Hochwasser durch Tauwetter:Nach dem Schnee kommt die Flut

Die Pegelstände am Rhein steigen weiter an, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bereiten sich auf Höchststände vor. Die Flut fordert erste Todesopfer.

In Rheinland-Pfalz wird das Schlimmste noch erwartet: Das Rhein-Hochwasser bei Koblenz ist auch in der Nacht auf diesen Montag weiter angestiegen. Gegen 3 Uhr lag der Pegel bei 7,38 Meter, teilte ein Sprecher des Hochwassermeldezentrums in Mainz mit. Das Deutsche Eck, die Mündung der Mosel in den Rhein, war überflutet. "Es wird erhebliche Verkehrsbehinderungen im Berufsverkehr geben", sagte ein Polizeisprecher am frühen Montag.

Hochwasser - Zell

Eine recht ungewöhnliche Zigarettenpause gönnt sich diese Frau in Zell an der Mosel in einer Straße der überfluteten Altstadt. Innerhalb weniger Stunden hatte das Moselhochwasser die Straßen der Altstadt überflutet.

(Foto: dpa)

Der Scheitelpunkt des Hochwassers mit einer Höhe von rund 7,70 Metern werde am Montagnachmittag zwischen 14 und 16 Uhr erwartet. Den Schätzungen der Behörden zufolge standen zwischen Trier und Koblenz 30 Gemeinden unter Wasser. Die Schifffahrt in Koblenz wurde eingestellt.

Nordrhein-Westfalen erwartet den Höhepunkt der Flutwelle zu Wochenbeginn. Aufgrund der nachlassenden Regenfälle stieg der Wasserstand allerdings nicht mehr so rasch wie an den Vortagen. Der Rhein-Pegel bei Köln erreichte am Sonntagnachmittag die Schwelle von 8,30 Meter, ab der die Schifffahrt aus Sicherheitsgründen eingestellt werden muss. An der Ruhr mussten Straßen gesperrt werden.

An der Oder hat sich die Lage in der Nacht zum Montag leicht entspannt - von einer Entwarnung kann aber noch lange keine Rede sein. "Wir blicken hier auf leicht gefallene Pegel, etwa 20 bis 30 Zentimeter weniger", sagte ein Polizeisprecher in Frankfurt (Oder). Gespannt wird erwartet, wie sich das Eis auf dem Nebenfluss Warthe entwickelt. Deren Eisschollen könnten auf der Oder die Lage wieder komplizierter gestalten, weil sie das Wasser aufstauen.

Die Hochwasserlage an der Spree bleibt stabil, an der Elbe und ihren Nebenflüssen in der Prignitz sind die Pegelstände am Montagmorgen leicht gestiegen. Besonders betroffen ist der Elbe-Nebenfluss Stepenitz, wo teilweise die zweithöchste Alarmstufe 3 gilt. Hier ist der Schnee noch nicht vollständig getaut, so dass die Pegelstände etwas zunehmen können, teilte das Hochwasserzentrum Potsdam mit.

In anderen Bundesländern gingen die Wasserstände der Flüsse durch Tauwetter und Regen ebenfalls weiter nach oben. Betroffen waren unter anderem Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Bayern. In Nordrhein-Westfalen wird der Höhepunkt der Flutwelle zu Wochenbeginn erwartet. Aufgrund der nachlassenden Regenfälle stieg der Wasserstand allerdings nicht mehr so rasch wie an den Vortagen. Der Rhein-Pegel bei Köln erreichte am Sonntagnachmittag die Schwelle von 8,30 Meter, ab der die Schifffahrt aus Sicherheitsgründen eingestellt werden muss. An der Ruhr mussten Straßen gesperrt werden.

Kajakfahrer stirbt im Enz-Hochwasser

In Hessen hingegen gibt es erste Entwarnung: Die Polizei in den betroffenen Gebieten meldete vorsichtig optimistisch, dass das Schlimmste wohl ausgestanden sei. "Das bereitet uns keine Sorgen mehr. Die Pegel sind leicht fallend und es gab keine Niederschläge", sagte ein Polizeisprecher in Fulda. Zur Lage an der Lahn meldete die Polizei in Gießen: "Es sind hier schon noch einige Straße gesperrt, aber Grund zur Besorgnis gibt es hier nicht." Die Polizei in Kassel berichtete für Nordhessen und den Ederstausee: "Fallende Pegelstände. Hier zeichnet sich Entspannung ab." Und auch für den Rhein meldete die Polizei in Wiesbaden, dass weiter kein Grund zur Sorge bestehe.

