Nach tagelangem Dauerregen wird die Hochwasserlage nicht nur in Österreich und in Bayern, sondern auch in anderen deutschen Nachbarstaaten zunehmend dramatisch. Mindestens acht Menschen sind bis Sonntagnachmittag in den Wassermassen ums Leben gekommen, Tausende mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Ein Überblick über die Lage:
In Tschechien appellierte Regierungschef Petr Fiala an die Bürger, den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen. Manche Menschen weigerten sich, ihre Wohnungen oder Häuser zu verlassen. „Damit gefährden sie nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen, die dann versuchen müssen, sie zu retten, wenn es dramatisch wird“, sagte Fiala dem Fernsehsender CT. Wer glaube, dass die präventiven Maßnahmen unnötig seien, irre. In Opava an der Grenze zu Polen musste die Feuerwehr mit Booten ausrücken, um in einer überfluteten Plattenbausiedlung Zurückgebliebene zu retten. Andernorts warteten Menschen auf Dächern auf Hilfe. Mindestens vier Menschen galten am Sonntag als vermisst. „Wir müssen damit rechnen, dass das Schlimmste noch nicht hinter uns liegt“, warnte Fiala.
Im Südwesten Polens brach unterdessen ein Staudamm. Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Śląskie nachgegeben habe, ströme das Wasser den Fluss Biała Lądecka hinunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neiße, teilte das Meteorologische Institut auf der Plattform X mit. Es sei eine „ernste Bedrohung“. Die Polizei habe einen Rettungshubschrauber in die Gegend geschickt, auch Soldaten seien im Einsatz. Im besonders betroffenen Kreis Kłodzko ertrank ein Mensch in den Fluten, etwa 17 000 Haushalte waren ohne Strom, 1600 Anwohner wurden in Sicherheit gebracht. Auch in der historischen Stadt Głuchołazy im benachbarten Verwaltungsbezirk Opole ordnete der Bürgermeister Evakuierungen an. Regierungschef Donald Tusk sprach von einer „sehr dramatischen Situation“.
In Rumänien starben mindestens sechs Menschen aufgrund von Starkregen und Überschwemmungen. Im Kreis Galati in der östlichen Region Moldau wurden am Abend zudem noch zwei Menschen vermisst. Unter den Toten sind zwei Frauen im Alter von 96 und 86 Jahren. Die Wassermassen erreichten eine Höhe von bis zu 1,7 Metern. Menschen kletterten auf Dächer, um nicht mitgerissen zu werden. Die Rettungskräfte gehen davon aus, dass viele ältere Menschen, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, in ihren Häusern festsitzen.
In Ungarn werden Rekordpegelstände in der kommenden Woche erwartet. Der Bürgermeister von Budapest, Gergely Karácsony, sagte jedoch, man sehe sich vorbereitet, um damit fertig zu werden.
Auch in Sachsen laufen die Vorbereitungen für das weitere Ansteigen der Pegel. Die Stadt Dresden rief am Abend Hochwasserstufe 2 aus. Die Altstadt soll durch mobile Schutzwände abgeschirmt werden, diese sollen am Montagmorgen errichtet werden. Ab einem Pegelstand von etwa sechs Metern werden zudem die Flutschutztore Weißeritzstraße und Ostra-Ufer verschlossen, die ebenfalls die Altstadt schützen. Fortschritte macht der Abriss der teilweise eingestürzten Carolabrücke. Am Neustädter Elbufer wurden die ersten Räumarbeiten am Samstagabend beendet. Der freigeräumte Uferbereich ist laut Dresdner Umweltamt wichtig, um der Strömung bei Hochwasser eine Ausweichmöglichkeit um die noch im Wasser liegenden Brückenteile zu ermöglichen.
Zwischen all den Hochwassernachrichten tauchte auch ein Lichtblick auf: Im Süden und Südosten Deutschlands und in den östlichen Nachbarländern soll es zwar auch am Montag noch regnen, doch im Rest des Landes wird die Sonne zwischen Quellwolken hervorlugen. Am Dienstag lässt dann auch im Süden der Regen nach. In Teilen von Brandenburg könnte sogar die 25-Grad-Marke überschritten werden. Dann spräche man von einem Sommertag.