Hitzewelle:Meteorologen warnen vor schweren Unwettern

Wärmegewitter über Norddeutschland

Wärmegewitter über dem Hafen von Rostock

(Foto: dpa)
  • In Thüringen endete der heißeste Tag des Jahres mit schweren Gewittern und Sturmböen.
  • Am Sonntag ziehen Unwetter über die Mitte Deutschlands hinweg. Der Deutsche Wetterdienst erwartet Hagel und Orkanböen.
  • Die kommenden Tage bleibt es in weiten Landesteilen sehr heiß.

Die Hitzewelle hat in Deutschland zu ersten schweren Unwettern geführt. In Thüringen kippte eine Windböe auf der A4 nahe Mellingen einen Lastwagen um. Das Führerhaus hing über einer kleinen Brücke und drohte in die Tiefe zu stürzen. Der Fahrer wurde unverletzt gerettet. In Erfurt knickten Bäume um und beschädigten parkende Autos. Die Wucht des Starkregens ließ eine Decke in die Wohnungen darunter stürzen. Etwa 50 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, es gab keine Verletzten.

Für die kommenden Stunden warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor weiteren schweren Gewittern mit Starkregen, stürmischen Böen und Hagel. Besonders im Westen Deutschlands seien am Nachmittag und Abend schwere Unwetter mit mehr als drei Zentimeter großen Hagelkörnern und Orkanböen um 120 km/h zu erwarten. Selbst Tornados seien vereinzelt möglich. Der Schwerpunkt der Unwetter werde vorraussichtlich in Nordrhein-Westfalen, dem nördlichen Rheinland-Pfalz, Hessen und dem südlichen Niedersachsen liegen. Später können die Unwetter Richtung Thüringen und Sachsen-Anhalt weiterziehen. Im Osten Deutschlands rechnet der DWD die ganze Nacht über mit Unwettern. Im Süden dürfte es dagegen weitgehend trocken bleiben, nur im äußersten Süden besteht nachs ein erhöhtes Gewitterrisiko.

Während die Hitze im Nordwesten allmählich nachlässt, bleibt es in weiten Landesteilen extrem heiß. Die Temperatur steigt am Sonntag häufig über 35 Grad, ganz im Südwesten bis nahe 40 Grad. Ab Sonntag ist zwar laut Modellrechnungen mit einem leichten Rückgang der Temperaturen zu rechnen. Doch nach Einschätzung des Regionalzentrums für Klimaüberwachung der World Meteorological Organization WMO dürfte es bis 12. Juli in weiten Teilen Mitteleuropas überdurchschnittlich heiß und trocken bleiben.

Der Samstag war der bisher heißeste Tag des Jahres, wie der DWD bestätigte. Im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim wurden 39,2 Grad gemessen. Bei Badeunfällen am Bodensee starb ein 73-Jähriger, zwei weitere wurden schwer verletzt. Wegen Verdachts auf Hitzekollaps wurden mindestens sechs Teilnehmer des Deutschen Chorfestivals in Trier ins Krankenhaus gebracht. Die jungen Leute seien etwa bei einer Probe im Trierer Dom zusammengeklappt, sagte ein Feuerwehrsprecher. In Schwagstorf bei Osnabrück kollabierten 25 Erntehelfer auf einem Erdbeerfeld. In Berlin musste am Samstag die Kuppel und die Dachterrasse des Reichstagsgebäudes gesperrt werden. Mehrere Menschen hätten dort Kreislaufprobleme bekommen, sagte ein Bundestagssprecher. Die Bild-Zeitung hatte zuerst darüber berichtet.

Auf den Straßen schoben sich am Samstag Staus zu den Küsten. Die Sperrung der A7 im Norden Hamburga und viele Ausflügler verursachten lange Wartezeiten auf Autobahnen und Landstraßen. Allein auf der A1 von Hamburg in Richtung Ostsee staute sich der Verkehr nach Polizeiangaben zwischen Ahrensburg und Lübeck auf etwa 30 Kilometern. "Auf einmal wollen sie alle - das ist der normale Wahnsinn bei diesen Hochsommertemperaturen", sagte ein Sprecher des Lagedienstes in Kiel.

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