Hochwasser - Hönningen:Hönningen statt Libanon: Weitere Kläranlagen im Ahrtal

Ahrweiler
Eine mobile Kläranlage des Roten Kreuzes an der Ahr. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hönningen (dpa/lrs) - Die Ahrtal-Flut mit 134 Todesopfern vor einem halben Jahr hat auch zahlreiche Kläranlagen zerstört - nun arbeitet hier schon eine zweite mobile Anlage, die ursprünglich für ein fernes Krisenland gedacht war. Die erste temporäre Kläranlage des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) landete statt in Uganda im Ahr-Weindorf Mayschoß. Die zweite war für den Libanon bestimmt, wurde jetzt aber in Hönningen an der Ahr in Betrieb genommen, wie ihr Entwickler Kurt Saygin mitteilt. Eine dritte soll dem DRK zufolge voraussichtlich vom Frühling an in Altenahr das Abwasser reinigen. Der Bau klassischer Kläranlagen kann lange dauern. Die mobilen Lösungen im Ahrtal sind laut DRK für einen drei- bis fünfjährigen Betrieb vorgesehen.

Diese Spezialanlagen in dem von extremen Hochwasser weithin zerstörten Flusstal haben ferne Vorgängerinnen: Zwei laufen laut Saygin bereits in Bangladesch in einem Camp mit Flüchtlingen der muslimischen Rohingya-Minderheit aus dem mehrheitlich buddhistischen Nachbarland Myanmar. Eine davon wurde dem DRK zufolge inzwischen "mit den Erfahrungen aus dem Ahrtal hinsichtlich der Prozesse optimiert". Künftig sollen - wie ursprünglich geplant - weitere mobile Anlagen nach Uganda und in den Libanon gebracht werden.

Deutschlands erste mobile Kläranlage in Mayschoß im Ahrtal, die von einem großen Lastwagen oder notfalls auch von Mulis transportiert werden könnte, besteht nach Auskunft des DRK aus sieben Tanks mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 334 500 Litern plus Büro- und Laborcontainer. Jede dieser modular konstruierten Anlagen werde je nach künftigem Standort angepasst. So ist laut DRK die neue Kläranlage in Hönningen für rund 1200 Bürger etwa 50 Prozent größer als die Schwesteranlage in Mayschoß für gut 600 Anwohner.

Die Anlagen mit größtenteils biologischer, aber auch mechanischer Aufbereitung von Abwasser werden mit Spenden finanziert. Die Kosten für die reine Beschaffung belaufen sich laut DRK-Sprecherin Christina Wandel-Sucker auf rund 200 000 Euro. "Mit Ergänzungen und Personal sind diese jedoch deutlich höher." Die schon vor mehreren Monaten in Betrieb genommene erste Anlage im Ahrtal in Mayschoß habe "auf Anhieb sehr gute Ergebnisse geliefert". Daher habe der örtliche Abwasserverband die beiden weiteren DRK-Anlagen angefordert.

Nach früheren Worten von DRK-Generalsekretär Christian Reuter soll mit dieser Technik das Risiko von Krankheiten und Umweltschäden gemindert werden. Der Berliner Chemieingenieur Saygin hat einst hinzugefügt: "Das Problem bei potenziellen Seuchenkrankheiten ist, dass man sie zwar mit Ärzten bekämpfen, aber nur mit Ingenieuren besiegen kann."

© dpa-infocom, dpa:220108-99-632947/2

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