Süddeutsche Zeitung

Hollywood:Johnny Depp und Amber Heard: Geht es um Gewalt - oder nur um Geld?

Ihre Anwälte sagen, er habe sie geschlagen. Seine Anwälte sagen, sie sei eine Egomanin. Auch Hollywoods jüngste Promi-Scheidung folgt einem Muster.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Wenn Laura Wasser irgendwo in Hollywood auftaucht, dann wird es ernst. Es geht dann nicht mehr um ein harmloses Gerücht, das schnell mal dementiert werden kann, sondern meistens um einen schlimmen Streit und eine bevorstehende Trennung. Die Anwältin hat bereits zahlreiche Promi-Scheidungen verwaltet, die von Melanie Griffith und Antonio Banderas etwa, von Jennifer Garner und Ben Affleck oder von Denise Richards und Charlie Sheen. Derzeit kümmert sie sich um Johnny Depp, sie muss vor einer möglicherweise schmutzigen Scheidung erst einmal einen Skandal verarbeiten.

Depps Ehefrau, die Schauspielerin Amber Heard, hatte vor zwei Wochen - drei Tage nach dem Tod von Depps Mutter - nach 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Am vergangenen Freitag erschien sie vor einem Gericht in Los Angeles mit einer nicht zu übersehenden Schramme unter dem rechten Auge, die Depp ihr fünf Tage zuvor während eines Streits mit seinem Handy zugefügt haben soll.

"Die komplette Beziehung über hat mich Johnny verbal und physisch missbraucht", heißt es in einer Erklärung von Heard, sie bezeichnete Depp darin als "paranoid" und "furchterregend" und verwies auf dessen "allseits bekannte Historie von Alkoholismus und Drogenmissbrauch". In der besagten Nacht sei Depp "betrunken und high" aufgetaucht und habe dann einen Streit begonnen. Er habe sie an den Haaren gezogen und geschlagen.

Er muss sich von ihr fernhalten, sie fordert Geld

Bis zum 17. Juni muss sich Depp, 52, mindestens 100 Yards von Heard fern halten, er darf auch das gemeinsame Haus so lange nicht betreten. Die einstweilige Verfügung dürfte ihn nicht besonders stören, er ist ohnehin noch bis mindestens 7. Juni in Europa, um seinen neuen Film zu vermarkten und mit seiner Band Hollywood Vampires unter anderem auch in Deutschland aufzutreten. "All die Forderungen sind lediglich eine Reaktion auf die negative Berichterstattung der vergangenen Tage", verteidigt Wasser ihren Mandanten: "Sie will sich mit der Behauptung, dass sie körperlich verletzt worden sei, eine vorzeitige Auszahlung sichern."

In der Tat forderte Heard, 30, nicht nur, dass Depp sich vorerst von ihr fern halten möge, sie beantragte auch Schutz für ihren Yorkshire Terrier und wollte bis zum Vollzug der Scheidung monatlich 50 000 Dollar für ihre Lebenshaltungskosten haben - sie hatte dafür sogar Belege dabei. Diese Forderungen wurden abgelehnt.

Depp könnte ihr Geld zahlen, um sie ohne weitere Skandale loszuwerden

Hat Johnny Depp seine Ehefrau geschlagen? Diese Frage wird nun öffentlich verhandelt - wie auch jene, ob es sich bei Heards öffentlichem Auftritt und der an die Presse verteilten Erklärung über die Eskapaden ihres Ehemanns um eine geschickte Eröffnung des Rosenkriegs gehandelt habe. Das Paar hatte im Februar vergangenen Jahres geheiratet und offenbar keinen Ehevertrag unterzeichnet. Bereits kurz nach der Eheschließung war es zu Zerwürfnissen gekommen. "Das ist eher ein langes Date als eine Ehe", sagt der Promi-Anwalt Raoul Felder: "Bevor noch mehr schmutzige Wäsche gewaschen wird, könnte Depp ihr eine oder zwei Millionen Dollar bezahlen, um sie ohne weitere Skandale loszuwerden."

Heards Anwälte stellen Depp gerade öffentlich als paranoiden und alkoholabhängigen Frauenmisshandler hin. Dessen Vertreter kontern mit dem nicht weniger positiven Bild einer geltungs- und geldsüchtigen Egomanin. Wer in Hollywood ein paar Scheidungen verfolgt hat, der weiß, dass solche Skandale zu Beginn der Verhandlungen nicht mal so selten passieren. Es ist deshalb möglich, dass die nun so brennenden Fragen niemals beantwortet werden. Laura Wasser ist in dieser Stadt auch deshalb so beliebt bei den Prominenten, weil sie bei Trennungen meistens dafür sorgt, dass die Öffentlichkeit am Ende nur ganz wenige Details erfährt.

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