Bayern ist dieses Mal glimpflich davongekommen. Zwar ließ der Dauerregen am Montag die Pegel noch einmal steigen, eine Verschärfung der Hochwasserlage ist laut dem Hochwassernachrichtendienst aber nicht zu erwarten. Vereinzelt könne das Wasser in Teilbereichen über die Ufer treten, die neue Welle aber soll geringer ausfallen oder gleich stark sein wie am Wochenende und nur Meldestufe eins oder zwei erreichen. Landwirtschaftliche Flächen können also überflutet werden, mit voll gelaufenen Kellern aber wird nicht gerechnet.
In Passau, der niederbayerischen Stadt, in der Donau, Inn und Ilz zusammenlaufen, könnte laut Prognose am Dienstag abermals knapp Meldestufe drei erreicht werden. Für die hochwassererprobten Passauer aber ist das Routine. Die Uferpromenade wurde schon am Samstag gesperrt, und die Häuser in der ersten Reihe wurden mit Sandsäcken abgesichert. Das Wasser ist ein wenig über die Ufer getreten, etwa zwanzig Zentimeter steht es auf der Promenade, sagt Stadtbrandrat Andreas Dittlmann, die Häuser aber sollte es nicht erreichen. 2013 war das anders gewesen, da hatte ein ähnliches Tiefdruckgebiet Bayern mit voller Wucht getroffen und große Teile der Passauer Innenstadt unter Wasser gesetzt.
Diesmal aber wurde Bayern nur leicht gestreift. Dazu kam, dass der Niederschlag zum Teil als Schnee fiel und das Wasser deshalb verzögert in den Flüssen ankommt. Dass der Schnee in den nächsten Tagen abschmelzen wird, dürfte keine Auswirkungen auf die Hochwasserlage haben.
Dresden rechnet für Mittwoch mit Alarmstufe 3
Im sächsischen Dresden folgte das Hochwasser auf den Einsturz der Carolabrücke in der vorherigen Woche. „Wenn eine Katastrophe kommt, ist die andere nicht weit“, sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) über die beiden Ereignisse. Das Wasser steigt aber immerhin nicht mehr so schnell und wohl auch nicht mehr so weit wie befürchtet. Am Montagmittag lag der Pegel der Elbe bei 5,67 Meter, der Höchststand wird für Mittwoch erwartet und soll bei knapp über sechs Metern liegen (Alarmstufe 3). Das wäre zwar etwas mehr als beim Hochwasser im vergangenen Dezember (5,80 Meter), aber deutlich weniger als die 9,40 Meter, die 2002 gemessen wurden. Dass der Pegelanstieg geringer ausfällt als erwartet, hat neben dem nachlassenden Regen noch einen weiteren Grund. Tschechien drosselt den Abfluss an den Talsperren der Moldau, die in die Elbe fließt.
Auch die im Wasser liegenden Trümmerteile der Carolabrücke verursachen offenbar nur einen relativ kleinen lokalen Anstieg des Elbepegels um 30 bis 50 Zentimeter. Der aufstauende Effekt hätte deutlich höher ausfallen können, wenn es nicht gelungen wäre, Trümmer des abgerissenen Brückenteils rechtzeitig aus dem Flussbett zu entfernen. Am Mittwoch vergangener Woche war der Brückenzug C, über den eine Straßenbahntrasse sowie ein Rad- und Fußweg führten, eingestürzt. Danach hatte die Stadt beschlossen, die beiden Rumpfteile des Brückenzugs C kontrolliert abreißen zu lassen – sie waren selbst zu instabil. Den Anfang machten Arbeiten an der Neustädter Seite, wo eine Sprengung nötig war, um den Teil der Brücke vom Rest zu trennen. Anschließend rückten 13 Bagger an und zerkleinerten die Trümmer, damit sie bis zum Samstagabend abtransportiert werden konnten. Es war ein Wettlauf mit der Zeit, denn das Wasser stieg bereits und hätte den Abtransport ab einem bestimmten Pegel unmöglich gemacht.
So bleibt es eine reine Vorsichtsmaßnahme, dass Fachleute der Stadt mobile Hochwasserschutzwände an der Münzgasse und der Brühlschen Gasse aufgebaut haben. Diese sollten im Notfall verhindern, dass das Wasser in die Dresdner Altstadt fließt. Die Aufräumarbeiten an der eingestürzten Brücke werden fortgesetzt, sobald der Pegel der Elbe wieder nachlässt. Noch ist nicht klar, ob die Brückenzüge A und B ebenfalls abgerissen werden müssen. Der Baubürgermeister der Stadt, Stephan Kühn (Grüne), geht aber davon aus.
Noch weiter stieg das Wasser in Görlitz. Dort erreichte die Lausitzer Neiße fast die Meldestufe vier, mittlerweile geht ihr Pegel wieder leicht zurück. Die Lage sei „relativ ruhig“, sagte Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) am Montag. Vollgelaufene Keller seien zwar unvermeidlich, größere Schäden gebe es bislang aber nicht.