ICE-Unglück:Die Katastrophe von Eschede

Am 3. Juni jährt sich zum zehnten Mal das ICE-Unglück von Eschede. Eine Erinnerung an das schlimmste Bahnunglück der deutschen Nachkriegsgeschichte.

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Am 3. Juni 1998 verließ der ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" München. Rund 300 Fahrgäste und Bahn-Mitarbeiter waren an Bord. Um 10.58 Uhr die Katastrophe: Ein paar hundert Meter vor dem kleinen Bahnhof Eschede schlug der verbogene Radreifen auf die Spitze einer Weiche. Die ersten drei Wagen entgleisten, kippten aber nicht um. Während der Triebkopf und die ersten zwei Waggons nahezu unbeschadet weiterrollten, schlug der dritte gegen einen Brückenpfeiler. Die Brücke stürzte ein. Waggon vier kamen noch unter der Brücke hindurch, entgleiste und raste in ein Wäldchen. Waggon fünf wurde von fallenden Betonbrocken getroffen und von fast Tempo 200 auf Null gebracht. Die nachfolgenden sieben Wagen fuhren in die Trümmer und falteten sich wie eine Ziehharmonika zusammen. Am Ende schlug der schwere hintere Triebkopf wie ein Riesenhammer in die Waggonwracks. 101 Menschen starben, 119 erlitten teils schwere Verletzungen.

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Das ICE-Unglück in Eschede ist das schlimmste Bahnunglück in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Hergang wurde später rekonstruiert: Erst brach ein Radreifen und durchschlug den Wagenboden. Knapp zwei Minuten später prallte das Ende des herunterhängenden geborstenen Radreifens gegen eine Weiche und riss ein Stück von ihr hoch. Dadurch entgleiste der hintere Teil des ICE und wurde gegen den Brückenpfeiler geschleudert.

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Einer der größten Rettungseinsätze der Geschichte Deutschlands lief an: Mehr als 1800 Helfer, 39 Hubschrauber und 350 Fahrzeuge der Hilfsdienste waren im Einsatz.

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Der Einsatz bedeutete für die Helfer eine außerordentliche Belastung. Sie hatten 96 Tote am Unfallort entdeckt, fünf weitere Menschen erliegen ihren Verletzungen in Krankenhäusern.

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Das Foto zeigt den den Waggon, dessen gebrochener Radreifen das Zugunglück auslöste. Viele der 39.000 Bewohner von Eschede unterstützten die Bergungsarbeiten, beherbergten und verpflegten Rettungskräfte.

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Nach dem Unglück war der Vorrat an Blutkonserven knapp geworden. Über die Medien wurde die Bevölkerung zum Blutspenden aufgerufen. Viele Menschen waren diesem Aufruf gefolgt, um den Verletzten von Eschede zu helfen.

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Die damals 13-jährige Sybille Czichon (rechts, sie umarmt ihre Schwester Elena) wurde zur Heldin. Sie war auf dem Weg in die Ferien nach Dänemark. Obwohl sie verletzt war, leistete sie Erste Hilfe und tröstete andere Verletzte.

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Am Tag danach wehten die Fahnen der Bahn auf Halbmast. In ganz Deutschland trauerten die Menschen um die Toten des Unglücks.

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Am 21. Juni zog ein Trauerzug für die Opfer durch den niedersächsischen Ort.

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Die Bundesregierung trauerte mit: Der damalige Bundespräsident Roman Herzog, seine Frau Marianne, Kanzler Helmut Kohl, Außenminister Klaus Kinkel, SPD-Chef Rudolf Scharping und Verkehrsminister Matthias Wissman nahmen am Trauergottesdienst teil. Für jedes Opfer des Zugunglücks brannte eine Kerze.

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Die Suche nach strafrechtlich Verantwortlichen für die ICE-Katastrophe von Eschede begann im August 2002 vor dem Landgericht Lüneburg: Für den Prozess mit drei Angeklagten, zehn Nebenklägern und fünf, später 16 Sachverständigen zog die zuständige Strafkammer im Herbst 2002 in den Kreistag nach Celle um. Dort war der bei dem Unfall zerschellte ICE im Modell aufbaut.

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Auch der Radreifen, dessen Bruch am zu der Katastrophe führte, stand im Gerichtssaal.

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Heinrich Löwen, verlor bei dem Unglück seine Frau und Tochter. Er ist der Mann, der den Opfern in den vergangenen zehn Jahren Gesicht und Stimme gegeben hat. Er gründete eine Opfer-Initiative, der sich der größte Teil der Hinterbliebenen und der Verletzten angeschlossen haben. Als am 8. Mai 2003 nach 52 Prozesstagen das Verfahren gegen drei Ingenieure eingestellt wurde, rang Loewen um Fassung. Der Staat habe die Opfer "im Stich gelassen", sagte er. Jeweils 10.000 Euro mussten die beiden Ingenieure des ehemaligen Bundesbahnzentralamtes und ein Mitarbeiter des Radherstellers Thyssen bezahlen - damit gelten alle drei weiterhin als unschuldig. Auslöser für das Unglück war nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft der gebrochene Radreifen. Die Hinterbliebenen und Löwen protestierten noch im Gerichtssaal.

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Die Deutsche Bahn hat bisher mehr als 32 Millionen Euro an Schadenersatzleistungen gezahlt. Die Summe setzt sich zusammen aus dem Schmerzensgeld für Hinterbliebene und Überlebende, aus der Übernahme der Kosten für medizinische Behandlungen, aus Rentenzahlungen, Sachleistungen und Zahlungen für Erwerbs- oder Unterhaltsschäden. Für jedes Todesopfer zahlte das Unternehmen den Hinterbliebenen ein Schmerzensgeld von 30.000 Mark.

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Überlebende des Unglücks kommen Jahr für Jahr nach Eschede an die Gedenkstätte.

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Die Gedenkstätte wurde neben dem Bahndamm errichtet. 101 Kirschbäume wurde für die Opfer gepflanzt. An Betonwänden wird an das Ereignis erinnert, auf einer anderen sind die Namen der 101 Todesopfer mit Geburtsdatum und dem Wohnort vermerkt. Der Stellvertreter der Betroffenen, Heinrich Löwen, hofft, dass der zehnte Jahrestag auch ein "gewisser öffentlicher Schlusspunkt" wird. "Ich wünsche mir schon, dass dann Ruhe einkehrt."

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(imm/woja/lala)

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