Hurrikan vor der US-Ostküste:New York erwartet stärksten Hurrikan seit Jahrzehnten

Busse bleiben in den Depots, die U-Bahn fährt nicht mehr, Hunderte Flüge sind gestrichen: Die Ostküste der USA erwartet den schlimmsten Hurrikan seit Jahrzehnten. In New York wird "Sandy" in der Nacht zum Montag das öffentliche Leben stilllegen. Die Wetterbehörde der USA sagt voraus, dass "Sandy" mehr Zerstörungspotential haben wird als "Katrina".

Die gesamte Ostküste der USA ist im Ausnahmezustand. Hurrikan "Sandy" rast mit immer größerer Wucht in Richtung Norden und könnte schlimmste Zerstörungen nach sich ziehen. Bis zu 60 Millionen Menschen könnten von den Folgen des Unwetters betroffen sein, warnte der Leiter der US-Wetterbehörde NOAA, Louis Uccellini. Meteorologen erwarten heftigen Regen, Wind und bis zu 60 Zentimeter Schnee.

New York, Washington, Boston, Philadelphia oder Baltimore sind nur einige der Millionenmetropolen der USA, die von dem Wirbelsturm bedroht sind. Dort wird nach Leben in der Nacht zum Montag nahezu komplett stillstehen. In New York wird von 19 Uhr Ortszeit an keine U-Bahn mehr fahren und kein Bus unterwegs sein. Auch die Flughäfen haben bereits massenhaft Flüge gestrichen.

Die Behörden fürchten wegen starker Winde und Überschwemmungen zu hohe Risiken. Sie kündigten an, der Nahverkehr werde zwölf Stunden nach Ende des Sturms den Betrieb wieder aufnehmen. Gouverneur Andrew Cuomo teilte mit, man dürfe den Sturm "nicht auf die leichte Schulter" nehmen.

375.000 Bewohnern müssen ihre Häuser verlassen. Das ordnete New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg an. Betroffen sind vor allem die niedriger gelegenen Stadtteile im Süden Manhattans, darunter auch Tribeca, in dem nach der Zerstörung vom 11. September 2001 Tausende neue Wohnungen geschaffen worden waren. "Dies ist ein ernstzunehmender und gefährlicher Sturm", warnte Bloomberg.

Während "Sandy" auf seinem zerstörerischen Weg durch die Karibik schon mindestens 65 Menschen getötet hat, hat die US-amerikanische Wetterbehörde (NOAA) das Zerstörungspotential des Hurrikans auf eine ungewöhnlich hohe Stufe gestellt - höher als beim Hurrikan "Katrina, der im August 2005 über den Großraum New Orleans, Mississippi, Alabama und Tennessee hinwegfegte. Mehr als tausend Menschen waren damals umgekommen.

Höhere Gefahrenstufe als bei Katrina

Auf einer Skala von 0 bis 6 hat die NOAA "Sandy" derzeit mit 5,7 bewertet. Das ist ein höherer Wert als jeder Hurrikan zwischen 1969 und 2005 und höher als bei den Kategorie-5-Hurrikans Katrina, Rita, Wilma, Camille und Andrew. Der Wind allein wurde nach Analysen der NOAA zwar nur mit 2,6 bewertet - ein mittlerer Wert für einen Hurrikan - der Aufprall, verbunden mit Überflutungen, ergibt jedoch den ungewöhnlich hohen Wert von 5,7.

Der Sturm könnte Verwüstungen auf einem 1300 Kilometer breiten Streifen von New York und Washington D. C. an der US-Ostküste bis zu den Großen Seen bei Chicago anrichten. Wegen des gewaltigen Ausmaßes des Sturms und weil das Aufeinandertreffen von gleich drei Stürmen so selten vorkommt, "können wir uns nicht festlegen, wer das Schlimmste abbekommt", sagt Rick Knabb vom Nationalen Hurrikanzentrum in Miami, Florida.

Der von den Amerikanern als "Monstersturm" gefürchtete Hurrikan "Sandy" bedroht nicht nur die Bevölkerung, sondern wirbelt auch den Wahlkampf von Präsident Barack Obama und seinem Herausforderer Mitt Romney durcheinander: Obama verzichtet auf Kundgebungen in Virginia und Colorado und kündigte an, sich in der Hauptstadt dem Krisenmanagement zu widmen.

Auch Romney sagte zehn Tage vor der Wahl einen Auftritt in dem von "Sandy" bedrohten Virginia ab. Ab Montagabend könnte der Sturm dem gesamten östlichen Drittel der USA Starkregen und Schnee bringen sowie Überschwemmungen und Stromausfälle auslösen.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Textes wurde geschrieben, die NOAA hätte seit der letzten Nacht die Gefahrenstufe von "Sandy" von 2,6 auf 5,7 erhöht. Der Wert 2,6 bezieht sich jedoch lediglich auf den Wind, der Wert 5,7 auf das gesamte Zerstörungspotential, das sich durch die Aufprallwucht ergibt.

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