In den USA getöteter Austauschschüler:Mitspieler veranstalten Benefizspiel

SC Teutonia 1910 - Gedenken an Diren

Gedenken an Diren - Passanten gehen am Gelände des Fußballclubs des Schülers vorbei, an dem Plakate und Transparente aufgehängt sind.

(Foto: dpa)

Vereinskollegen und Freunde des in den USA erschossenen Austauschschülers Diren D. veranstalten in Hamburg-Altona ein Benefiz-Fußballspiel. "Wir werden immer hinter euch stehen", sagt der Kapitän zur Familie des Opfers.

  • Ein 29-Jähriger hat auf seinem Grundstück im US-Bundesstaat Montana den 17-jährigen Diren D. aus Hamburg erschossen
  • Mitspieler veranstalten Benefizspiel
  • Getöteter Austauschschüler soll in der Türkei beigesetzt werden
  • Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt
  • Tödliche Schüsse könnten Bewegung in die Waffengesetzgebung Montanas bringen
  • Schütze erhält Morddrohungen

Hamburger Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungsverfahren ein

Nach den tödlichen Schüssen auf Diren D. wird sich auch die Staatsanwaltschaft in der Hansestadt in die Ermittlungen einschalten. "Wir prüfen den Sachverhalt und haben bereits die erforderlichen Unterlagen von den zuständigen amerikanischen Behörden angefordert", sagte Sprecherin Nana Frombach. Hintergrund ist Paragraf 7 des Strafgesetzbuchs. Darin heißt es, dass das deutsche Strafrecht auch für Taten gilt, die im Ausland gegen einen Deutschen begangen werden. Das Hamburger Ermittlungsverfahren soll nach Frombachs Darstellung zur Aufklärung der Todesumstände des Hamburger Austauschschülers beitragen - "mit den begrenzten Möglichkeiten, die wir von hier aus haben".

Polizei sucht Zeugen

Der 17-Jährige war für ein Auslandsjahr in den USA. Was der Teenager nachts in der ruhigen Wohngegend Grant Creek wollte, sei völlig unklar, sagte ein Polizeisprecher. Das Haus lag weit entfernt von der Big Sky High School von Missoula, wo der Schüler seit August die elfte Klasse besuchte. Der Schüler sei nachts aus noch ungeklärtem Grund in die Garage der Familie von Markus K. gegangen. Der Hausbesitzer fühlte sich seinem Anwalt zufolge bedroht und schoss auf den Teenager. Dieser wurde am Kopf und am Arm getroffen und starb im Krankenhaus. Eine Person, die sich bei dem Jungen befand, sei geflüchtet.

Mitspieler veranstalten Benefizspiel

Vereinskollegen und Freunde des erschossenen Schülers haben am Mittwochabend in Hamburg-Altona ein Benefiz-Fußballspiel veranstaltet. Rund 1000 Zuschauer kamen auf dem Hermann-Schnell-Sportplatz zusammen, um des getöteten 17-Jährigen zu gedenken. Die Spieler des SC Teutonia hatten zu der Aktion aufgerufen, um Spenden für die Angehörigen zu sammeln. "Wir werden immer hinter euch stehen", sagte der Kapitän der Mannschaft, Deniz Ercin, der Familie.

Beerdigung in der Türkei

Die Bestürzung über den Tod des Schülers ist groß. "Hamburg trauert um einen jungen Mann, der unter tragischen Umständen ums Leben kam", erklärte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Der Fußballverein des Teenagers, SC Teutonia 1910, hat für diesen Mittwoch ein Benefizspiel zugunsten seiner Familie geplant. Am Rande des Fußballspiels gegen den DSV Duvenstedt werden Spenden gesammelt. Diren D. soll in der Türkei beerdigt werden. Die Beisetzung sei in Bodrum im Südwesten des Landes geplant, sagte sein Fußballtrainer. "Die Stadt hat er immer so gerne gemocht." Sein Vater ist in die USA geflogen, um den Leichnam seines Sohnes nach Hause zu holen.

Schütze wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt

Der 29-Jährige Markus K., der in seiner Garage in Missoula, Montana, die tödlichen Schüsse auf den Schüler abgefeuert hat, beruft sich auf die Castle-Doktrin. Das Gesetz über das Recht zur Selbstverteidigung gegen Einbrecher wurde 2009 verschärft. Seitdem gilt: Wer auf einen Eindringling schießt, gilt prinzipiell als unschuldig, wenn er plausibel machen kann, dass er sich an Leib und Leben bedroht fühlte. Die Staatsanwaltschaft führt dagegen an, der Hausbesitzer habe gemeinsam mit seiner Ehefrau seit Tagen auf der Lauer gelegen, weil zuvor zweimal bei ihnen eingebrochen worden sei. Das Ehepaar habe den Schüler regelrecht in eine Falle gelockt. Markus K. wurde nach der Tat wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt. Seinem Anwalt zufolge erhält das Paar seit dem Wochenende Morddrohungen.

US-Abgeordnete will gegen Selbstjustiz kämpfen

Die Castle-Doktrin, auf die sich der Schütze beruft, müsse dringend eingeschränkt werden, sagt Ellie Hill, die für die Demokraten im Repräsentantenhaus des Bundesstaates Montana sitzt. "Der Einsatz von Waffen in unserem Land ist außer Kontrolle," sagte die Abgeordnete der Nachrichtenagentur AFP. "Die Castle-Doktrin fördert die Kultur, die zur jüngsten Tragödie führte." Hill hat nun einen Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, der eine entsprechende Einschränkung.

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