi erklärte. An Bord gab es zuletzt kein Essen oder Trinkwasser mehr. Bei den Flüchtlingen handelte es sich um Angehörige der in Birma verfolgten islamischen Minderheit der Rohingya.

Die Überlebenden berichteten, sie seien Teil einer Gruppe von etwa 1000 Rohingya in Thailand gewesen, die ohne Papiere gearbeitet habe. Nach ihrer Festnahme im Dezember seien sie von thailändischen Sicherheitskräften auf neun motorlosen Booten auf hoher See ausgesetzt worden. Sutardi sagte, einige seien geschlagen worden. "Wir konnten blaue und schwarze Flecken auf ihren Rücken sehen."

Vorwürfe gegen Thailand

Fischer hatten das kleine Boot am Montag nördlich der Insel Sumatra entdeckt. Es war bereits das zweite Flüchtlingsboot, das in diesem Monat in indonesischen Gewässern entdeckt wurde.

Menschenrechtsorganisationen haben Thailand Anfang des Monats vorgeworfen, zweimal Boote mit mehreren hundert Rohingya aufgegriffen und die Menschen auf offener See ihrem Schicksal überlassen zu haben. Die thailändischen Streitkräfte haben dies zurückgewiesen und erklärt, die illegal eingewanderten Personen seien festgesetzt und in ihre Heimat zurückgeschickt worden.

Der thailändische Regierungschef Abhisit Vejjajiva ordnete aber eine Untersuchung an. Allerdings sollen die Nachforschungen von einer Militäreinheit geleitet werden, die maßgeblich für die Politik der Abweisung der Flüchtlinge verantwortlich ist.

In Birma leben etwa 800.000 Angehörige der Minderheit der Rohingya. Die Militärjunta hat die Rohingyas zu Staatenlosen erklärt. Hunderttausende sind wegen der anhaltenden Unterdrückung durch das Militärregime nach Bangladesch, Malaysia und in den Nahen Osten geflüchtet. In Bangladesch leben mehrere zehntausend Rohingya in Flüchtlingslagern.

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