USA:Florida von Jahrhundert-Hurrikan getroffen

Hurrikan "Ian", der fünftstärkste Wirbelsturm in der Geschichte Floridas, schlägt eine Schneise der Verwüstung durch den Bundesstaat. Die Schäden steigen wohl auf über 67 Milliarden. Über dem Land schwächt sich der Sturm ab.

Von Claudia Koestler, Portland

Hurrikan Ian ist im Südwesten Floridas mit heftigen Winden, Regen und Sturmfluten auf das Festland getroffen. Das ganze Ausmaß der Zerstörung dürfte sich zwar erst mit Sonnenaufgang am Donnerstag zeigen. Doch erste Bilder und Berichte belegen die Vorhersagen von Meteorologen, dass Ian der fünftstärkste Sturm in der Geschichte des Bundesstaates ist. Er dürfte zugleich einer der teuersten jemals in den USA werden: Nach Schätzungen hat der Wirbelsturm bereits bis jetzt Schäden und Verluste in Höhe von mehr als 67 Milliarden Dollar verursacht.

Der Hurrikan der Kategorie 4 von 5 traf mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde kurz nach 15 Uhr Ortszeit bei der vorgelagerten Insel Cayo Costa nahe der Stadt Cape Coral westlich von Fort Myers auf die Küste, wie Meteorologen mitteilen. Auf dem Weg durch den Bundesstaat Florida schwächte er sich aber ab und wurde mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde inzwischen auf die niedrigste Stärke (eins von fünf) zurückgestuft, wie das Hurrikanzentrum am späten Mittwoch (Ortszeit) mitteilte.

Ian hatte zuvor einen Stromausfall auf ganz Kuba ausgelöst und dann über dem Golf von Mexiko noch einmal an Kraft gewonnen. Erste Fotos und Videos aus den USA in sozialen Medien zeigen im Bereich der Städte Fort Myers Beach, Cape Coral und Naples heftige - teils meterhohe - Überschwemmungen. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie Regen durch die Straßen peitscht, wie von Autos nur die Dächer aus den Fluten herausragen und wie Trümmer durch die Luft fliegen.

In Florida, wo etwa 21 Millionen Menschen leben, wurden mehr als zweieinhalb Millionen Menschen dazu aufgefordert zu fliehen. Einwohner wurden eindringlich gewarnt, auch am Donnerstagmorgen nicht ihre Häuser zu verlassen, um etwa die Schäden zu begutachten. Auch wenn der Wirbelsturm abziehe, bestehe weiter Gefahr durch Trümmer, kaputte Stromleitungen und dergleichen. Fast 1,8 Millionen Haushalte und Unternehmen waren am Mittwochabend ohne Strom. Für Ost-und Zentral-Florida wurde eine Tornadowarnung bis ein Uhr morgens ausgegeben, während Ian über die Region hinwegzog.

USA: Land unter im Südwesten Floridas.

Land unter im Südwesten Floridas.

(Foto: MARCO BELLO/REUTERS)

"Dies wird ein tragisches Ereignis sein", sagte Gouverneur Ron DeSantis bei einem Briefing. "Es ist etwas, das Tage, Wochen, Monate und leider unter Umständen sogar Jahre andauern wird." Ein Sturm dieses Ausmaßes stelle die Infrastruktur Floridas auf eine harte Probe, denn die tiefliegenden und dichtbesiedelten Küstengebiete sind anfällig für Überschwemmungen.

USA: In Naples blicken Feuerwehrleute auf ein Feuerwehrauto, das durch die Sturmflut des Hurrikans "Ian" im Wasser steht.

In Naples blicken Feuerwehrleute auf ein Feuerwehrauto, das durch die Sturmflut des Hurrikans "Ian" im Wasser steht.

(Foto: Naples Fire Department/AP/dpa)

DeSantis erklärte, die Behörden stünden für Bergungs- und Reparaturarbeiten bereit, sobald das Wetter diese zulasse. Auf Twitter schrieb er, etwa 7000 Soldaten der Nationalgarde und 179 Flugzeuge oder Hubschrauber könnten eingesetzt werden. Zudem hielten sich bereits mehr als 40 000 Monteure der Versorgungsunternehmen bereit, um Stromleitungen zu reparieren.

Dem US-Hurrikanzentrum zufolge können Stromausfälle infolge der "katastrophalen Schäden" eines Hurrikans der Kategorie 4 Wochen oder Monate andauern, ganze Landstriche könnten unbewohnbar sein. Der Direktor des Nationalen Wetterdienstes (NWS), Ken Graham, betonte, es werde vermutlich 24 Stunden dauern, bis der Wirbelsturm über Florida hinweggezogen sei. Das bedeute 24 Stunden heftiger Regenfälle. Deanne Criswell von der US-Katastrophenschutzbehörde Fema sagte, die Region habe seit etwa 100 Jahren keinen solchen Hurrikan mehr erlebt. Experten beunruhigt auch, dass in den vergangenen Jahrzehnten in der Region immer näher am Wasser gebaut wurde. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete Ian als "ein weiteres Beispiel dramatischer Klima-Aktivitäten, wie wir sie auf der ganzen Welt mit zunehmender Frequenz und zunehmender Zerstörung sehen".

Ein Boot mit Migranten aus Kuba sank unterdessen am Mittwoch vor der Küste Floridas. Die US-Küstenwache suchte nach 23 Menschen, wie sie auf Twitter mitteilte. Zuvor hatten vier Migranten von dem Boot schwimmend die amerikanische Stock Island östlich von Key West in stürmischen Wetterverhältnissen erreicht.

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