Hochwasser im Südosten Europas:"Die Menschen stehen vor dem Nichts"

Eine halbe Million Menschen mussten ihre Häuser verlassen, ein Viertel aller Bosnier hat kein sauberes Trinkwasser mehr: Der Balkan erlebt die schwerste Naturkatastrophe seit mehr als 100 Jahren. Die Fluten bergen eine weitere Gefahr: Tausende Landminen.

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Eine halbe Million Menschen mussten ihre Häuser verlassen, ein Viertel aller Bosnier hat kein sauberes Trinkwasser mehr: Der Balkan erlebt die schwerste Naturkatastrophe seit mehr als 100 Jahren. Die Fluten bergen eine weitere Gefahr: Tausende Landminen. Die Flut auf dem Balkan nimmt immer größere Ausmaße an. Auch nach dem Ende der tagelangen Regenfälle ist noch kein Ende der Katastrophe in Sicht. Aus Kroatien hat eine neue Flutwelle des Flusses Save den Norden Bosniens und den Westen Serbiens erreicht. Die Zahl der Todesopfer in den Überschwemmungsgebieten in Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien ist auf 47 gestiegen.

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Mehr als 100 000 Wohnhäuser und andere Gebäude in Bosnien-Herzegowina sind nicht mehr nutzbar. Die Zerstörung im Land sei mindestens genauso groß wie nach dem dreijährigen Bosnien-Krieg Mitte der 1990er Jahre, sagte der bosnische Außenminister Zlatko Lagumdžija. Das Bild zeigt die überflutete Kleinstadt Bosanski Šamac, 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Sarajevo.

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Mehr als eine Million Menschen in Bosnien hätten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, sagte Außenminister Lagumdžija. Das entspricht mehr als einem Viertel der Bevölkerung des kleinen Balkan-Landes. Mehr als 500 000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen wegen der Fluten verlassen. "Im Krieg haben viele Menschen alles verloren. Heute stehen sie wieder vor dem Nichts", sagte Lagumdžija weiter.

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Wo das Wasser bereits zurückgegangen ist, wird das volle Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Eine besondere Gefahr geht von Landminen und anderer Munition aus, die seit dem Bosnien-Krieg im Boden liegt und nun durch die Wassermassen wieder zutage gefördert wurde. Die Behörden haben eine Warnung vor freigelegten Kampfmitteln veröffentlicht.

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Die Bedrohung wurde nach Auffassung einer Expertin jahrelang unterschätzt. "Es gab schon vorher ein Hochwasser im Jahr 2010. Seitdem sind die wandernden Landminen ein Thema. Aber wir haben das damals noch nicht als eine solch ernstzunehmende Gefahr erkannt und hätten auch niemals gedacht, dass ein solches Desaster geschehen kann", sagte die Landminen-Expertin Alma Al-Osta der Nachrichtenagentur dpa. "Darum waren die Prioritäten andere. Dieses Problem geriet einfach in Vergessenheit - und jetzt ist es zu uns zurückgekommen."

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Ein Schwein im bosnischen Vojskova: Durch Hunderte Bergrutsche und Schlammlawinen entlang der Save wurden in Bosnien bereits große Teile des Ackerlandes verwüstet. Landwirtschaft ist das Rückgrat der bosnischen Wirtschaft.

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Auch im Nachbarland Serbien bleibt die Situation angespannt. Das Städtchen Obrenovac, etwa 40 Kilometer westlich der serbischen Hauptstadt Belgrad, ist fast komplett überflutet. Die Polizei hat das Stadtgebiet abgeriegelt. 13 Menschen sind hier durch das Hochwasser ums Leben gekommen. In ganz Serbien zählten die Behörden 20 Tote.

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8000 der 20 000 Einwohner Obrenovac' sind bereits mit Hubschraubern, Booten und Lastwagen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht worden. Zwar ist der auf bis zu zwei Meter angestiegene Pegel der Save am Montag wieder etwas abgesunken, dennoch gingen die Evakuierungen weiter.

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"Ich bin niedergeschmettert", sagt ein Bewohner des benachbarten Dorfes Zabrežje, der aus seinem Haus fliehen musste. "Ich habe alles zurückgelassen, die Kühe, die Schweine und die Hühner", zitiert die Nachrichtenagentur AFP den 78-Jährigen. "Zum Glück sind meine Frau, meine Kinder und meine Enkel am Leben."

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Ein Mann in Bajina Bašta, 160 Kilometer südwestlich von Belgrad, holt Schlamm aus einem Wasserschacht. Tausende Einsatzkräfte und freiwillige Helfer versuchen, Gebiete entlang der Flüsse vor der Flut zu schützen. Entlang der Save, die auch durch Belgrad fließt, wurden auf einer Strecke von zwölf Kilometern 300 000 Sandsäcke gestapelt.

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Besonders besorgt blicken die serbischen Behörden auf das Kraftwerk Nikola Tesla in der Nähe von Obrenovac. Aus dem Wärmekraftwerk kommt die Hälfte des in Serbien produzierten Stroms. Energieminister Aleksandar Antić nannte den Schutz des Kraftwerks "entscheidend" für die Sicherheit der Energieversorgung im Land.

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Auch im Dorf Krupanj (Bild) sind mehrere Wohnhäuser zerstört worden. Die Hochwasserschäden belaufen sich nach offiziellen Schätzungen allein in Serbien auf Hunderte Millionen Euro.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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