SZ-Serie "Ein Anruf bei ...":"Er fragte: Warum bist du nicht einfach abgehauen?"

Lesezeit: 2 Min.

Simon Milewski (rechts) hatte in Sizilien die Kreditkarte eines gewissen Harrison Ford gefunden. Erst dachte er an einen Fake, aber die Karte war echt - und der Besitzer sehr dankbar. (Foto: privat)

Wie sich der Deutsche Simon Milewski in einem Fischrestaurant auf Sizilien dem "Indiana Jones"-Darsteller Harrison Ford als Kreditkarten-Finder vorstellte.

Interview von Martin Zips

Der Stuttgarter Betriebswirt und Mitarbeiter der Deutschen Bahn, Simon Milewski, 28, hat während seines Urlaubs auf Sizilien eine interessante Entdeckung gemacht.

SZ: Herr Milewski, was haben Sie entdeckt?

Simon Milewski: Ich war gerade in Mondello nördlich von Palermo und bin mittags an den Strand gegangen. Da sah ich ein Stück Plastik im Sand liegen und habe es aufgehoben. Es war eine Kreditkarte mit dem Namen "Harrison Ford".

Soso.

Erst dachte ich mir: Da heißt halt zufällig einer so. Oder es ist eine Fake-Karte. Jedenfalls war mir schnell klar, dass ich die Karte bei der Polizei abgeben muss.

Sehr richtig!

Ich fand's auch mal interessant, so eine italienische Polizeistation von innen zu sehen. Also hab ich im Internet geschaut und herausgefunden, dass die nächste Polizei ganz in der Nähe ist.

Und danach sind Sie wieder zum Strand?

Ja. Aber nach einer halben Stunde gärte es in mir. Da habe ich am Handy "Harrison Ford" eingegeben und festgestellt: Der ist ja wirklich gerade auf Sizilien und dreht einen neuen "Indiana Jones"-Film.

Harrison Ford als Indiana Jones im Film "Jäger des verlorenen Schatzes" von 1981. (Foto: Paramount/imago images/Everett Collection)

Mögen Sie "Indiana Jones"?

Als ich endlich einen eigenen Fernseher im Zimmer hatte, also als Jugendlicher im Ruhrgebiet, da habe ich oft Harrison-Ford-Filme gesehen. Im Privatfernsehen.

Mit Werbeunterbrechungen?

Ja. Damals gab es noch keine Streamingdienste.

Werbeunterbrechungen sind grauenvoll. Wie ging es mit der Kreditkarte weiter?

Na ja, ich habe weiter am Handy recherchiert und einen erst zwei Stunden alten italienischen Artikel gefunden, der offenbar davon berichtete, dass Herr Ford in Mondello gerade am Strand gesehen wurde. Also bin ich gleich noch mal zur Polizei und habe denen gesagt, ich würde mich Herrn Ford gerne vorstellen. Da haben mir die Polizisten gesagt, wo ich ihn finden kann.

Und wo haben Sie ihn gefunden?

Mit seiner Familie saß er im ersten Stock eines Fischrestaurants. Den Raum hatte er ganz für sich. Sein Team und die Bodyguards im Erdgeschoss waren so nett und haben mich durchgelassen.

Herr Milewski, Sie arbeiten eigentlich als Lokführer-Anwerber bei der Deutschen Bahn. Welche Prominenten haben Sie in Ihrem Leben schon getroffen?

Einmal wurde ich von Sigmar Gabriel am Hauptbahnhof angerempelt. Und einmal habe ich mit Lutz van der Horst von der ZDF-"Heute-Show" ein Selfie gemacht.

Gut. Aber da ist Harrison Ford ...

... ja, das ist schon ganz was anderes!

Wie reagierte Herr Ford, als Sie vor ihm standen?

Er fragte: "Warum bist du nicht einfach abgehauen mit meiner Kreditkarte?"

So etwas würden Sie niemals machen, oder?

Nein. Wenn ich meine Kreditkarte verloren hätte, würde ich mich doch auch freuen, wenn die jemand abgibt.

Eben. Und glücklicherweise ist Herr Ford nicht mit dem Flugzeug auf Sie gestürzt, wie damals, als er in Kalifornien auf einem Golfplatz notlanden musste.

Ja, er ist nicht mehr der Jüngste. Ich bin trotzdem gespannt auf den neuen "Indiana Jones". Mit 79 Jahren noch mal einen Actionfilm ...

Clint Eastwood ist 91 und hat gerade mit Pferden gedreht.

Ja, sehr sportlich!

Hoffentlich hat Eastwood beim Dreh nichts verloren. Haben Sie eigentlich Finderlohn erhalten, von Herrn Ford?

Jemand hat von ihm und mir ein Foto gemacht, das war sozusagen der Finderlohn. Das Foto habe ich dann später auf verschiedenen Kanälen gepostet. Das fanden viele Menschen toll.

Und sonst nichts?

Also, wenn die mir vielleicht noch eine winzige Nebenrolle in dem neuen Film anbieten würden, das wäre natürlich schon ein Traum.

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