In USA erschossener Austauschschüler:Diren D. soll mehrfach in Garagen eingedrungen sein

Trauermarsch für getöteten Gastschüler

Die Trauer um den erschossenen Hamburger Austauschschüler Diren D. ist groß.

(Foto: Bodo Marks/dpa)

Neue Details im Fall des getöteten deutschen Gastschülers: Gemeinsam mit einem Freund soll der 17-Jährige mehrfach in Garagen in Missoula eingedrungen sein. Als Mutprobe.

Im Fall des im US-Bundesstaat Montana erschossenen Hamburger Austauschschülers Diren D. sind neue Details bekannt geworden. Der Freund, mit dem der 17-Jährige in der Nacht seines Todes unterwegs war, habe ausgesagt, die beiden seien mehrfach in Garagen in Missoula eingedrungen, erklärte der Anwalt des Schützen, Paul Ryan, am Dienstag.

Das sogenannte "Garage Hopping" soll eine bei Jugendlichen in der Gegend verbreitete Mutprobe sein. Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Angaben zunächst nicht. Ziel des "Garage Hoppings" ist meist das Klauen von Alkohol. Der Lokalzeitung "The Missoulian" zufolge war der Freund ebenfalls ein Austauschschüler. Er stammt demnach aus Ecuador und ist inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt.

Die beiden Jugendlichen seien der Aussage des Freundes zufolge "bei mindestens drei oder vier verschiedenen Gelegenheiten" in Garagen der Universitätsstadt in den Rocky Mountains eingedrungen, erklärte Ryan.

Der Schütze beteuert seine Unschuld

Der Hausbesitzer Markus K. hatte den Austauschschüler in der Nacht zum 27. April in seiner Garage erschossen. Der 29-Jährige muss sich wegen vorsätzlicher Tötung verantworten, am 12. Mai findet die nächste Anhörung vor Gericht statt. Der Schütze beteuert, er habe sich gegen einen Einbrecher wehren wollen.

Die Staatsanwaltschaft hat aber den Verdacht, dass K. nicht aus Notwehr handelte, sondern mit dem Gewehr auf der Lauer lag. Ryan bekräftigte, dass sein Mandant sich nicht schuldig bekennen werde. "Wir werden alle verfügbaren rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, damit Markus von diesem Vorwurf freigesprochen wird", erklärte der Anwalt. "Wir glauben, dass er seine Familie und sich selbst gegen einen unwillkommenen Eindringling verteidigt hat, der in sein Haus eingebrochen ist."

Der Feuerwehrmann wohnt mit seiner Lebensgefährtin zusammen, das Paar hat einen zehn Monate alten Sohn. K. bestreitet nach Angaben seines Verteidigers, die Garagentür offen gelassen zu haben, um einen Einbrecher anzulocken. Vielmehr hätten er und seine Lebensgefährtin in der Garage Zigaretten geraucht und das Tor zur Lüftung aufgelassen. Die Handtasche, die der Schütze als Köder ausgelegt haben soll, sei von draußen gar nicht sichtbar gewesen.

Der Einfluss von Drogen wird überprüft

Ryan erklärte, bei seinem Mandanten sei vor der verhängnisvollen Nacht des 27. April bereits zwei Mal in weniger als einem Monat eingebrochen worden. Dabei seien "persönliche Gegenstände", ein Geldbeutel und Kreditkarten gestohlen worden. K.'s Lebensgefährtin habe die Einbrüche bei der Polizei gemeldet, die Behörden hätten aber nichts unternommen.

"Markus hat einen hohen Grad an Furcht und Angst um sich und seine Familie gespürt", hieß es in der Stellungnahme des Anwalts. Daher habe er seine Garage mit Bewegungssensoren und einer Überwachungskamera ausgestattet. Die Ermittler prüfen unterdessen, ob K. bei den tödlichen Schüssen möglicherweise unter dem Einfluss von Drogen stand. Bei dem Mann wurde nach Justizangaben ein Vorrat an Marihuana gefunden.

Seine Lebensgefährtin habe sich bei einer Nachbarin beklagt, bei einem früheren Einbruch seien Marihuana-Utensilien gestohlen worden. Die Polizei machte bei K. einen Bluttest. Der Leichnam von Diren D. war vergangene Woche nach Hamburg überführt worden, wo am Wochenende eine Trauerfeier für den türkischstämmigen Jugendlichen stattfand. Am Montag wurde der Jugendliche dann in Bodrum im Südwesten der Türkei beigesetzt.

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