Hölloch:"Die waren alle gut gelaunt da unten"

Höhle Hölloch

Sechs Tage eingeschlossen: Der Regen verlängerte den Aufenthalt der Touristen im Hölloch.

(Foto: dpa)

Sechs Tage war eine Gruppe von acht Männern wegen Hochwasser im Schweizer Hölloch eingeschlossen. Was sagt der Expeditionsveranstalter dazu?

Interview von Anna Feininger

Am vergangenen Samstagmorgen sind sieben Abenteurer und ein Höhlenführer zu einer Expedition in eine Schweizer Höhle aufgebrochen. Zwei Tage wollte die Gruppe im Hölloch, dem zweitlängsten Höhlensystem Europas, unterwegs sein. Doch das Hochwasser machte ihnen einen Strich durch die Rechnung: Die Wassermassen blockierten den Ausgang, aus zwei Tagen wurden sechs. Peter Draganits ist der Geschäftsführer des Unternehmens, das die Expedition organisiert hat. Im Gespräch mit der SZ erklärt der Schweizer Outdoor-Experte, was Menschen daran reizt, in eine Höhle zu steigen.

SZ: Herr Draganits, eine Höhle namens Hölloch - klingt nicht gerade verlockend...

Peter Draganits: Der Name leitet sich ja nicht ab von der Hölle, wie man meinen könnte, sondern von einem Schweizer Dialekt. Hähl heißt eigentlich glatt oder rutschig. Das kommt noch von 1875, als das Loch entdeckt wurde. Also Hölloch ist nicht das Loch zur Hölle, obwohl es natürlich höllisch groß ist, sondern ein rutschiges Loch.

Warum sollte man da reinwollen?

Am Anfang war das Feuer. Der Mensch selbst hat zwar nicht in Höhlen, aber doch am Eingang von Höhlen gelebt. Darum sind Höhlen positiv besetzt: Sie dienen als Schutzraum vor der Natur und vor wilden Tieren. Auch heutzutage schützen uns Höhlen - etwa vor digitalen Kommunikationsmitteln. Sie bieten Entschleunigung und die Chance, sich auf echte Werte zu beziehen. Man geht da ins Loch rein, macht die Tür zu - und ist in einer anderen Welt.

Was für Menschen nehmen an einer Höhlenexpedition teil?

Das sind eher die erdigen, bodenständigen Leute, nicht die luftigen, die zum Beispiel Bungeespringen wollen. Aber es sind Abenteurer, natürlich.

Was für eine Tour hatten die sieben Teilnehmer ursprünglich geplant?

Die zweitägige Biwak-Expedition mit Übernachtung. Am Samstagmorgen ging die Tour los, am Sonntag hätten sie eigentlich wieder raus gesollt.

Das hat ja nicht ganz geklappt.

Ja, am Samstagabend um Mitternacht haben wir den Wassereinbruch realisiert und wussten schon, dass man einfach warten muss, bis Mutter Natur den Ausgang wieder öffnet. Sie müssen sich das vorstellen wie einen Siphon, der voller Wasser gelaufen ist. Da kann man nicht viel machen. Ich stand die ganze Zeit in Kontakt mit den Angehörigen, wir haben auch recht schnell Kontakt zu den Teilnehmern in der Höhle aufgenommen. Aber es ging ja allen gut.

Wie lief die Rettungsaktion dann ab?

Gerettet werden musste niemand, rausgekommen sind sie selber, als das Wasser weg war. Wir haben jemanden runter geschickt und Support für die Eingeschlossenen bereitgestellt. Es war eher eine Betreuungsaktion, die waren alle gut gelaunt da unten. Wir haben vor allem moralische Unterstützung und Nahrungssupport geboten, haben Salat und Gemüse besorgt, damit sie ein paar Vitamine bekommen. Auch Spiele, Briefe und Päckchen von den Angehörigen haben wir ihnen runtergebracht. Donnerstag um Mitternacht waren sie wieder bei ihren Familien.

Nach sechs Tagen ohne Dusche wollten die Abenteurer erst mal genau das nachholen. Wäre - für das nächste Mal - eine Höhlen-Dusche vielleicht eine Idee?

Wer eine Höhlenexpedition bucht, bucht Natur pur und kein Hotel. Das wissen die Leute auch. Nur, weil ich in dreißig Jahren vielleicht wieder einen Einschluss habe, bau ich da jetzt keine Dusche da rein.

Was glauben Sie, wird das "Biwak-Abenteuer aus den Nachrichten" Kunden abschrecken - oder sogar eher anlocken?

Es kann durchaus sein, dass Unentschlossene sich jetzt eher dagegen entscheiden. Andere kommen womöglich gerade deshalb, weil sie das Abenteuer entdecken wollen. Bislang gibt es keine riesigen Aufwärts- oder Abwärtsbewegungen bei den Buchungen.

Und was sagen die Eingeschlossenen?

Die kommen alle wieder.

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