Hurrikan "Maria":2975 Tote statt 64

Puerto Rico nach dem Hurrikan ´Maria"

Eine Frau ordnet Schuhpaare vor dem Kapitol in San Juan, die an die Opfer des Hurrikans ´Maria" 2017 erinnern sollen.

(Foto: dpa)
  • Puerto Rico hat die offizielle Zahl zu den Todesopfern von Hurrikan Maria im Jahr 2017 deutlich nach oben korrigiert: von 64 auf 2975.
  • Maria, ein Wirbelsturm der Kategorie 5, wäre damit einer der tödlichsten Hurrikans in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten.
  • Die Angaben beruhen allerdings nur auf Schätzungen; andere Stellen gehen von um die 1000, manche sogar von bis zu 8000 Toten aus.

Von Hubert Wetzel, Washington

Der Wirbelsturm Maria hat vor einem Jahr in Puerto Rico weit mehr Menschen das Leben gekostet als bisher angenommen. Die Regierung auf der Karibikinsel, die zu den USA gehört, korrigierte die Zahl der Todesopfer am Dienstag drastisch nach oben - von 64 auf 2975 Tote. Maria, ein Wirbelsturm der Kategorie fünf, wäre damit einer der tödlichsten Hurrikans in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten. Im Jahr 2005 hatte der Sturm Katrina in der Region um New Orleans 1000 bis 1800 Menschen getötet.

Ein Großteil der Opfer in Puerto Rico geht nicht auf die unmittelbare Gewalt des Sturms zurück, sondern auf die Folgen der Verwüstung, die er hinterlassen hatte. Die Infrastruktur der Insel wurde durch Maria im September 2017 fast völlig zerstört. Die meisten Menschen dort lebten monatelang ohne Elektrizität, weil Maria das ohnehin marode Stromnetz lahmlegte. Erst vor einigen Wochen wurden die letzten Haushalte, die damals den Strom verloren hatten, wieder ans Netz genommen. Die Versorgung mit Trinkwasser, mit Lebensmitteln und Treibstoff sowie das Gesundheitswesen brachen nach Maria zusammen. Auch das dürfte wesentlich zu der hohen Zahl an Todesopfern im Nachgang beigetragen haben.

Die USA wurden im vergangenen Jahr gleich von drei Hurrikans der stärksten Kategorie getroffen. Zuerst verwüstete Harvey mit bis dahin nicht gekanntem Starkregen Teile der texanischen Südküste und der Stadt Houston, dann traf Irma die Florida Keys sowie die Westküste des Bundesstaates. Maria schließlich zerstörte - neben etlichen anderen Inseln in der Karibik - das US-Außengebiet Puerto Rico.

Allerdings waren die politischen Reaktionen auf die drei Naturkatastrophen sehr unterschiedlich. Während Präsident Donald Trump sich energisch dafür einsetzte, dass die Betroffenen in Texas und Florida, zwei republikanisch regierten, konservativen Bundesstaaten, schnell Hilfe erhielten, kümmerte er sich um Puerto Rico praktisch gar nicht. Obwohl die Mängel bei der Versorgung der Bevölkerung mit überlebenswichtigen Gütern und beim Wiederaufbau einer rudimentären Infrastruktur offensichtlich waren, lobte Trump bei einem Besuch im Katastrophengebiet die Hilfe als beispielhaft. "Jeder, der hinschaut, kann sehr stolz auf das sein, was in Puerto Rico passiert", sagte er.

Einige Kritiker legten Trump das Desinteresse an den Zuständen in Puerto Rico als politisch motiviert aus: Die Insel gehört zwar zu den USA, auch wenn sie nicht den Status eines Bundesstaates hat. Die Bewohner sind amerikanische Staatsbürger. Doch die meisten Menschen in Puerto Rico sprechen Spanisch, was neben Englisch auch offizielle Amtssprache ist.

Allerdings ist auch die revidierte offizielle Zahl der Todesopfer nur eine Schätzung. Obwohl die Regierung in Puerto Rico die erstaunlich genaue Zahl von 2975 Toten nennt, beruht diese nach ihren Angaben nicht auf einer Liste oder einem Register, in dem die Namen der Opfer aufgeführt sind. Andere Schätzungen liegen deutlich unter der offiziellen Zahl - um die 1000 Todesopfer - oder auch weit darüber - bis zu 8000 Tote. De facto weiß also niemand, wie viele Menschen Maria im vergangenen September in Puerto Rico getötet hat. Sicher ist nur, dass es ein mörderischer Sturm war.

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