Hochwasser:Die Gefahr kommt von unten

In den Überschwemmungsgebieten Bayerns läuft das Hochwasser der Flüsse nun zwar langsam ab, doch dafür steigt das Grundwasser. In Gegenden wie Freising gilt daher: Computer und Teppiche jetzt vorsichtshalber im Erdgeschoss statt im Keller aufbewahren.

Nach dem verheerenden Hochwasser im Süden Bayerns drohen dort nun Überschwemmungen "von unten". Nach dem Ablaufen der Fluten stieg entlang der Flüsse das Grundwasser und drückte in die Keller der Häuser, berichtete das Bayerische Landesamt für Umwelt am Freitag.

Hochwasser: Eine Frau schützt ihre Wohnung gegen das aus dem Keller herandringende Wasser.

Eine Frau schützt ihre Wohnung gegen das aus dem Keller herandringende Wasser.

(Foto: Foto: ddp)

In Freising stieg das Grundwasser auf einen historischen Höchststand. Betroffen seien auch andere Gemeinden von München bis Landshut sowie Abschnitte in Schwaben an Lech und Iller.

Die Pegelstände könnten in den nächsten Tagen noch weiter steigen. "In diesen Gebieten mit ansteigenden Grundwasserständen gilt: Computer und Teppiche jetzt vorsichtshalber im Erdgeschoss statt im Keller aufbewahren", sagte der Präsident des Landesamtes, Albert Göttle.

Aufatmen

Angesichts sinkender Pegelstände und der Aussicht auf weitgehend trockenes Wetter in den kommenden Tagen atmeten die meisten Menschen in den Hochwasserregionen Bayerns am Freitag aber langsam auf.

Nach Auskunft des bayerischen Innenministeriums bestand nur noch in den an der Isar gelegenen Landkreisen Erding und Freising Katastrophenalarm. Dort machte den Helfern vor allem der Zustand der durchgeweichten Deiche Sorgen.

Am Schwerpunkt des Hochwassers, der Donau, konnte dagegen weitgehend Entwarnung gegeben werden. Trotz der in den Bereichen Passau und Straubing noch erwarteten neuen Höchststände wurden hier keine größeren Folgen durch Überschwemmungen erwartet.

Nachdrückendes Grundwasser

An der Isar von München über Freising bis Landshut sinken die Pegelstände allerdings nur langsam. In Freising machte den Helfern das nachdrückende Grundwasser Probleme, durch das zahlreiche Keller und Gärten unter Wasser stehen.

Im zuletzt besonders betroffenen, an der Donau gelegenen Landkreis Kelheim beruhigte sich die Lage merklich. Ein bedrohter Deich in Neustadt konnte nach Angaben des Landratsamtes Kelheim erfolgreich gesichert werden.

Für das weltberühmte Kloster Weltenburg bestand ebenfalls keine Gefahr mehr. Dort trugen vor allem die Helfer zum Schutz der Anlage bei, die als eine der ältesten klösterlichen Niederlassungen Deutschlands gilt.

1,5 Millionen Sandsäcke verbaut

In ganz Bayern verbauten Freiwillige und Helfer von Bundeswehr und Technischem Hilfswerk über 1,5 Millionen Sandsäcke. Insgesamt waren und sind nach Angaben des Münchner Innenministeriums etwa 30.000 Menschen im Einsatz. Die Bundeswehr stellte nach eigenen Angaben davon allein 20.000.

Der Scheitelpunkt auf der Donau passierte am Freitagmittag Regensburg. Das Hochwasser fließe nur extrem langsam ab, berichtete Konrad Bogner vom Hochwassernachrichtendienst in München. Meldestufe 4 - das bedeutet Überschwemmung - herrschte am Freitag im Bereich der Donau noch von Kelheim über Regensburg bis Passau.

Die Gefahr kommt von unten

Ein neuerliches Anschwellen der Wasserläufe sei auf Grund des Hochdruckeinflusses aber nicht mehr zu befürchten.

Der Donau-Pegel Kelheim westlich von Regensburg stand mittags bei 703 Zentimeter; der normale mittlere Wasserstand beträgt 303 Zentimeter. Ein solches Hochwasser wird dort im Schnitt alle 20 Jahre registriert. In Regensburg wurde am Mittag ein Pegelstand von 5,73 Meter gemessen, zwei Zentimeter unter dem Maximum.

Die Welle sollte am Abend Passau erreichen, wo der Donau-Pegel mittags bei 8,50 Meter lag. Am Donnerstag früh hatte die Hochwasserwelle des Inn am Pegel Passau-Ilzstadt 9,10 Meter erreicht.

Für Schadensbilanz noch zu früh

Für eine Schadensbilanz ist es nach Einschätzung des bayerischen Umweltministeriums trotz der sinkenden Pegel weiter zu früh. Zunächst müsse das Hochwasser weiter zurückgegangen sein, um sich tatsächlich ein Bild von den Zerstörungen in den betroffenen Gemeinden machen zu können, sagte ein Ministeriumssprecher.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hatte am Donnerstag von einem zu erwartenden Schaden im dreistelligen Millionenbereich gesprochen.

Unterdessen bezifferte die Bahn die Schäden an ihren Anlagen auf zehn Millionen Euro. Das Hochwasser habe Gleise unterspült, Bahndämme weggebrochen und Signalanlagen sowie Stellwerke beschädigt, teilte das Unternehmen mit.

Noch immer seien einige Strecken nicht befahrbar, etwa zwischen Immenstadt und Oberstdorf, zwischen Murnau, Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald sowie auf der Strecke Murnau-Oberammergau. Murenabgänge und Überschwemmungen erschwerten die Arbeit.

Fahrkarten in die Hochwassergebiete hatte die Bahn kostenlos umgetauscht oder erstattet.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: