Süddeutsche Zeitung

Hurrikan "Sandy" bei Twitter:#Frankenstorm

Livebilder von der Brooklyn Bridge, gute Wünsche für Verwandte und Stoßgebete an Spongebob: Wenn #Sandy auf die Ostküste der USA trifft, kann die Welt mitverfolgen, was passiert. Viele Amerikaner twittern zum Jahrhundertsturm - und manche nehmen ihn mit Humor.

"Das ist so cool! Ich kann den Wind pfeifen hören", schreibt @Say_Lady aus Indiana. Aus sicherer Entfernung verfolgt sie, wie Hurrikan Sandy auf New York trifft - über die Bilder einer Kamera, die in der Krone der Freiheitsstatue angebracht ist. Die Internetseite earthcam.com bietet Livevideos von vielen Orten überall in der Millionenstadt. Etwas wackelig sind die Aufnahmen zwar, doch sie vermitteln einen Eindruck davon, wie es ist, in der Einzugsschneise eines Jahrhundertsturms zu wohnen. Ganz gleich ob Brooklyn Bridge oder Times Sqare: Überall weht es gewaltig.

Auf Twitter ist die Videoseite der Renner - und viele andere, die den Leuten helfen, sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen. Die New York Times etwa sendet alle 60 Sekunden ein Foto aus einem ihrer Büros im 51. Stock des Zeitungsgebäudes. Und dann sind da noch die zahlreichen Satellitenbilder, die die Ausmaße des Sturms sichtbar machen - zu sehen beispielsweise auf einer Internetseite der Nasa.

Während es über Nacht relativ ruhig blieb, war #Sandy in den frühen Morgenstunden wieder das am heißesten diskutierte Thema der amerikanischen Twittergemeinde. Ganz vorne mit dabei: Journalisten. Nachrichtenfrau @VanessaCoria postet Fotos aus ihrer Nachrichtenredaktion, die sich auf den bevorstehenden Hurrikan-Tag vorbereitet - @Timcast ist noch näher dran, er berichtet "live aus den Straßen Manhattans".

"Ich hoffe, niemand wird verletzt"

Daneben gibt es immer wieder Bilder, die die Kraft des Hurrikans dokumentieren. "Tolles Bild aus Ocean Grove, New Jersey", schreibt @57UN. Zu sehen ist ein auf Pfählen ins Meer gebautes Haus, das von den Wellen verschluckt zu werden droht. Daneben gibt es Bilder von menschenleeren U-Bahn-Stationen, verbarrikadierten Fenstern, leergeräumten Supermarktregalen. Mit am beliebtesten ist ein Foto, das eine riesige Wolke zeigt, die sich bedrohlich auf New York zuzubewegen scheint. Dass es sich um ein Bild aus dem Jahr 2011 handelt, scheint kaum jemanden zu stören.

Auch die Furcht vor dem Sturm wird auf der Internetplattform dokumentiert: "Alle in #newyork...seid vorsichtig!!! Geht nicht raus...ich hoffe, niemand wird verletzt..." schreibt @guarnericinzia. Unter dem Hashtag #sandy finden sich neben Informationen vor allem gute Wünsche für Freunde und Familienangehörige in der Gefahrenzone.

Die Betroffenen antworten relativ entspannt. "Starker Regen, aber noch kein Wind" schreibt @RosJenn aus Washington D.C. - und denkt dann öffentlich darüber nach, ob sie noch eben mit dem Hund Gassi gehen soll. Viele New Yorker berichten über leergefegte Straßen und geschlossene Gebäude. Auch die Unis haben zu: "Harvard ist total abgeriegelt", schreibt ein Nutzer. Ein paar Schulkinder freuen sich auf Twitter über den schulfreien Tag - und sprechen dem Hurrikan ihren Dank aus.

Stoßgebete an Spongebob

Wie nahezu jedes Thema lädt auch der auf den Namen "Frankenstorm" getaufte Supersturm die Twitterer zu Blödeleien ein. Besonders beliebt: der Bezug zur Comic-Serie "Spongebob Schwammkopf". Dort hört ein anzugtragendes Eichhörnchen auf den Namen Sandy. "Lieber Spongebob, bitte halte Sandy unter Kontrolle", schreibt ein Twitter-Nutzer.

Ebenfalls beliebt: Verweise auf Olivia Newton-John in ihrer Rolle als Sandra "Sandy" Dee im Musical-Klassiker "Grease". Das passende Foto dazu: Newton-John im Auge des Sturms. Die Schauspielerin selbst hat sich noch nicht zum Hurrikan geäußert, das tun eher die jüngeren Hollywood-Stars.

Die Seite gossipcop.com sammelt Kommentare, die Prominente zum Thema "Sandy" von sich geben. Darunter "Girls"-Star @lenadunham, die auf Twitter die Worte ihres Vater im Angesicht des Sturms retweetet: "Ich habe Tonnen Bargeld und einen Salat."

Und dann wird noch eine Frage von rasend aktuellem Nachrichtenwert öffentlich diskutiert: Könnte Felix Baumgartner mit seinem Sprung aus der Stratosphäre den Wettergott derart verärgert haben, dass dieser nun zur Strafe einen Tropensturm vorbeischickt?

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