Extremwetter:25 Tote nach Erdrutsch in Venezuela

Extremwetter: Helfer bergen nach Überschwemmungen aufgrund starker Regenfälle durch Hurrikan "Julia" in Las Tejerias, Bundesstaat Aragua, Venezuela, ein Mädchen.

Helfer bergen nach Überschwemmungen aufgrund starker Regenfälle durch Hurrikan "Julia" in Las Tejerias, Bundesstaat Aragua, Venezuela, ein Mädchen.

(Foto: LEONARDO FERNANDEZ VILORIA/REUTERS)

Der Hurrikan "Julia" hinterlässt eine Spur der Verwüstung: Mindestens 25 Menschen sterben bei einem Erdrutsch, Dutzende werden vermisst.

Nach starken Regenfällen in Venezuela sind offiziellen Angaben zufolge bei schweren Überflutungen mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 52 Menschen würden vermisst, nachdem fünf kleinere Flüsse in Zentralvenezuela aufgrund der starken Regenfälle durch den Hurrikan Julia über die Ufer getreten waren, sagte die venezolanische Vize-Präsidentin Delcy Rodriguez in einer Fernsehansprache. In nur acht Stunden sei die Regenmenge eines ganzen Monats gefallen. Große Baumstämme und Trümmer seien von den umliegenden Bergen in die Stadt Las Tejerias, rund 67 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Caracas, gespült worden und hätten Häuser und Ackerland verwüstet. Behördenangaben zufolge suchten rund 1000 Rettungskräfte weiter nach Überlebenden.

Präsident Nicolas Maduro erklärte das Gebiet zum Katastrophengebiet und rief drei Trauertage aus. Armando Escalona, ein 43-jähriger Taxifahrer aus Las Tejerias, sagte, er habe mit seiner Familie an einem evangelischen Gottesdienst teilgenommen, als sie von den Fluten überrascht wurden. Er erinnere sich, seine Familie kurz umarmt zu haben, bis ihn ein Gegenstand am Kopf traf und er das Bewusstsein verlor. Als er aufwachte, konnte er seine Familie nicht finden. "Ich habe meine Frau und meinen fünfjährigen Sohn verloren. Ich kann nicht einmal richtig sprechen. Wir waren beim Gottesdienst und alles ging so schnell", sagte Escalona.

"Es war, als ob das Wasser eines Staudamms abgelassen worden wäre", sagt ein freiwilliger Helfer

Julia hatte sich am Freitag über dem Karibischen Meer vor Kolumbien gebildet und war in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) als Hurrikan der niedrigsten Kategorie 1 von 5 an Nicaraguas Karibikküste auf Land getroffen. Es gab am Sonntag Überschwemmungen in mehreren Ländern Mittelamerikas. Julia zog Richtung Westen über Nicaragua, schwächte sich dabei ab und wurde zu einem Tropensturm herabgestuft. Das National Hurricane Center (NHC) warnte, dass bis Dienstag lebensbedrohliche Sturzfluten und Erdrutsche in ganz Mittelamerika und dem Süden Mexikos möglich seien. "Es war, als ob das Wasser eines Staudamms abgelassen worden wäre", sagte einer der freiwilligen Helfer in Las Tejerías. Der Vorhersage nach sollte Julia in der Nacht und am Montag entlang oder nahe der Pazifikküsten von Honduras, El Salvador und Guatemala weiterziehen.

Bilder zeigten, dass Schlamm große Teile der Stadt Las Tejerías bedeckte, Baumstämme lagen zwischen Trümmern auf dem Boden. Unter den Toten seien Kinder, sagte Vize-Präsidentin Rodríguez. In El Salvador wurde ein landesweiter Notstand ausgerufen, die Schulen sollten dort wie auch in Honduras am Montag geschlossen bleiben. In Honduras wurden mehrere Flughäfen für kommerzielle Flüge geschlossen.

Nach Angaben des Katastrophenschutzes in Nicaragua standen mehr als 800 Häuser in dem mittelamerikanischen Staat unter Wasser, rund 13 000 Menschen seien evakuiert worden. Auf der kolumbianischen Insel San Andrés, an der Julia kurz vor Nicaragua nah vorbeigezogen war, fielen die Schäden nach einem Tweet des Katastrophenschutzchefs, Javier Pava, wegen guter Vorbereitungen mit 101 beschädigten und zwei zerstörten Häusern leicht aus. Nur gut zwei Wochen zuvor hatte tagelanger Regen in Mittelamerika Erdrutsche und Überschwemmungen verursacht, durch die in Honduras und El Salvador insgesamt mindestens 20 Menschen ums Leben kamen. Im Jahr 2020 hatten die verheerenden Hurrikans Eta und Iota die Region mit etwa 50 Millionen Einwohnern heimgesucht. Mindestens 250 Menschen starben, Teile Mittelamerikas standen wochenlang unter Wasser.

Die Hurrikansaison dauert von Juni bis November. In den vergangenen Wochen richteten die beiden starken Hurrikans Fiona und Ian in Teilen der Karibik sowie Nordamerikas große Zerstörung an.

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