Indien:Vergewaltigte Krankenschwester stirbt nach 42 Jahren im Koma

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  • 42 Jahre nachdem sie nach einer brutalen Vergewaltigung ins Koma gefallen war, ist eine indische Krankenschwester gestorben.
  • Ihr Fall hatte eine Debatte um Sterbehilfe ausgelöst. Indiens Supreme Court entschied 2011, die Koma-Patientin solle weiter ernährt werden. In dem wegweisenden Urteil erklärten die Richter allerdings auch, dass passive Sterbehilfe in Ausnahmefällen möglich sei.

Inderin stirbt nach Jahrzehnten im Koma

Mehr als 40 Jahre lag eine indische Krankenschwester nach einer Vergewaltigung im Koma - nun ist die Frau gestorben. Aruna Shanbaug war im Jahr 1973 von einem Putzmann in ihrem Krankenhaus in Mumbai vergewaltigt und dabei so heftig mit einem Hundehalsband gewürgt worden, dass sie ins Koma fiel.

Am Montag sei die 66-Jährige gestorben, sagte ein Krankenhaussprecher. In den vergangenen Tagen sei sie künstlich beatmet worden, nachdem sie an einer Lungenentzündung erkrankt sei, sagten Mitarbeiter des King-Edward-Hospitals der indischen Nachrichtenagentur PTI.

Der Putzmann hatte Shanbaug vor 42 Jahren während einer Nachtschicht aufgelauert. Mit einer Kette fesselte er die Krankenschwester an ein Bett. Erst elf Stunden nach der Vergewaltigung wurde sie gefunden, die junge Frau hatte schwere Hirnstammverletzungen erlitten. Der Angreifer wurde wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Debatte um Sterbehilfe

Die Krankenschwester wurde seit 1973 von einem Team von Ärzten und Pflegerinnen betreut. Die Autorin Pinky Virani, die eine Biografie über Shanbaug schrieb, hatte vor Gericht dafür gekämpft, die Behandlung zu stoppen und sie sterben zu lassen. Die Krankenschwestern, die Shanbaug pflegten, waren gegen die Petition. Eine Debatte über Sterbehilfe begann.

Indiens Supreme Court entschied 2011, die Koma-Patientin solle weiter ernährt werden. In dem wegweisenden Urteil erklärten die Richter allerdings erstmals, dass passive Sterbehilfe in Ausnahmefällen möglich sei. Nämlich dann, wenn die Familie des Patienten dies beantragt und ein Ärztegremium und Gerichte den Fall überwachen. Für Shanbaug allerdings ließ das Gericht keine Abschaltung der lebenserhaltenden Geräte zu, da ihre Freundin Virani als Nicht-Familienmitglied keine Sterbehilfe beantragen dürfe.

Virani sagte dem indischen Sender NDTV nun: "Ihr wirklicher Tod war schon 1973." Und: "Ich danke Gott, dass ihr Leiden nun vorbei ist. (...) Sie war wie ein Vogel im Käfig." Aruna habe Indien dennoch etwas Großes gegeben - ein Gesetz zur passiven Sterbehilfe.

© SZ.de/dpa/AFP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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