Hugo Chávez:Fragen Sie den Präsidenten!

Diäten, duschen, im Dunkeln aufs Klo: Die Lebenshilfe-Tipps, die Venezuelas Präsident Hugo Chávez seinen Landsleuten gibt, machen vor gar nichts halt.

Peter Burghardt

Ist doch immer schön, wenn das Fußvolk einen Ratgeber hat. Wie würden zum Beispiel durchschnittliche Venezolaner sonst tägliche Aufgaben wie Nahrungsaufnahme oder Körperpflege bewältigen? Ihr Präsident Hugo Chávez steht zum Glück mit ständig neuen Lebenshilfen zur Seite. Kürzlich rief er auf zu Heilfasten und Leibesübungen. "Es gibt viele dicke Leute in Venezuela, passt auf. Vorsicht mit den Dicken, abnehmen!"

Hugo Chávez: "Eine Minute zum Nassmachen, eine zum Einseifen und die dritte zum Abwaschen": Der venezolanische Präsident Hugo Chávez quillt über vor gutgemeinten Ratschlägen - beispielsweise zum Thema "Duschen". In der Praxis haben seine Bürger ganz andere Probleme. Etwa, dass Benzin in ihrem Land billiger ist als Mineralwasser.

"Eine Minute zum Nassmachen, eine zum Einseifen und die dritte zum Abwaschen": Der venezolanische Präsident Hugo Chávez quillt über vor gutgemeinten Ratschlägen - beispielsweise zum Thema "Duschen". In der Praxis haben seine Bürger ganz andere Probleme. Etwa, dass Benzin in ihrem Land billiger ist als Mineralwasser.

(Foto: Foto: Reuters)

Der oberste Ernährungsberater empfiehlt Bewegung, Reisnudeln statt Spaghetti und Fruchtsäfte statt Zuckerbrause. Und Sojamilch, die halte jung. "Man muss nicht wie ein Ball aussehen, um Übergewicht zu haben. Wenn Sie 1,70 Meter groß sind und 72 Kilo wiegen, dann müssen Sie zwei Kilo verlieren." Er selbst habe neun Kilo abgespeckt und sei im Alter von 55 Jahren in Bestform.

Ein wenig Diät kann bestimmt nicht schaden in einem Land, wo Coca-Cola und Whiskey sehr geschätzt werden und der Anteil der Dickerchen von 6,3 auf 14,5 Prozent gestiegen ist. Das Problem teilt die Nation mit anderen Regionen Amerikas, aber nirgends wird so eingehend informiert wie in den Fernseh- und Rundfunkbeiträgen des Dozenten Chávez. Er orientiert sich dabei an Libyens Spiritus Rector Muammar el-Gaddafi und an seinem Mentor Fidel Castro aus Kuba, der seinen Landsleuten früher sogar die chinesischen Schnellkochtöpfe und Energiesparbirnen aussuchte.

"Ich muffle nicht"

Ein anderer Höhepunkt aus der Reihe Chávez' Lebenstipps im Rahmen des "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" ereignete sich vor einigen Wochen, da ging es um die Drei-Minuten-Dusche. Um die kommunistische Drei-Minuten-Dusche, um genauer zu sein. Manche Leute würden im Bad eine halbe Stunde lang singen, schimpfte der Oberlehrer aus Caracas. "Was ist das für ein Kommunismus? Ich habe mitgezählt. Drei Minuten sind mehr als genug, ich muffle nicht. Eine Minute zum Nassmachen, eine zum Einseifen und die dritte zum Abwaschen. Alles weitere ist Verschwendung."

Der Aufruf erfolgte nach hartnäckiger Trockenheit, die Stauseen sind leer. Das liegt einerseits am Wetter, es hatte vielerorts lange nicht geregnet. Und natürlich sind wieder einmal die Reichen schuld: "Die füllen ihre Schwimmbäder und gießen ihre Gärten und waschen ihre Autos mit Trinkwasser." Benzin ist in Venezuela übrigens billiger als Mineralwasser.

Wasser wird inzwischen jedenfalls rationiert und Strom auch, denn Energie ist ebenfalls knapp geworden. Seit Jahresbeginn wurden 117 Blackouts gezählt - ein ungewöhnliches Problem für einen der größten Erdöllieferanten der Erde. Das Heer der Chávez-Gegner wittert Planungsfehler. Wozu schicke die Regierung Bataillone an die Grenze zu Kolumbien, fragte ein Unternehmer, "wir brauchen Wassertanks statt Panzer."

Doch der ehemalige Offizier warnt vor einem Krieg mit dem hochgerüsteten Kolumbien; er rief auch schon auf zu Wehrtraining. Wer nachts auf die Toilette müsse, so Chávez, der solle das Licht auslassen. Und eine Taschenlampe mitnehmen.

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