Indien:Menschenrechtsaktivistin nach 14 Jahren Hungerstreik frei

Indien: Ein Foto vom 28. Mai 2014 zeigt Irom Chanu Sharmila, auch bekannt als 'Eiserne Lady von Manipur', nach einem Auftritt im Patiala Gericht in Neu Delhi.

Ein Foto vom 28. Mai 2014 zeigt Irom Chanu Sharmila, auch bekannt als 'Eiserne Lady von Manipur', nach einem Auftritt im Patiala Gericht in Neu Delhi.

(Foto: AFP)

Sie wird "Eiserne Dame von Manipur" genannt: 14 Jahre lang war die Inderin Irom Chanu Sharmila in Haft und mindestens genauso lange weigerte sie sich, freiwillig zu essen. Ob sie den Hungerstreik nach ihrer Entlassung beendet, ist unklar.

  • Irom Chanu Sharmila, eine indische Menschenrechtlerin, ist nach 14-jähriger Haft freigelassen worden.
  • Die 42-Jährige befand sich seit dem Jahr 2000 im Hungerstreik.
  • Sharmilas Protest richtete sich gegen ein Gesetz von 1990, das dem Militär außerordentlich viel Macht zuspricht.

14-jähriger Hungerstreik in Haft

In Indien ist die inhaftierte Menschenrechtsaktivistin Irom Chanu Sharmila freigelassen worden. "Das Gericht hat sie auf freien Fuß gesetzt", sagte ihr Anwalt Mani Khaidem. Die 42-jährige Inderin trat vor 14 Jahren aus Protest gegen ein Gesetz in Hungerstreik und weigert sich heute noch immer, zu essen und zu trinken. Damals ließen die Behörden Sharmila wegen des Vorwurfs des Selbstmordversuchs festnehmen und ordneten eine Zwangsernährung an. Seit November 2000 wurde sie in einem Gefängniskrankenhaus zwangsernährt.

Sharmila protestiert gegen die Macht des Militärs

Mit ihrer Verweigerung von Wasser und Nahrung protestiert Sharmila gegen ein Gesetz, das der Armee in dem ärmlichen Bundesstaat Manipur an der Grenze zu Myanmar weitreichende Befugnisse zuspricht. Das Gesetz, das 1990 zur Bekämpfung separatistischer Gruppen im unruhigen Nordosten sowie im Bundesstaat Kaschmir erlassen worden war, gibt dem Militär das Recht, auf Sicht zu schießen und Verdächtige ohne Haftbefehl festzunehmen. Menschenrechtsgruppen kritisieren seit langem, dass das Gesetz als Vorwand für außergerichtliche Hinrichtungen dient.

Nach der Beobachtung einer Hinrichtung hörte sie auf zu essen

Sharmila begann ihren Hungerstreik am 2. November 2000, nachdem sie nahe ihres Hauses in dem bergigen, entlegenen Bundestaat Manipur Zeugin geworden war, wie die Armee an einer Bushaltestelle zehn Menschen erschoss. Kurz nach dem Aufnehmen ihres Hungerstreiks wurde sie festgenommen und in ein Gefängniskrankenhaus eingewiesen, wo sie bis zu dem Tag der Freilassung blieb. Drei Mal am Tag wurde ihr über einen Tropf Nahrung eingeflößt. Wiederholt auf Anweisung örtlicher Gerichte freigelassen, nahm sie sogleich ihren Hungerstreik wieder auf, woraufhin sie erneut festgenommen wurde.

Ob Sharmila weiter hungern wird, ist noch offen

Derzeit befindet sich Sharmila im Krankenhaus von Manipurs Hauptstadt Imphal. Nach Angaben des ihr nahestehenden Menschenrechtsaktivisten Babloo Loitangbam sah das Gericht ein, dass der Vorwurf des Selbstmordversuchs nicht aufrecht zu erhalten sei. Ob Sharmila nach ihrer Freilassung weiter hungern will, blieb zunächst unklar. Vermutlich ist es der längste Hungerstreik aus politischen Motiven, der je verzeichnet wurde. Sharmilas Forderung lautete damals, sie werde erst nachgeben, wenn das Gesetz aus dem ganzen Land verbannt werden würde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: