SZ-Kolumne "Bester Dinge":Ich wollt, ich wär ein Huhn

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(Foto: Imago)

Eine Handvoll Weizen- oder Maiskörner - und dazu ein bisschen THC. Hühner leben laut einer thailändischen Studie gesünder, wenn sie statt Antibiotika Cannabis konsumieren.

Von Alexander Menden

Dass die Küche Thailands zu den schmackhaftesten der Welt gehört, ist unbestritten. Zutaten wie Zitronengras, Thaibasilikum und Kokosmilch komponiert sie zu paradiesischen Aromen. Weniger bekannt ist, dass die Thailänder auch Cannabisblätter als Lebensmittelzusatz verwenden, vor allem in Nudeln mit Hähnchen und in Suppen. Das gilt als gesund.

An dieser Volksweisheit scheint was dran zu sein. Das deuten zumindest erste Ergebnisse eines Experiments an, das Biologen der Universität Chiang Mai im Januar 2021 starteten: Das Team unter der Leitung von Professor Chompunut Lumsangkul hat seitdem die Entwicklung von 1000 Hühnern auf einer Bio-Farm im nord-thailändischen Lampang verfolgt, denen statt Antibiotika Cannabis ins Futter gemischt wurde. Die Tiere erhielten die Pflanze in unterschiedlicher Intensität und in verschiedenen Formen. Einige bekamen Wasser, in dem Cannabisblätter gekocht worden waren, andere mit zerkleinerten Blättern vermischtes Futter. In der Folge traten bei den Tieren weniger Fälle von Bronchitis auf als bei herkömmlichem Zuchtgeflügel. Auch die Fleischqualität, gemessen an der Zusammensetzung von Eiweiß, Fett und Wassergehalt, war besser. Laut der Geflügelzucht-Website avi.com erzielen die "Ganja Chicken" getauften, antibiotikafreien Hühner auch höhere Verkaufspreise.

Ob man den aus solchen Vögeln hergestellten Thai-Gerichten zusätzliches Cannabis beimengt, wird wohl auch weiterhin vom individuellen Geschmack des Kochs abhängen. Wer allerdings hofft, sich durch ihren Genuss rauchfrei berauschen zu können, dürfte enttäuscht werden: Laut Professor Lumsangkul wurde bei den Hühnern kein abnormales Verhalten beobachtet - der Gehalt an psychoaktiven Substanzen ist im Hühnerfutter viel zu niedrig. Da bleibt dann wohl nur der Haschkeks mit Thaibasilikum zum Nachtisch.

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