In Baden-Württemberg hatte das Hochwasser am Wochenende unterdessen ein Todesopfer gefordert. Ein 50 Jahre alter Kajakfahrer wurde am Samstag tot aus der Enz bei Pforzheim gezogen. Der Kajakfahrer hatte das Hochwasser offenbar unterschätzt. Die Polizei geht davon aus, dass er aus seinem Boot fiel und wegen der starken Strömung nicht mehr zurückklettern konnte. Auch in Nordrhein-Westfalen wurde am Samstag die Leiche eines Mannes aus einem Fluss geborgen. Ob der Mann im Hochwasser führenden Thumbach in Kreuzau (Kreis Düren) ertrank, werde noch ermittelt, so die Polizei Düren.

Die Fluten haben auch Auswirkungen auf den Verkehr: Die über die Ufer tretende Wupper legte am Sonntag den Bahnverkehr in Wuppertal zeitweise lahm. Ein Streckenabschnitt zwischen Vohwinkel und Hauptbahnhof wurde für etwa zwei Stunden für den Fernverkehr gesperrt. "Land unter" hieß es auch in Essen. Dort wurde in Steele eine Hauptverkehrsstraße überschwemmt. Die Feuerwehr barg ein Auto. Verletzt wurde niemand. In Ratingen kam es hingegen zu einem Erdrutsch. Dort löste sich ein aufgeweichter Feldhang und verschüttete eine Landstraße. Mehrere Bäume wurden gefällt und in dem unwegsamen morastigen Gelände auch gesprengt. Ab Montag soll es wieder deutlich kälter werden, Glättegefahr und Schneefälle werden erwartet .

Dachlawine tötet Mann

Auch in Bayern sorgte das milde Wetter für steigende Pegelstände, außerdem wurden mehrere Menschen durch Dachlawinen verletzt. In Niederbayern etwa löste sich durch die milden Temperaturen Schnee und Eis von dem Dach eines Gebäudes und tötete einen Mann. Der 67-Jährige wurde am Samstag auf einer Baustelle in Kelheim von einem Gerüstteil am Kopf getroffen. Laut Polizei war die Dachlawine mit so großer Wucht auf ein Baugerüst gestürzt, dass Gerüstteile hinabfielen und den Rentner trafen.

Im oberfränkischen Pettstadt an der Regnitz sowie im unterfränkischen Bad Kissingen an der Fränkischen Saale herrschte am Sonntag die höchste Hochwasser-Meldestufe vier. Für den gesamten Abschnitt von der Regnitzmündung bis zur hessischen Landesgrenze wurde nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes in München die Warnstufe zwei erreicht - bei steigender Tendenz.

In Würzburg rechnete die Stadtverwaltung mit dem Scheitelpunkt der Flutwelle des Mains am Montagabend. Bis dahin sollten Dämme aus Sandsäcken errichtet werden. An den Oberläufen von Wörnitz und Altmühl, beides Donauzuflüsse, kam es zu Überflutungen bis hin zu Meldestufe drei. Bei Meldestufe drei stehen einzelne Grundstücke oder Keller unter Wasser, Straßen müssen gesperrt werden. Meldestufe vier bedeutet, bebaute Gebiete werden in größerem Umfang überflutet.

Das wärmere Wetter brachte noch weitere Probleme mit sich: Am Samstag stürzte das Dach einer Halle in Birgland (Landkreis Amberg-Sulzbach) wegen des nassen Schnees teilweise ein. Die etwa 750 Quadratmeter große Halle ist für die dort trainierenden Sportvereine nun zunächst nicht nutzbar, der Schaden beläuft sich laut Polizei auf rund 100.000 Euro. Glück hatte eine Putzfrau: Das Dach stürzte ein, kurz bevor sie die Birglandhalle betreten wollte.

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