Hochwasser-Katastrophe in Pakistan:Angst vor Seuchen

Nach den verheerendsten Überschwemmungen in Pakistan seit Jahrzehnten droht dem Land jetzt der Ausbruch von schweren Krankheiten. Erste Cholera-Fälle wurden bereits gemeldet.

Im Nordwesten Pakistans wächst nach den schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten die Furcht vor dem Ausbruch von Seuchen. Nach Behördenangaben vom Sonntag wurden aus der am schlimmsten von den Fluten betroffen Provinz Khyber Pakhtunkhwa mehrere Cholera-Fälle gemeldet. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 862.

A man evacuates his children through waist-deep waters after heavy flooding in Nowshera, located in Pakistan's northwest Khyber-Pakhtunkhwa Province

Menschen aus Pakistans Provinz Khyber Pakhtunkhwa evakuieren ihre Familien, um sie vor der Flut in Sicherheit zu bringen.

(Foto: REUTERS)

Aus dem Distrikt Swat in Khyber Pakhtunkhwa seien bestätigte Berichte über Cholera-Infektionen eingegangen, sagte der Informationsminister der Provinz, Mian Iftikhar Hussain. Die Behörden würden in Schulen Notunterkünfte errichten, um die Menschen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen. Hussain sprach von der "schlimmsten Flut in Khyber Pakhtunkhwa in der Geschichte des Landes". Die Provinz grenzt im Nordwesten des Landes an Afghanistan. Viele Menschen dort wohnen in abgelegenen Bergdörfern.

Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Hilfe in Pakistan konnten sich die Rettungskräfte noch immer kein klares Bild vom kompletten Ausmaß der Flutkatastrophe machen. "Wir haben noch kein vollständiges Bild, weil die Kommunikationswege zusammengebrochen sind. Wir haben noch immer Schwierigkeiten, unsere Büros in den Distrikten Nowshera, Swat und Charsada zu erreichen", sagte der Leiter des Büros, Manuel Bessler, der BBC.

Schätzungen der UN zufolge sind mindestens eine Million Menschen von den durch heftige Regenfälle ausgelösten Überschwemmungen betroffen. Von Hubschraubern aufgenommene Bilder des pakistanischen Fernsehens zeigten Menschen, die in ihren Dörfern auf den Dächern beschädigter Häuser Schutz vor den reißenden Fluten suchten und sich mit ihren Habseligkeiten auf dem Rücken zu Fuß einen Weg durch die Wassermassen bahnten. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 862, wie Informationsminister Hussain der Nachrichtenagentur AFP sagte. Rettungskräfte hätten seit Samstagabend 62 weitere Leichen geborgen. Im Nachbarland Afghanistan starben nach Behördenangaben mindestens 65 Menschen in den Fluten.

Angesichts des Ausmaßes der Überschwemmungen erhöhte die Bundesregierung ihre Hilfen auf bis zu eine Million Euro. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) erklärte am Samstag, mit weiteren 500.000 Euro aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung solle eine schnelle Versorgung der Notleidenden mit Nahrungsmitteln ermöglicht werden. Zuvor hatte bereits das Auswärtige Amt bis zu 500.000 Euro unter anderem für Notunterkünfte, Decken und Trinkwasser zur Verfügung gestellt. Die Europäische Kommission kündigte in Brüssel die Freigabe von 30 Millionen Euro für Flüchtlinge im Nordosten des Landes an, die auch den Flutopfern zugute kommen könnten.

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