Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Hölle zu verkaufen

Eine Maklerin in Colorado versucht, ein Haus in desolatem Zustand zu verkaufen, und ist dabei schonungslos ehrlich - und erfolgreich.

Von Veronika Wulf

Immobilienmakler sind nicht sonderlich beliebt. Die wollen ihren Käufern doch nur was andrehen, so das gängige Klischee, und kassieren ab für nichts. Meist schwärmen sie von lichtdurchfluteten Altbauwohnungen und Traumhäusern im Grünen. Aber ob sie die Flugschneise direkt über dem Grundstück wohl ebenso blumig beschreiben?

Mimi Foster würde es vermutlich tun. Denn eines kann man der Immobilienmaklerin aus dem US-Bundesstaat Colorado nicht vorwerfen: Unehrlichkeit. Ein Einfamilienhaus mit fünf Zimmern und Garage in Colorado Springs beschreibt sie im Inserat als "kleines Stück Hölle" und "Albtraum eines jeden Vermieters". Beim Betreten werde man feststellen, "dass es keine Oberfläche des Hauses gibt, die nicht mit schwarzer Sprühfarbe oder einem Hammer verschönert wurde". Schäden, die eine Mieterin verursacht habe, bevor sie wegen ausstehender Zahlungen herausgeworfen wurde. Die Ausdrücke auf den Wänden müssen so unschön sein, dass sie auf den Fotos zensiert wurden. Davon solle man sich aber nicht abschrecken lassen, so die Beschreibung weiter, denn das sei bei Weitem nicht so schlimm wie der seit mehr als einem Jahr abgeschaltete Gefrierschrank im Keller, der voller Fleisch sei. "Ehrlich, Sie können den Geruch spüren", sagte Foster zu CNN.

Der Preis: stolze 590 000 Dollar. Denn die Gegend ist beliebt, der Markt angespannt. Häuser ähnlicher Größe gehen laut CNN für rund 800 000 Dollar weg. Das Horrorhaus ist günstiger, weil der Käufer ja noch einiges für die Renovierung und Hypotheken reinstecken müsse, so Foster. Tatsächlich habe ein Investor bereits 625 000 Dollar geboten - ohne Besichtigung, deshalb lehnte Foster ab. "Tut mir leid", habe sie geantwortet. "Sie müssen zuerst kommen und es riechen."

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