Wenn die Namen Harvey und Irma im US-Fernsehen genannt werden und verheerende Zerstörungen im Süden der USA zu sehen sind, ist das eigentlich kein Grund sich zu freuen. Zwei Menschen aber können über die in ihrem Heimatland wütenden Stürme bloß staunen, und ja, sie müssen auch ein bisschen schmunzeln: Harvey und Irma Schluter, wohnhaft im Bundesstaat Washington im Nordwesten des Landes, verheiratet seit 75 Jahren.
Harvey feierte im Juli seinen 104. Geburtstag, Irma wird im November 93 Jahre alt. Am 13. März 1942 haben sie sich das "Ja"-Wort gegeben. 75 Jahre später, im März dieses Jahres, ließ sich das Paar zur Kronjuwelenhochzeit bejubeln.
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Nach der Hochzeit zogen Harvey und Irma Schluter nach Spokana, in eine Stadt mit mehr als 200 000 Einwohnern. Harvey Schluter eröffnete einen Friseursalon, den er 45 Jahre lang betrieb. Während ihr Mann arbeitete, verbrachte Irma Schluter viel Zeit allein zu Hause. Sie war - wie ihr Mann übrigens auch - in einer Großfamilie mit mehreren Geschwistern aufgewachsen. Nun fühlte sie sich oft einsam, der Trubel von damals fehlte ihr. Deshalb entschloss sich das Paar, Pflegekinder aufzunehmen. 120 Pflegekinder hätten im Lauf der Jahrzehnte bei ihnen gelebt, sagte Irma Schluter der New York Times.
Die Beziehung von Harvey und Irma hat viele stürmische Zeiten erlebt. Beide erinnern sich genau an die Namen sämtlicher Hurrikane: Von Hazel in den fünfziger Jahren über Agnes und David in de n Siebzigern bis hin zu Katrina und Felix nach der Jahrtausendwende. Direkt von Wirbelstürmen betroffen war das Paar nie, denn ihre Heimatstadt liegt im Landesinneren. Dort hätten sie lediglich Schneestürme eingeschneit oder Erdbeben erschüttert, aber ohne ernsthafte Folgen zu hinterlassen.
"Harvey" und "Irma" werden wahrscheinlich nicht mehr gemeinsam auftreten
"Ich habe keine Ahnung, wie das zustande gekommen ist, mit Harvey und Irma", sagte Irma Schluter der New York Times. Es ist eine mehrere Jahrzehnte alte Gepflogenheit der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), dass über den Atlantik wirbelnde Stürme einen Namen bekommen. Wenn sie anstelle eines Fachbegriffs den Namen eines Menschen tragen, falle es der WMO zufolge leichter, sich an Unwetter zu erinnern. Seit 1979 wechseln sich bei der Bezeichnung von Hurrikanen männliche und weibliche Vornamen ab.
Insgesamt sind sechs Namenslisten in Gebrauch. Demnach werden die Namen der 2017 tobenden Hurrikane im Jahr 2023 wieder verwendet werden. Allerdings kommen nur die Namen jener Wirbelstürme, die nicht allzu tödlich und kostspielig zugeschlagen haben, erneut zum Einsatz. Diese Einschränkung hat es ermöglicht, dass nun Harvey und Irma aufeinander folgen.
1981 war erstmals ein Hurrikan mit Harvey betitelt worden, eigentlich gefolgt von Irene. Weil Irene im Jahr 2011 jedoch Städte an der amerikanischen Ostküste und in der Karibik stark verwüstet hatte, strich man den Namen von der Liste - und zog den darauffolgenden Namen heran: Irma. Dass Harvey und Irma zukünftig noch einmal im Tandem auftreten, ist angesichts ihrer Heftigkeit zu bezweifeln.
Harvey und Irma Schluter gibt es hingegen weiterhin im Doppelpack. "Wirklich traurig", meint Irma Schluter, als sie von Irma verwüstete Städte im Fernsehen sieht. Das Schmunzeln in ihrem Gesicht ist längst verflogen.