Hochwasser:Aufatmen in NRW und Rheinland-Pfalz

Nach der Hochwasserkatastrophe - Euskirchen

Nordrhein-Westfalen, Euskirchen: Ein Helfer entsorgt Sperrmüll auf einem Haufen auf der Straße. Nach der Flutkatastrophe in der vergangenen Woche laufen die Aufräumarbeiten.

(Foto: David Young/dpa)

Während im Westen Deutschlands neue Unwetter und Überschwemmungen ausbleiben, müssen in Belgien erneut Menschen evakuiert werden. Kanzleramtsminister Helge Braun plädiert dafür, Sirenen wieder in Betrieb zu nehmen.

Anderthalb Wochen nach der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands haben die Menschen in der Region am Wochenende etwas aufatmen können. Neue Unwetter und Überschwemmungen, die befürchtet worden waren, blieben aus. Nach einigen Schauern am Samstagnachmittag sei es in der Nacht in den betroffenen Gebieten weitgehend trocken geblieben, sagte am Sonntag eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Mit Sorge hatten die Menschen - vor allem in einigen Orten in Rheinland-Pfalz - auf die Wettervorhersagen für das Wochenende geschaut. In mehreren Orten bekamen die Anwohner das Angebot, mit Shuttlebussen in eine Notunterkunft gebracht zu werden. Doch neue Unwetter blieben aus. Bei der Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen starben mindestens 179 Menschen, Dutzende werden noch immer vermisst.

Schwere Unwetter gab es am Samstag hingegen erneut in Belgien. Dort wurden Autos weggeschwemmt und Menschen in Sicherheit gebracht. In der Stadt Namur in der gleichnamigen Provinz seien wegen des Wetters Häuser evakuiert worden.

Helge Braun schlägt ein dreistufiges Warnsystem vor

Politiker diskutieren inzwischen über ein bessere Warnsysteme in Deutschland: Wie lässt sich verhindern, dass Unwetter so schwerwiegende Folgen haben? Um bei schweren Unwettern künftig besser vorbereitet zu sein, macht sich die Politik Gedanken um das Warnsystem in Deutschland. "Wir brauchen weniger Zuständige und kürzere Meldewege", sagte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) der Bild am Sonntag. "Und wir müssen klären, wie oft und mit welcher Intensität gewarnt wird. Einige Apps melden jedes Gewitter - mit der Folge, dass die Menschen abstumpfen und eine große Gefahr gar nicht mehr ernst nehmen."

Braun schlägt für die Zukunft ein dreistufiges Warnsystem aus Apps, dem sogenannten Cell Broadcasting und Sirenen vor: "Apps können vor allgemeinen Gefahren warnen und viele Informationen transportieren", erklärte er. "Bei dringenden Notlagen oder Evakuierungen kann das Cell Broadcasting, das wir als Regierung einführen wollen, alle Handys in einer bestimmten Funkzelle mit einer Nachricht erreichen." Und der Sirenenalarm mache klar, dass unmittelbarer Handlungsbedarf bestehe. "Dafür sollten wir in ganz Deutschland wieder Sirenen in Betrieb nehmen."

Unterdessen reißt die Hilfsbereitschaft in den Katastrophengebieten nicht ab - neben Geldspenden wollen viele Menschen auch selbst in den betroffenen Orten anpacken. Am Samstag waren es so viele, dass die Polizei in Koblenz und der Krisenstab an Helferinnen und Helfer appellierten, sich nicht mehr auf den Weg in die Region zu machen. Sämtliche Zufahrtsstraßen seien völlig überlastet, hieß es. Nach mehreren Spendenaktionen für die Flutopfer in den vergangenen Tagen gab es am Samstagabend außerdem wieder eine Benefizsendung: Bei "Deutschland hilft - Die Sat.1-Spendengala" kamen 31 155 430 Euro Spendengelder zusammen.

Helfer werden mit Müll und Hausrat beworfen

Doch während die einen helfen wollen, gehen andere offenbar bewusst auf Helfer los. "Leider kam es in den letzten Tagen vereinzelt zu Übergriffen gegen unsere ehrenamtlichen Helfer", erklärte das Technische Hilfswerk (THW) am Wochenende auf Twitter. Helfer seien beschimpft und mit Müll beworfen worden. Entsprechende Übergriffe hatte zuvor die Vize-Präsidentin des THW, Sabine Lackner, dem RTL/ntv-"Frühstart" geschildert. Dem Nachrichtenportal Zeit Online erklärte sie zudem: "Das sind Vorfälle, die ich in meiner Zeit beim Technischen Hilfswerk in 20 Jahren noch nicht erlebt habe." Die Mitarbeiter seien nicht nur mit den Resten von Hausrat beworfen worden, sondern auch fotografiert worden, "was unsere Freiwilligen und wir bei unserer Arbeit natürlich bedrohlich finden". Die Angreifer hätten teilweise mit gefälschten Journalistenausweisen agiert. Im Katastrophengebiet an der Ahr hatte die Polizei bereits vor Aktivitäten von Rechtsextremisten und der sogenannten Querdenker-Szene gewarnt.

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