Süddeutsche Zeitung

Los Angeles:Jury fordert Todesstrafe für "Hollywood Ripper"

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Michael Gargiulo zeigte keine Regung, als er am Freitag hörte, was die Jury für ihn forderte: die Todesstrafe. So berichtet es die Los Angeles Times aus dem Gerichtssaal, in dem er bereits im August wegen Mordes an zwei Frauen und versuchten Mordes an einem dritten Opfer schuldig gesprochen worden war. Der Prozess hatte viel Aufsehen erregt. Die brutalen Messerattacken hatten Gargiulo den Beinamen "Hollywood Ripper" eingebracht. Unter den Opfern ist auch eine Bekannte des Schauspielers Ashton Kutcher, der ebenfalls vor Gericht aussagte.

Die Empfehlung der Jury aus sechs Männern und sechs Frauen für die Todesstrafe muss noch von einem Richter bestätigt werden. Dies ist für Ende Februar angesetzt. Allerdings werden in Kalifornien, dem US-Bundesstaat mit der größten Zahl von Häftlingen in Todestrakten, derzeit keine Todesurteile vollstreckt. Der demokratische Gouverneur Gavin Newsom hatte im März die Todesstrafe per Dekret ausgesetzt.

Bei seinen Taten war Gargiulo äußerst brutal vorgegangen. Die 22-jährige Ashley Ellerin, die Bekannte Kutchers, war 2001 in ihrem Haus mit 47 Messerstichen getötet worden. 2005 tötete Gargiulo eine 32-jährige Nachbarin, laut Polizeiberichten stach er bei der nächtlichen Attacke viele Male zu und schnitt seinem Opfer die Brüste ab.

Gefasst wurde Gargiulo erst 2008, wenige Wochen nach einem Messerangriff auf eine Nachbarin in Santa Monica. Die Frau überlebte, durch DNA-Spuren wurde Gargiulo mit den beiden anderen Morden in Verbindung gebracht.

2011 wurde er außerdem in Illinois eines weiteren Mordes angeklagt. Dieses Verfahren läuft noch, es geht um eine Tat, mit dem Gargiulos Mordserie 1993 begonnen haben soll. In einer Nacht im August feierte die 18-jährige Tricia Pacaccio ihren High-School-Abschluss. Ihr Vater fand sie mit Stichwunden übersät leblos auf den Treppenstufen vor der Haustür. Erst ein Jahrzehnt später konnten Ermittler die DNA auswerten, die unter den Fingernägeln der Schülerin gefunden wurde, und kamen Gargiulo auf die Spur.

Gargiulo hatte die Morde abgestritten. Den Angriff auf die Nachbarin in Santa Monica räumten seine Verteidiger in dem Prozess jedoch ein. Über ihren Mandanten sagten sie, er habe an einer psychischen Störung gelitten und könne sich nicht an den Vorfall erinnern. Als Kind sei er schwer misshandelt worden. Einen Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit hatten die Geschworenen allerdings abgewiesen. Gargiulos Anwalt, Daniel Nardoni, empörte sich am Freitag über die geforderte Todesstrafe. "Es ist nicht richtig, unsere psychisch Kranken zu töten. Es ist eine Frage der Menschlichkeit", sagte der Verteidiger laut der Los Angeles Times.

In den vergangenen Tagen sprachen sich vor Gericht zahlreiche Betroffene für oder gegen die Höchststrafe aus

Die Anklage hatte den Täter als kaltblütig und kalkulierend dargestellt. Tagsüber habe er ein normales Leben als Geschäftsmann und Familienvater geführt, doch nachts habe er sich in eine völlig andere Person verwandelt, sagte Anklagevertreter Garrett Dameron. Wie die Los Angeles Times berichtet, nennt die Staatsanwaltschaft ihn den "Boy Next Door Killer" - den Jungen von nebenan, der immer höflich auftrat, im Alltag aushalf und der doch ein brutaler Serienmörder war. Seine Opfer habe er immer bei Nacht attackiert, immer in der Nähe ihrer Wohnungen.

Zahlreiche Betroffene hatten in den vergangenen Tagen vor Gericht für oder gegen die Höchststrafe in dem Fall Stellung bezogen. Der Ehemann eines der Mordopfer erklärte unter Tränen, wie er damals seinen vier kleinen Kindern mitteilen musste, dass ihre Mutter nicht mehr am Leben sei. Die Frau, die Gargiulos Messerattacke überlebt hatte, berichtete den Geschworenen, wie sie sich mit aller Kraft gegen den Eindringling gewehrt habe. Noch Monate nach der Tat habe sie kaum schlafen können und unter Angstzuständen gelitten, sagte die heute 37-Jährige laut "People.com".

Der 16-jährige Sohn Gargiulos war vor die Jury getreten, um die Todesstrafe abzuwenden. Er war fünf Jahre alt, als sein Vater 2008 verhaftet wurde. "Ich sehe keinen Mörder. Was ich sehe, ist mein Vater, und ich wünsche mir, dass er am Leben bleibt, so dass ich noch mit ihm sprechen kann", zitierte die Los Angeles Times aus dem Gesuch des Jungen vor Gericht.

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