Vereinte Nationen:UN-Bericht: Jeder elfte Mensch litt im vergangenen Jahr Hunger

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Dorfbewohner aus dem Ort Mudzi in Simbabwe holen Wasser aus einem behelfsmäßigen Brunnen. In Simbabwe sind Millionen von Menschen von einer Dürre betroffen. (Foto: Aaron Ufumeli/dpa)

Die Lage hat sich im Vergleich zu 2022 kaum verändert – dabei hatten sich die Zahlen bis zur Corona-Pandemie eigentlich gebessert. Immerhin gibt es Lichtblicke, was chronisch mangelernährte Kinder betrifft.

Jeder elfte Mensch auf der Erde hat laut Angaben der Vereinten Nationen im vergangenen Jahr unter Hunger gelitten. 2023 waren insgesamt 733 Millionen Menschen von Hunger betroffen, das geht aus dem am Mittwoch in Rio de Janeiro vorgestellten UN-Welternährungsbericht hervor. Dies entspricht rund 9,1 Prozent der Weltbevölkerung. Damit habe sich das Ausmaß des Mangels gegenüber den Jahren 2021 und 2022 kaum verändert, so die UN.

Jahrelang waren im Kampf gegen den Hunger Fortschritte erzielt worden – bis zum Beginn der Corona-Krise. 2019, im Jahr vor Ausbruch der Pandemie, hungerten den Daten zufolge noch rund 581 Millionen Menschen – also 7,5 Prozent der Weltbevölkerung. Als Ursache für den Anstieg während der Pandemie gelten unter anderem die Einschränkungen in den globalen Lieferketten und die Wirtschaftskrise in vielen Ländern.

Heute gelten auch Konflikte wie im Sudan und Nahost als Ursache für den Hunger. Dazu kommen Dürren, Überschwemmungen und andere extreme Wetterlagen. Mangelnder Zugang zu gesunder Ernährung sowie Armut zählen ebenso zu den Ursachen. Der Hunger trifft laut dem Bericht vor allem Menschen in armen Ländern, insbesondere in ländlichen Gebieten. Stark gefährdete Bevölkerungsgruppen seien Frauen, Jugendliche und indigene Völker. Derzeit nehme der Hunger in Afrika, Westasien und der Karibik weiter zu. In einigen Regionen Asiens seien dagegen Fortschritte zu verzeichnen. Und in Südamerika hungerten 2023 rund 5,4 Millionen Menschen weniger als 2021.

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Mit den UN-Nachhaltigkeitszielen wurde eigentlich das Ziel ausgerufen, den Hunger bis 2030 zu beenden. Prognosen zufolge würden im Jahr 2030 noch 582 Millionen Menschen chronisch unterernährt sein, heißt es jedoch im Bericht. Die Hälfte davon von ihnen werde in Afrika leben.

Zahl der fettleibigen Erwachsenen steigt

Der Report zeige, dass Hunger, Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung eine globale Krise blieben, betonte UN-Generalsekretär António Guterres. Die Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms (WFP), Cindy McCain, mahnte mehr Engagement für die Überwindung der globalen Ungleichheit an. Es werde genug Nahrung produziert, um jeden Menschen auf dem Planeten zu ernähren – und dennoch hungerten Hunderte Millionen Menschen, kritisierte McCain.

Allerdings: Es gibt auch Lichtblicke. „In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Kinder, die chronisch mangelernährt sind, weltweit um ein Drittel, oder 55 Millionen, gesunken“, rechnet Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell vor. „Dies zeigt, dass sich Investitionen in die Ernährung von Müttern und Kindern auszahlen.“

Unterdessen treiben noch ganz andere Daten den Experten für Lebensmittelsicherheit und Ernährung die Sorgenfalten auf die Stirn. Zwischen 2012 und 2022 stieg der Anteil von fettleibigen Erwachsenen mutmaßlich von mutmaßlich 12,1 auf 15,8 Prozent. Schätzungen zufolge könnten bis 2030 weltweit mehr als 1,2 Milliarden Menschen davon betroffen sein.

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