Indien:Dorfbewohner töten erneut Tiger

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FILE PHOTO: A tigress carries her cub at a zoological park in the northeastern city of Guwahati FILE PHOTO: A tigress carries her cub at a zoological park in the northeastern city of Guwahati October 24, 2007. REUTERS/Utpal Baruah/File photo (Foto: REUTERS)

In einem Tigerreservat in Indien ist es erneut zu einem Zwischenfall gekommen: Nachdem ein Tier einen Mann angefallen und tödlich verletzt hatte, lynchten Bewohner das Tier mit einem Traktor.

Magdalena Pulz

Zehn Jahre lang habe die Tigerdame keinen Menschen verletzt, ihr ganzes Leben lang, das gab ein Vertreter der Forstbehörde an. Doch mit ihrer Friedfertigkeit war es am Sonntagabend vorbei. Der Tiger hatte im indischen Tigerreservat Dudwha einen Mann angegriffen. Der 50-jährige Bewohner eines nahen Dorfes starb noch in der Nacht infolge der Verletzungen. Zur selben Zeit trieben Bewohner des Dorfes die Raubkatze mit Äxten und Eisenstangen in die Enge. Etwa 300 Personen waren Augenzeugen zufolge wütend auf den Tiger losgegangen und töteten das weibliche Tier schließlich, indem sie es mit einem Traktor überrollten, wie ein Sprecher am Montag mitteilte.

Das war schon die zweite Eskalation innerhalb weniger Tage rund um den Tod eines Tigers in Indien. Am Freitag war die berühmte Tigerdame "Avni", alias T-1, erschossen worden. Es war die aufwendigste Suche nach einer Raubkatze, die in Indien je stattgefunden hat. Fast zwei Jahre versuchte man, T-1 lebendig zu fangen, bis die Wildschutzbehörde Anfang September schließlich den Abschuss erlaubte. Während Umweltschützer weiter gegen die Tötung des vom Aussterben bedrohten Tieres demonstrierten, fürchteten mehr als 5000 Bewohner der Region um ihr Leben. Die Tigerdame hatte eine traurige internationale Bekanntheit erlangt, weil sie in den vergangenen zwei Jahren 13 Personen getötet haben soll, drei davon allein im letzten August.

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Die Debatte um das Leben und Sterben der Tiger ist mit der Wolfsfrage in Deutschland zu vergleichen - nur ist sie wesentlich dringlicher. Zum einen muss man die Tierart, von der in freier Wildbahn nur noch etwa 3900 Exemplare leben, erhalten, zum anderen ist der Staat verpflichtet, seine Bürger vor den Angriffen der Raubkatzen zu schützen. Nach Regierungsangaben stirbt im Schnitt jeden Tag ein Inder durch einen Angriff von Tigern oder Elefanten. Die Vorfälle mehren sich auch deshalb, weil menschliche Siedlungen immer näher an Lebensräume von Tieren heranrücken.

Eine Lösung des Problems gibt es bisher nicht: Während die Population der Raubkatzen durch die Schutzmaßnahmen in Indien langsam wieder steigt, schrumpft ihr potenzieller Lebens- und Jagdraum weiter. Grundsätzlich ist es illegal, die Tiere zu töten. Auch in dem Fall des zweiten Tigers kündigte der Direktor des Reservates, Ramesh Pandey, rechtliche Schritte an.

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