Hochwasser in Deutschland:Pegelstände sinken - Gefahr von Deichbrüchen bleibt

Die Wasserstände der Elbe und der Donau gehen zurück - wenn auch langsam. Noch immer lastet allerdings großer Druck auf den Dämmen. Bund und Länder wollen Menschen, die von der Flut betroffen sind, mit Milliarden helfen.

In Hitzacker in Niedersachsen lag der Pegel am frühen Donnerstagmorgen knapp unter acht Metern - am Abend zuvor waren es noch 8,07 Meter gewesen. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) plant am Vormittag in Dannenberg an der Elbe eingesetzte Soldaten treffen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und mit Soldaten des Logistikbataillons 141 sprechen. Die Bundeswehr überwacht in Niedersachsen mit Aufklärungsflugzeugen die Deiche.

Am Pegel Hohnstorf direkt gegenüber Lauenburg in Schleswig-Holstein wurden knapp neuneinhalb Meter gemessen. Ursprünglich waren für Lauenburg Pegelstände von zehn Metern und mehr prognostiziert worden. In Dömitz in Mecklenburg-Vorpommern waren es knapp unter sieben Meter. Am Dienstag war hier noch der Höchstwert mit 7,21 Metern registriert worden. Nach wie vor besteht aber die Gefahr von Deichbrüchen.

In der Katastrophenregion im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt wurden bis zum späten Mittwochabend noch Menschen in Sicherheit gebracht. Einige weigerten sich nach Angaben des Krisenstabs der Landesregierung jedoch, ihre Häuser zu verlassen. Sie sollten im Laufe des Tages aus Booten und Hubschraubern mit Lebensmitteln versorgt werden. Durch die Bruchstelle des Elbdeichs bei Fischbeck fließt nach wie vor Wasser ins Hinterland. Bereits in der Nacht zum Montag war der Deich gebrochen. Seither sind weite Landstriche überflutet worden. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

In weiten Teilen Bayerns ebbt auch die zweite Flutwelle ab. In Donauwörth und Ingolstadt liegen die Pegelstände inzwischen unter den Meldestufen. In Kelheim, Regensburg und Straubing zeigten die Pegel bei rückläufiger Tendenz noch Meldestufe drei auf der vierstufigen Skala. Im weiteren Verlauf der Donau Richtung Passau könne an den Pegeln Hofkirchen und Vilshofen die Meldestufe drei noch erreicht werden. Neue für den Donnerstagabend vom Deutschen Wetterdienst vorhergesagte Schauer und Gewitter mit starkem Regen könnten örtlich zu einem Anstieg der Wasserstände führen. Großen Einfluss auf die abfließende Hochwasserwelle der Donau hätten sie aber nicht mehr.

Das Elbehochwasser wird den Bahnverkehr weiter behindern. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Berlin über Stendal nach Hannover ist nach wie vor nicht befahrbar. Die ICE-Züge zwischen Berlin und Hannover und weiter ins Ruhrgebiet fahren deshalb über Magdeburg und Braunschweig. Von Donnerstag an halten sie auch in diesen beiden Städten, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Reisende zwischen Berlin und Hannover müssen mit einer um 60 bis 70 Minuten längeren Fahrzeit rechnen. In Richtung Berlin entfallen die Stopps in Wolfsburg, Stendal und Berlin-Spandau, in Richtung Hannover die in Stendal und Wolfsburg.

Hochwasser in Sachsen-Anhalt - Tangermünde

Pegel in Sachsen-Anhalt sinken langsam: teilweise überflutete Straße in Tangermünde

(Foto: dpa)

Bund und Länder planen Milliardenhilfen für Flutopfer

Bund und Länder wollen sich heute auf Milliardenhilfen für die Opfer der Hochwasserkatastrophe verständigen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft am Nachmittag mit den Ministerpräsidenten der Länder in Berlin zusammen. Dabei soll unter anderem über einen Aufbaufonds für Flutschäden beraten werden. Geplant ist ein Hilfspaket von bis zu acht Milliarden Euro, das je zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert werden soll. Damit fällt die Unterstützung etwas höher aus als 2002, wenn man die Inflationsrate berücksichtigt. Bei der damals als "Jahrhundertflut" eingestuften Katastrophe wurden etwa 6,5 Milliarden Euro abgerufen.

Trotz der hohen Flutschäden erwartet Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) keine Probleme bei der Lebensmittelversorgung in Deutschland. "Die Verbraucher in Deutschland müssen sich keine Sorgen machen, es wird keine nennenswerten Engpässe geben", sagte Aigner der Saarbrücker Zeitung. Ungeachtet dessen sei es für landwirtschaftliche Produkte wie Spargel, Erdbeeren und Frühkartoffeln kein guter Start ins Jahr gewesen. "Erst ein nasser und kalter Mai, dann noch Starkregen und Hochwasser", sagte die Ministerin. Für eine Erntebilanz sei es jetzt aber noch zu früh.

Aigner verteidigte zugleich die Landwirtschaft gegen Vorwürfe, diese sei mitverantwortlich für die Flutschäden. An vielen Orten hätten Bauern gezeigt, dass sie bereit seien, ihre eigenen Interessen zurückzustellen, "zugunsten des Gemeinwohls, zugunsten des Hochwasserschutzes". Pauschale Schuldzuweisungen seien daher ungerecht. Enteignungen für einen besseren Hochwasserschutz dürften deshalb nur "dass allerletzte Mittel sein", sagte die Ministerin.

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