Höhlenrettungen:Oft kam jede Hilfe zu spät

Die Bilder der eingeschlossenen Jugendlichen in Thailand erinnern unweigerlich an die dramatische Rettung des Forschers Johann Westhauser aus der Riesending-Höhle. Die Historie zeigt: Nicht jeder Rettungsversuch ist so erfolgreich.

Von Korbinian Eisenberger

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Quelle: (Royal Thai Navy Facebook Page/AP

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Seit 16 Tagen geht der Blick nach Thailand, wo jetzt noch der Trainer und vier der zwölf Jugendlichen von Fels und Wasser eingeschlossen sind. Die Bilder sind dramatisch und erinnern an eine Zeit, als die Welt nach Oberbayern blickte. Damals, vor vier Jahren, berichteten Reporter aus der ganzen Welt von der spektakulärsten Höhlenrettung, die es in Europa jemals gab: Der Höhlenforscher Johann Westhauser lag in der Riesending-Schachthöhle unter Abermillionen Tonnen Gestein: mit einem Schädel-Hirn-Trauma am tiefsten Punkt der tiefsten Höhle Deutschlands. Sie haben ihn lebendig rausbekommen, aus dem Untersberg. Die Historie aber zeigt: Nicht jede Höhlenrettung war erfolgreich.

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Quelle: ASSOCIATED PRESS

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Christal Cave, Kentucky, USA

Einer der ersten Großeinsätze bei einer Höhlenrettung ereignet sich im Februar 1925 in den USA. Der Höhlenforscher Floyd Collins ist in der "Christal Cave" in Kentucky verunglückt - eine Sandhöhle, die er selbst entdeckt hat. Sein Schicksal wird zu einem Medienspektakel, Tausende Schaulustige strömen zur Höhle, die Nationalgarde muss eingreifen. Organisierte Höhlenrettung gibt es damals noch nicht, deswegen helfen Freiwillige mit. Um Collins zu befreien, graben sie einen Parallelschacht. Sie finden ihn nach 14 Tagen, bis zu den Schultern in Trümmern vergraben, verdurstet und verhungert.

Mar 03 1959 Rescue Teams Fight in Vain as Pothole Victim Dies Neil Moss the 20 year old underg

Quelle: imago/ZUMA/Keystone

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Peak Cavern, Großbritannien

Im März 1959 spielt sich ein Höhlendrama im englischen Derbyshire ab. Der 20-jährige Student Neil Moss ist in der "Peak Cavern", einem berühmten englischen Höhlensystem, in Not geraten: 300 Meter vom Höhleneingang steckt er im Geröll fest. Rettungsversuche scheitern, weil das Seil mehrmals reißt. Wegen einer Kohlendioxid-Vergiftung wird Moss schließlich ohnmächtig. Ohne seine Mithilfe müssen die Retter nach zwei Tagen aufgeben. Auf Wunsch der Familie wird Moss' Leiche in der Höhle gelassen. Der Schacht wird versiegelt und heißt seither "Moss Chamber".

A caver descending through water in McBride's Cave.

Quelle: National Geographic/Getty Images

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McBrides Cave, Alabama, USA

1997 wird der US-Höhlenforscher Gerald Moni in der "McBrides Cave" in Alabama von einer Flutwelle überrascht. Bei dem Versuch, sich über eine verhängnisvolle Grube ins Trockene zu retten, macht er einen Fehler beim Griff ans Seil, stürzt hinab und bricht sich den Oberschenkel. Seine Kollegen verbringen Stunden mit ihm im eiskalten Wasser. Einsatzkräfte aus der ganzen Region bereiten von draußen die Rettung vor, müssen aber warten, bis der Pegel zurückgeht. Moni verbringt zwölf Stunden im Eiswasser, ehe es den Rettern gelingt, zu ihm durchzudringen. 18 Stunden nach seinem Sturz ist er gerettet.

Minenunglück in Chile 2010

Quelle: dpa

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San José Bergwerk, Chile

Im Spätsommer 2010 kommt es zur spektakulärsten Höhlenrettung, die es bisher weltweit gab. Im chilenischen San-José-Bergwerk sind seit Anfang August 33 Bergleute verschüttet und eingeschlossen. Nach 17 Tage gelingt es ihnen, aus knapp 700 Metern Tiefe ein Lebenszeichen zu senden.

Miner Juan Carlos Aguilar is greeted by a relative after becoming the 29th miner to be rescued from the San Jose mine in Copiapo

Quelle: REUTERS

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Es dauert, ehe die Retter die Bergung der Minenarbeiter starten können. Eine Rettungskapsel bringt die Arbeiter schließlich Mann für Mann nach oben ans Licht. Die ganze Welt schaut gebannt zu, wie das Drama zu einem guten Ende führt. Einige Minenarbeiter leiden noch Jahre danach unter den Eindrücken von damals.

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Quelle: AFP

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Ardèche-Schlucht, Frankreich

Im Oktober 2010 fiebert ganz Frankreich mit den Rettungsleuten an der südfranzösischen Ardèche-Schlucht mit. Vermisst wird der Hobby-Höhlenforscher Éric Establie. Der 45 Jahre alte Familienvater ist im Unterwasserlabyrinth verschwunden.

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Quelle: AFP

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Die Retter beraten sich mit Geologen, Höhlenforschern und Hydrologen, sprengen Gestein, graben mit Baggern und Schaufeln, während sich Spezialisten auf lebensgefährliche Tauchgänge in ein überflutetes, verzweigtes, kaum erkundetes Höhlensystem vorwagen. Nach neun Tagen überbringen zwei britische Taucher die Nachricht: Establie ist ertrunken.

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Quelle: Markus Leitner/Bergwacht Bayern/AP

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Riesending-Höhle, Deutschland

2014 kommt es zur bis dato aufwendigsten Höhlenrettungsaktion Europas: Dem erfahrenen Höhlenforscher Johann Westhauser aus Karlsruhe fällt im Untersberg ein Lehmbrocken auf den Helm. Westhauser bricht am tiefsten Punkt der Riesending-Höhle zusammen. Das löst eine beispiellose Solidaritätsaktion aus: 700 Bergretter aus mehreren Ländern, unter ihnen 200 der erfahrensten Höhlenforscher, vereinen sich zu einer mitteleuropäischen Allianz.

Rettungseinsatz für Höhlenforscher

Quelle: Nicolas Armer/dpa

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Medien in der ganzen Welt schicken Reporter nach Oberbayern und berichten über den Baden-Württemberger, der mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Fels begraben ist. Beim Transport nach oben muss der damals 54-Jährige achtmal wiederbelebt werden. Nach neun Tagen ist die schier unmögliche Rettung vollbracht. Westhauser wartet zwei Jahre, ehe er wieder eine Höhle betritt.

Rettungseinsatz für Höhlenforscher

Quelle: dpa

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Riesendinghöhle, Österreich

Ein Jahr nach der Rettung Westhausers, 2015, kracht im Untersberg wieder ein Brocken nach unten und trifft einen Menschen. Diesmal passiert das Unglück auf der österreichischen Seite des Bergs. Der Stein trifft die Salzburgerin Sabine Zimmerebner, eine gute Freundin Westhausers, die mithalf, als er unten lag. Die 45-Jährige wird von Rettern geborgen, stirbt jedoch vier Stunden später an ihren Verletzungen.

© SZ.de/AFP/dpa/bix/olkl
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