Honduras:Mehr als 250 Tote bei Brand in Gefängnis

Ein verheerendes Feuer hat in der Nacht zum Mittwoch das Gefängnis der honduranischen Stadt Comayagua zerstört und womöglich Hunderte Insassen getötet. Das Feuer könnte durch einen Kurzschluss ausgelöst worden sein - oder von randalierenden Gefangenen.

Bei einem verheerenden Brand im Gefängnis der honduranischen Stadt Comayagua sind mindestens 270 Menschen ums Leben gekommen. Dutzende sind verletzt. Warum das Feuer am späten Dienstagabend ausbrach - ob es möglicherweise durch einen Kurzschluss oder durch randalierende Gefangene ausgelöst wurde -, war zunächst unklar. Mehr als eine Stunde soll es gedauert haben, bis der Brand unter Kontrolle war.

Widersprüchliche Angaben kursierten zunächst über die Zahl der Todesopfer: Während die Nachrichtensender CNN und BBC auf ihren Webseiten unter Berufung auf die örtliche Feuerwehr von mehr als 100 Menschen berichteten, meldete die Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf den Leiter der honduranischen Strafvollzugsbehörde "mindestens 200". Später meldeten Nachrichtenagenturen und Medien übereinstimmend etwa 270 Tote. Die Chefin der Gerichtsmedizin des Ministeriums für öffentliche Sicherheit, Lucy Marrder, sagte Reportern, es seien wohl mehr als 272 Menschen getötet worden.

Verwandte von Gefängnisinsassen sagten der britischen BBC, dass sich einige Häftlinge vor den Flammen retten konnten, indem sie durch das Dach des Gebäudes brachen und von dort in Sicherheit sprangen. Dutzende Gefangene verbrannten Medienberichten zufolge in ihren Zellen. Gerichtsmedizinerin Marrder sagte, es werde wohl Tage dauern, bis die Toten identifiziert seien.

Die Sicherheitsvorkehrungen hätten die Lösch- und Rettungsarbeiten verzögert, berichtete die Zeitung La Prensa in ihrer Online-Ausgabe. In der Strafanstalt sollen etwa 800 Häftlinge eingesessen haben.

Etliche Verletzte wurden in die etwa 100 Kilometer entfernte Hauptstadt Tegucigalpa gebracht, darunter 30 Menschen mit schweren Verbrennungen. In Krankenhäusern vor Ort würden ebenfalls Dutzende Verletzte behandelt, sagte ein Feuerwehrsprecher der spanischen Nachrichtenagentur Efe.

Die Angaben über die Ursachen des Brandes unterschieden sich ebenfalls deutlich: So könnte das Feuer Medienangaben zufolge von revoltierenden Insassen gelegt worden sein. In den meist überbelegten Gefängnissen von Honduras herrschen oft unmenschliche Bedingungen. Immer wieder kommt es zu Meutereien und zu Zusammenstößen zwischen Mitgliedern krimineller Banden.

Behördenleiter Orellana dementierte jedoch, dass es in Comayagua eine Revolte gegeben habe. Hector Ivan Mejia aus dem Innenministerium sagte, ein Kurzschluss habe das Feuer ausgelöst.

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