Holocaust Mahnmal:Bauarbeiten gestoppt

Grund ist die Entscheidung des Kuratoriums der Denkmal-Stiftung, die für den Graffiti-Schutz zuständige Firma Degussa vom Projekt auszuschließen - eine Tochterfirma von Degussa hatte im Zweiten Weltkrieg das Gift Zyklon B hergestellt.

Nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wendet sich ein Beschluss des Stiftungskuratoriums dagegen, dass für den Graffiti-Schutz der Stelen des Mahnmals ein Mittel der Chemiefirma Degussa verwendet werden sollte. Eine Tochtergesellschaft der Degussa produzierte während der NS-Zeit das Gift Zyklon B, mit dem in den Vernichtungslagern Juden und andere Verfolgte getötet wurden.

Degussa teilte mit, man sei über die Entscheidung des Kuratoriums schriftlich von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse informiert worden. "Degussa wird diesen Brief schriftlich beantworten und zum gegebenen Zeitpunkt eine Stellungnahme abgeben", hieß es in der Mitteilung.

Heftige Kontroversen mi Kuratorium

Im Kuratorium hatte es vor dem Beschluss eine heftige Kontroverse gegeben, wie es in der Zeitung hieß. Gegner des Baustopps hätten argumentiert, das Stelenfeld könne nicht ausschließlich von Firmen gebaut werden, die sich im Dritten Reich nicht schuldig gemacht hätten. Die heutige Degussa gehe darüber hinaus sehr verantwortungsvoll mit ihrer Geschichte um.

Lea Rosh, eine der Initiatorinnen der Gedenkstätte nahe dem Brandenburger Tor, rechtfertigte den Baustopp dagegen. In der Tageszeitung B.Z. Am Sonntag wurde sie mit der Aussage zitiert: "Es ist nicht zu verantworten, dass zum Beispiel ein ungarischer KZ-Überlebender vor dem Stelenfeld steht und erfährt, dass eine Firma an dem Denkmal beteiligt ist, die das Gift für seine Vernichtung geliefert hat."

Das Kuratorium habe lange überlegt, wo die Grenze bei deutschen Firmen zu ziehen sei, und sei "zu dem Schluss gekommen, dass die Grenze in der Tat bei der Produktion von Zyklon B liegt."

Auch der Leiter der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten, Günter Morsch, und der Historiker Reinhard Rürup vom NS-Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors" sprachen sich nach Angaben der FAZ gegen Degussa aus. Dem Unternehmen müsse nun erklärt werden, warum es aus dem Bauvorhaben ausgeschlossen werde, sagte Rosh. Sie gehe davon aus, dass Degussa nicht "so töricht" sei und von einer Klage gegen die Entscheidung absieht.

Das Mahnmal nach Plänen des amerikanischen Architekten Peter Eisenman soll 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 2005 eröffnet werden. Das rund 19.000 Quadratmeter große Gelände am Brandenburger Tor soll nicht abgesperrt werden. Daher hatten sich die Planer für Graffiti-Schutz auf den zwischen 40 Zentimeter und 5 Meter großen Stelen ausgesprochen. Die erste Stelen waren vor mehreren Wochen aufgestellt worden.

Die Betonblöcke werden von einer Firma in Joachimsthal bei Berlin hergestellt. Der auf rund 27 Millionen Euro bezifferte Bau, zu dem auch ein unterirdisches Informationszentrum gehört, wird vom Bund finanziert. Vorsitzender des Kuratoriums ist Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

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