Hochsauerland:Rinderwahnsinn

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Diese Wisente fühlen sich sehr wohl im sauerländischen Rothaargebirge. Zwei Waldbesitzer wollen sie lieber hinter einem Zaun sehen.

(Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)

Gleich 20 wilde Wisente in den Wäldern des Hochsauerlandkreises - das macht nicht jeden Waldbauern glücklich. Nun hat ein Gericht ein Urteil gefällt.

Von Jan Bielicki

Sie sind selten, wiegen schon mal eine halbe Tonne und machen im Rothaargebirge reichlich Ärger. Dort, im waldreichen Südosten Nordrhein-Westfalens, hat der größte Waldbesitzer im Land - der vor zwei Monaten verstorbene Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg - 2013 acht Wisente auswildern lassen. Inzwischen ist die Herde der einst nahezu ausgestorbenen Wildrinder auf etwa 20 Tiere angewachsen. Es sind Deutschlands einzige wild lebende Wisente. Was Naturschützer froh stimmt, empört jedoch Waldbauern im Hochsauerland: Die Tiere schälen mit Vorliebe die Rinde von den Buchen. Und das nicht nur in den Forsten des Prinzen.

Zwei Waldbesitzer verklagten den für die Auswilderung zuständigen Trägerverein darauf, die Herde einzufangen und einzuzäunen. Am Montag hat der Rechtsstreit, der sich schon über Jahre hinzieht, mit einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamm seine nächste Etappe erreicht. Nachdem die Waldbauern in der ersten Instanz recht bekommen hatten, fällten die Richter nun ein rinderfreundlicheres Urteil: Der Verein habe zwar "geeignete Maßnahmen" zu treffen, um die ausgewilderten Tiere und deren wild geborene Abkömmlinge am Knabbern an fremden Bäumen zu hindern. Aber, so der gewichtige Vorbehalt, nur dann, wenn er dafür eine Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde bekommt. Denn laut Gericht handelt es sich bei den Wisenten sehr wohl um Wildtiere, die unter strengem Schutz stehen. Nun liegt es an der Naturschutzbehörde zu entscheiden, was mit den Wisenten geschehen soll. Bis dahin dürfen sie frei laufen. Und womöglich werden die Rinder auch noch den Bundesgerichtshof beschäftigen. Revision haben die Richter zugelassen.

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