Hochstapler "Milliarden-Mike":Ende einer einwöchigen Flucht

Ein Hamburger Hochstapler ist über ein Toilettenfenster geflüchtet, um Sicherungsverwahrung und "Stress" zu entkommen. Die Polizei hat ihn nun doch erwischt - im sonnigen Süden.

Genau eine Woche nach seiner Flucht durch ein Toilettenfenster in Lübeck ist ein entflohener Hamburger Strafgefangener, der als "Milliarden-Mike" bekannt wurde, der Polizei in Portugal ins Netz gegangen.

Peter Wappler Milliarden-Mike

"Ich kann nicht begreifen, dass mich die Behörden in Sicherungsverwahrung behalten wollen": Peter-M.W.

(Foto: Polizeidirektion Lübeck)

Zielfahnder der Lissaboner Kriminalpolizei nahmen den 54-Jährigen an der Algarve in der Nähe des Ortes Faro fest, wie ein Sprecher der Lübecker Polizei am Samstag sagte.

Die portugiesischen Beamten hatten Peter-M. W. In Zusammenarbeit mit Fahndern der Kriminalpolizeistelle Lübeck lokalisiert. Den Angaben zufolge hatten die Zielfahnder einen von W. Gemieteten Bungalow nahe Faro ausgemacht. Diesen hätten sie durch Hinweise der Lübecker Kripo lokalisiert und während der Abwesenheit des Gesuchten observiert. Als der 54-Jährige zu dem Bungalow zurückkehrte, griffen die Beamten zu und nahmen ihn fest. Der Erfolg sei kein Zufall gewesen, sagte der Sprecher. Man habe W. Im Rahmen der Fahndung "immer im Blick gehabt".

Nähere Angaben, wie dicht die Beamten dem Entflohenen auf seinem Weg ins Ausland auf den Fersen waren, wollte der Sprecher aus "ermittlungstaktischen Gründen" jedoch nicht machen. Eine gezielte Fahndung habe jedoch gesichert, dass W. "Nicht zufällig irgendeiner Streife in die Hände gefallen" sei. Trotz komplizierter internationaler rechtlicher Hürden sei die Zusammenarbeit mit den portugiesischen Behörden sehr angenehm und unkompliziert gewesen.

Staatsanwaltschaft beantragt Auslieferung

W. sollte voraussichtlich noch am Samstag einen Richter vorgeführt und in Auslieferungshaft genommen werden. Auf Initiative der Lübecker Staatsanwaltschaft werde dann die Auslieferung in die Bundesrepublik Deutschland beantragt, sagte der Sprecher.

Der Insasse der Hamburger Justizvollzugsanstalt (JVA) Fuhlsbüttel hätte am 25. Oktober seine sechsjährige Haftstrafe verbüßt gehabt und sollte anschließend in Sicherungsverwahrung genommen werden. Der 54-Jährige wurde wegen Urkundenfälschung und Betrugs verurteilt. Er gilt als Wiederholungstäter, verbrachte bereits insgesamt 17 Jahre in Haft.

Der 54-Jährige war am 15. Oktober beim Krankenbesuch einer Verwandten in Lübeck entkommen. Am vergangenen Montag hatte W. Kontakt mit der Redaktion der Bild-Zeitung aufgenommen. Er hatte gegenüber dem Blatt gefordert, dass die Sicherungsverwahrung aufgehoben werde. "Ich kann nicht begreifen, dass mich die Behörden in Sicherungsverwahrung behalten wollen. Das passiert in Deutschland normalerweise nur Kinderschändern oder Mördern", sagte er den Angaben zufolge.

Er habe Kontakt zu einer Anwältin aufgenommen und sei bereit, sich zu stellen, wenn die Sicherungsverwahrung aufgehoben werde. Zunächst jedoch wollte er sich "im Ausland von dem ganzen Stress erholen". Diesen Plänen hat die Polizei nun ein jähes Ende gesetzt.

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