Hundekämpfe in den USA:Brutale Begeisterung

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Bis zu 40.000 US-Bürger lassen sich von blutrünstigen Hundekämpfen in den Bann ziehen, obwohl diese verboten sind. Die Wetteinsätze sind hoch - und unterlegene Tiere werden oft grausam getötet.

Der Fall Michael Vick hat es ans Tageslicht gebracht: Einer der bestverdienenden Football-Spieler der USA muss sich vor Gericht verantworten, weil er Hundekämpfe organisiert hat, einen blutrünstigen Zeitvertreib, der im ganzen Land zunehmend Anhänger findet.

Pitbull "Santana": Tierschützer fanden ihn auf einem Grundstück in Northampton County, North Carolina. Der Hund wurde für Kämpfe trainiert - seine Verletzungen blieben danach tagelang unbehandelt. (Foto: Foto: dpa)

Die brutalen Kämpfe, meistens mit Pitbull-Terriern, sind in allen 50 US-Bundesstaaten verboten - und finden doch überall statt. "Das Phänomen greift um sich. Zuerst gab es Hundekämpfe vor allem im Süden, jetzt sind sie überall, Chicago, New York, Indiana, Baltimore, Wisconsin", sagt Michael Roach vom Verein gegen Tierquälerei in Chicago. Wie stets bei illegalen Machenschaften geht es um Geld - viel Geld.

"Es gibt Hundekämpfe auf drei Ebenen", erläutert Roach. "Sie werden auf der Straße ausgefochten, wo meistens auch Drogen und Waffen mit im Spiel sind, als Hobby - und es gibt echte Profis". Schon bei den Straßen-Fights kommen Wetteinsätze von bis zu 30.000 Dollar (knapp 22.000 Euro) pro Kampf zusammen.

Bei den von illegalen Züchtern organisierten Profi-Kämpfen aber geht es um bis zu einer halben Million Dollar (rund 366.000 Euro). Die Zahl der Fans, die sich über das Internet organisieren, schätzt Roach auf 20.000 bis 40.000.

"Kultur der Straßenbanden"

Als illegaler Züchter soll sich auch Michael Vicks betätigt haben, der Spitzenverdiener der Football-Liga. Der Quarterback der Atlanta Falcons soll seit 2001 Kampfhunde ausgebildet und für Kämpfe zur Verfügung gestellt haben. Zum grausamen Ritual gehört es der Anklageschrift des Justizministeriums zufolge auch, dass unterlegene Hunde ertränkt, erhängt, erschossen oder mit Stromschlägen getötet werden.

Auf Vicks Farm im Süden des Bundesstaates Virgina wurden 66 Hunde beschlagnahmt, davon 55 Pitbulls. Sie waren so angekettet, dass sie einander reizen und erregen, aber nicht berühren konnten - eine alte Methode, um die Tiere für die Kämpfe aufzustacheln. Vicks drohen bei einer Verurteilung bis zu sechs Jahren Gefängnis oder 350.000 Dollar Geldstrafe.

Die Begeisterung für Hundekämpfe "gehört zur Kultur der Straßenbanden in den Städten", sagt Laurie Maxwell von der Tierschutz-Organisation Humane Society. In den vergangenen Jahren habe es in den Tierheimen eine regelrechte Flut von verletzten und vernarbten Pitbulls gegeben.

Die bei Kämpfen verwundeten Hunde machen der Tierschützerin zufolge landesweit 30 Prozent der Tierheiminsassen aus, in den Städten seien es sogar 75 Prozent. Doch gerettete Kampfhunde haben keine Chance mehr: Sie sind zu gefährlich und müssen eingeschläfert werden.

In heruntergekommenen Stadtteilen, in denen Straßenbanden und Drogenkriminalität herrschen, werden Pitbulls zum Einschüchtern der Anwohner benutzt. Manche Straßenbanden stehlen auch Hunde, um sie bei Kämpfen einzusetzen.

Diese finden laut Roach in verlassenen Gebäuden, Kellern, Garagen, Lagerhäusern und manchmal in Wohnungen statt. Manche Hunde müssten sogar auf Laufbändern ihre Ausdauer trainieren: Damit sie auf dem Band bleiben, würden Katzen oder Kaninchen in Säcken über ihren Köpfen aufgehängt.

Eine Untersuchung des Vereins gegen Tierquälerei in Chicago ergab, dass 40 Prozent der Grundschüler der Stadt entweder schon einen Hundekampf gesehen oder davon gehört hatten. Das grausame Spiel kann zwischen 15 Minuten und sechs Stunden dauern. Wenn ein Hund den anderen am Hals packt und eine Maulsperre einsetzt, wird ihm ein Stock ins Maul geschoben, damit er loslässt. Dann werden die Tiere erneut aufeinandergehetzt.

Die unterlegenen Tiere müssen meistens grausam sterben, so Roach: Neben den üblichen Todesstrafen würden einige Hundebesitzer sie bei lebendigem Leib mit Benzin überschütten und verbrennen oder auf Eisenbahnschienen legen. "Das soll eine Botschaft an die anderen sein: So ergeht es einem Verlierer."

© AFP, Virginie Montet - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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