Hudson-Unglück: Lotsen beurlaubt:Fatale Verbindung

Privatgespräche nebenbei: Nach dem Zusammenstoß eines Kleinflugzeugs mit einem Hubschrauber in New York hat die Luftverkehrsbehörde zwei Fluglotsen suspendiert.

Fünf Tage nach dem Flugunglück über dem Hudson River in New York mit neun Toten hat die US-Luftfahrtbehörde (FAA) zwei zuständige Fluglotsen vom Dienst beurlaubt. Der Lotse im Tower des Flughafens von Teterboro in New Jersey, der das Kleinflugzeug vom Typ Piper Saratoga betreute, habe ein "offensichtlich unsachgemäßes" Telefongespräch geführt, als die Maschine in New York mit dem Helikopter zusammenstieß, teilte eine Sprecherin nach Angaben des Senders CNN in einer schriftlichen Erklärung mit.

Hudson River Unglück Zusammenstoß Flugzeug Hubschrauber; AFP

Moment des Unglücks, aufgenommen von einem italienischen Touristen.

(Foto: Foto: AFP)

Außerdem sei ein für die Aufsicht zuständiger Mitarbeiter nicht wie vorgeschrieben im Gebäude gewesen.

Auch wenn es bisher keine Hinweise gebe, dass dieses "inakzeptable Verhalten" zu dem Unfall geführt habe, seien die Männer beurlaubt worden, so FAA-Sprecherin Laura Brown weiter. Außerdem habe man ein Disziplinarverfahren gegen sie eingeleitet.

Bei dem Zusammenstoß über dem Hudson kamen am vergangenen Samstag die drei Insassen der Piper und neun Menschen an Bord des Sightseeing-Hubschraubers ums Leben. Erst am Dienstag waren die letzten Leichen der Absturzopfer und das Wrack des Kleinflugzeugs aus dem Fluss geborgen worden.

In Deutschland führte erst vor kurzem ein Fall von Unaufmerksamkeit im Tower beinahe zur Katastrophe. Vor gut drei Wochen war am Frankfurter Flughafen fast eine startende Cessna mit einer Boeing 737 zusammengestoßen. Auf dem Tower des Flughafens war zum Zeitpunkt des Zwischenfalls nur einer statt der vorgeschriebenen Mindestbesetzung von zwei Lotsen am Platz. Nach dem Vorfall wurden drei Fluglotsen und eine Flugdatenbearbeiterin vom Dienst suspendiert.

Derartige Vorfälle sollen durch stärkere Vorsichtsmaßnahmen verhindert werden. Vor wenigen Tagen hatte die Deutsche Flugsicherung (DFS) beschlossen, aus Sicherheitsgründen künftig die Koordinationsgespräche zwischen ihren Fluglotsen aufzeichnen. Ein entsprechender Test soll im April kommenden Jahres beginnen und ein Jahr laufen. Damit setzt das bundeseigene Unternehmen nach eigenen Angaben eine fünf Jahre alte Empfehlung der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) um, die nach dem Flugunglück von Überlingen ausgesprochen worden war.

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