Süddeutsche Zeitung

Indiens Hauptstadt:Smog nimmt Neu Delhis Einwohnern die Luft zum Atmen

Lesezeit: 1 min

Millionen Menschen in Indiens Hauptstadt atmen mit jedem Zug giftige Gase und Feinstaub ein. "Wir husten alle", sagt Arvind Kejriwal, der Chef des Regionalparlamentes. Deswegen erließ er in Neu Delhi erstmals weitreichende Fahrverbote für Privatautos. So soll die verheerende Luftverschmutzung eingedämmt werden, die gerade neue Rekordwerte erreicht.

Grundsätzlich dürfen vom 1. Januar an abwechselnd nur Fahrzeuge mit gerader oder ungerader Zahl auf dem Nummernschild fahren. Wer sich nicht daran hält, muss 2000 Rupien (28 Euro) zahlen - eine harte Strafe in Neu Delhi, wo Fahren über die rote Ampel nur 100 Rupien kostet. Ausnahmen gelten nur für Krankenwagen, Polizei, Feuerwehr, Leichenwagen und VIPs - sich selbst zählt Kejriwal nicht dazu.

Kejriwal erklärte, es käme auch darauf an, dass die Besitzer der etwa 2,6 Millionen Autos in Delhi mitmachten. "Wenn jeder die Regeln bricht und die Menschen den Plan nicht akzeptieren, werden wir das Vorhaben abbrechen müssen. Wir können das nicht mit dem Schlagstock durchsetzen." Während der Pressekonferenz hustete er mehrfach - eine chronische Beschwerde.

Elektro- und Hybridautos sind vom Fahrverbot ausgenommen

Kejriwal forderte die Bürger seiner Stadt auf, mehr öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Die Regierung werde 6000 neue Busse und 10 000 neue Auto-Rikschas zulassen. Auch forderte er implizit zum Kauf von Fahrzeugen auf, die die Luft weniger belasten. Denn Elektro- und Hybridautos sowie mit Gas betriebene Fahrzeuge sind von den Verboten ausgenommen. Außerdem dürfen Frauen, die alleine unterwegs sind, aus Sicherheitsgründen immer fahren.

Umweltschützer begrüßten die Maßnahmen, sehen aber weiteren Handlungsbedarf. Den neben Autos und Diesel-Lastwagen, die meist dicke Rußwolken ausstoßen, gibt es zahlreiche weitere Feinstaubquellen in Neu Delhi, darunter viele offene Feuer, in denen unter anderem Müll verbrannt wird, Kohlekraftwerke und Ziegeleien am Stadtrand oder Staub von den unzähligen offenen Baustellen in der Stadt.

Höhere Feinstaubbelastung als in Peking

Neu Delhi gehört zu den Städten mit der weltweit schlechtesten Luft. Die Weltgesundheitsorganisation WHO kam 2014 in einer Studie zu dem Ergebnis, dass nirgendwo sonst so viel Feinstaub in der Luft ist wie in Neu Delhi. An vielen Tagen ist die Belastung schlimmer als in Peking, wo jüngst mehrfach die Alarmstufe "Rot" ausgerufen wurde.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2796526
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.