Fall Niels Högel:Staatsanwaltschaft erhebt Klage gegen fünf Vorgesetzte

Blick auf das Klinikum Oldenburg. Hier hat Patientenmörder Niels Högel gearbeitet. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)
  • Niels Högel wurde Anfang Juni wegen 85 Morden an Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt.
  • Trotz deutlicher Hinweise hätten die fünf ehemaligen Vorgesetzten Högel nicht gestoppt, erklärte die Staatsanwaltschaft Oldenburg.
  • Angeklagt sind unter anderem der langjährige Geschäftsführer der Krankenhäuser Oldenburg und Delmenhorst sowie zwei Chefärzte.

Wegen Totschlags durch Unterlassen hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg fünf ehemalige Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel angeklagt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte am Donnerstag entsprechende Medienberichte. Die Führungskräfte im Oldenburger Klinikum sollen dem Krankenpfleger ein gutes Zeugnis ausgestellt haben, obwohl es eindeutige Hinweise auf seine Taten gegeben habe.

Angeklagt sind der langjährige Geschäftsführer der Krankenhäuser Oldenburg und Delmenhorst, Rudolf M., der heute das Klinikum Dortmund leitet, die damalige Pflegedirektorin, der ehemalige Chefarzt der Herzchirurgie, der Chefarzt der Anästhesie sowie ein Stationsleiter.

Högel war Anfang Juni vom Landgericht Oldenburg wegen Mordes in 85 Fällen verurteilt worden. In 15 Fällen wurde der 42-Jährige aus Mangel an Beweisen freigesprochen. In einer bundesweit einmaligen Mordserie zwischen 2000 und 2005 hatte er Patienten auf Intensivstationen in Oldenburg und Delmenhorst umgebracht. Zunächst hatte die Nordwest-Zeitung über die Anklage gegen die früheren Kollegen von Högel berichtet.

Der Patientenmörder hält an der Revision gegen das Urteil aus dem Juni fest. Solange die Revision läuft, ist das Urteil gegen ihn nicht rechtskräftig, und er kann auch nicht als Zeuge in anderen Prozessen zu seinem Fall aussagen.

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