Süddeutsche Zeitung

Indien:Panik nach neuer Tsunami-Warnung

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Nach mehreren Nachbeben in den asiatischen Katastrophengebieten haben die indischen Behörden eine Warnung vor neuen Flutwellen herausgegeben. Viele Bewohner der Küstenregion versuchen, ins Landesinnere zu fliehen.

Neue Warnungen vor Flutwellen und ein Ansteigen des Meeresspiegels haben an Teilen der indischen Küste Panik ausgelöst.

Die Behörden hatten nach mehreren Nachbeben in der asiatischen Katastrophenregion für den Süden Indiens eine neue Tsunami-Warnung herausgegeben. Die Bewohner der Küstenregion wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

Die Warnung galt für die Unionsstaaten Tamil Nadu und Kerala sowie die Inselgruppe der Andamanen und Nicobaren.

Der Verwaltungschef der von der jüngsten Flutwelle verwüsteten Stadt Nagappattinam sagte, innerhalb der kommenden Stunde könne eine weitere Flutwelle die Region erreichen.

Eine NDTV-Reporterin aus Port Blair, der Hauptstadt der Andamanen und Nikobaren, sprach von "unglaublicher und vollständiger Panik" auf den Straßen. Menschen um sie herum weinten.

Auf dem indischen Festland wurden laut NDTV Küstenabschnitte evakuiert und Straßen von der Polizei abgesperrt. Auch dort soll Panik ausgebrochen sein. Die Polizei in Nagappattinam wies hunderte Fahrzeuge mit Hilfsgütern sowie Rettungskräfte an, die Stadt nicht zu betreten.

Zu Fuß oder mit Bussen und weiteren Fahrzeugen flüchteten die Menschen. Unter den Fliehenden waren neben Zivilisten demnach auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Polizisten.

In Madras, der Hauptstadt Tamil Nadus, und auf den Andamanen und Nikobaren wurde bereits ein Ansteigen des Meeresspiegels beobachtet.

Die Warnung sei herausgegeben worden, nachdem Nachbeben den Wasserspiegel hatten ansteigen lassen, sagte ein Regierungsvertreter in Neu-Delhi. Das Observatorium in Hongkong hatte um 5.18 Uhr Ortszeit (Mittwoch, 22.18 Uhr MEZ) ein Seebeben der Stärke 5,7 nordwestlich von Sumatra registriert, in der Nähe des Epizentrums des verheerenden Bebens vom Sonntag. Weitere Beben wurden in Thailand und Birma registriert.

Unterdessen berichten Zeitungen in Indien, dass die Warnungen an die Behörden vor der ersten Flut im Verwaltungsapparat untergegangen beziehungsweise zu spät weitergeleitet wurden.

Die indische Luftwaffe sei um 07.30 Uhr morgens (03.00 Uhr MEZ) darüber informiert worden, dass es auf der zu Indien gehörenden Inselgruppe der Andamanen und Nikobarer ein schweres Erdbeben gegeben habe, sagte Luftwaffenchef S. Krishnaswamy der Tageszeitung Indian Express. "Die letzte Nachricht vom Stützpunkt Car Nikobar war, dass die Insel untergeht und überall Wasser ist."

Um 08.15 Uhr habe er einen Mitarbeiter angewiesen, das Verteidigungsministerium zu benachrichtigen.

Auf der zivilen Seite funktionierte die Kommunikation dem Bericht zufolge noch schlechter: Das indische Wetteramt habe um 08.54 Uhr per Telefax eine Warnung verschickt - allerdings nicht an den zuständigen Wissenschaftsminister Kapil Sibal, sondern an seinen Vorgänger.

Die neue indische Regierung ist seit Mai im Amt. Eine knappe Stunde später, um 09.41 Uhr, habe das Wetteramt ein weiteres Fax an das zuständige Kontrollzentrum im Innenministerium geschickt, berichtete die Zeitung. Um 10.30 Uhr habe das Kontrollzentrum daraufhin das Kabinett verständigt - zu diesem Zeitpunkt seien schon tausende Menschen tot gewesen. Der Krisenstab der indischen Regierung sei um 13.00 Uhr zusammengekommen.

Einer der ranghöchsten Mitarbeiter des indischen Wissenschaftsministeriums sagte der Zeitung The Times of India, seine Mitarbeiter und er hätten aus dem Fernsehen von den Flutwellen erfahren. Bis dahin hätten sie "keine Ahnung" gehabt.

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