Hitzewelle: "Ich würde nie wegen der Temperaturen jammern"

Hitzewelle: Sandro Quarata, 50, ist Vorstand des Fußballclub Olympia 1919 e.V. Kirrlach. Im Hauptberuf ist er Fahrlehrer.

Sandro Quarata, 50, ist Vorstand des Fußballclub Olympia 1919 e.V. Kirrlach. Im Hauptberuf ist er Fahrlehrer.

(Foto: privat)

Deutschlandweit ist es nirgends so heiß wie in Kirrlach, Baden-Württemberg. Direkt dort wo der Rekord gemessen wird, trainiert der FC Olympia 1919 Kirrlach.

Interview von Nora Reinhardt

Waghäusel-Kirrlach in Baden-Württemberg ist der heißeste Ort in Deutschland. Hier messen die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst seit mehr als 30 Jahren die höchste durchschnittliche Tageshöchsttemperatur im Sommer, von Juni bis August: 25,6 Grad Celsius. An die Messstation grenzt das Trainingsgelände des FC Olympia 1919 e.V. Kirrlach. Dessen Vorstand Sandro Quarata, 50, klingt ein bisschen wie Jogi Löw und weiß viel über Fußballtraining bei Hitze.

SZ: Hallo Herr Quarata, wie war der Sommer?

Sandro Quarata: Ach, ganz gut, wir leben hier ja mit der Hitze. Ich würde nie wegen der Temperaturen jammern.

Kein anderer Fußballverein in Deutschland muss bei so großer Hitze trainieren. Ab welcher Temperatur wird das Training erfahrungsgemäß lästig bis unmöglich?

Ab der 30-Grad-Marke wird's wirklich schwierig.

Gar keine besorgten Eltern, die ihre Kinder nicht zum Training lassen?

Die Eltern wissen, dass wir gut aufpassen. Wenn es heiß ist, gestalten wir das Training so, dass die Fußballer zwei Kilometer durch den Wald laufen - bis zum Freibad, wo sie ihre Bahnen schwimmen. Diesen Sommer war es so heiß, dass wir extra ein paar Vorbereitungsspiele abgesagt haben.

Wie beugen Sie sonst noch vor, damit keiner schneller umfällt, als man Neymar sagen kann?

Wir bestellen 30 bis 50 Kästen Wasser pro Woche, also bis zu 1200 Liter Wasser im Monat. Die Spieler können so viel trinken, wie sie wollen - kostenlos, das ist durch die Mitgliedsbeiträge gedeckt. Normalerweise holen wir das Wasser ab, aber in so heißen Sommern schaffen wir das gar nicht mehr. Hier in Waghäusel gibt es nämlich eine Mineralwasser-Quelle. Wir nehmen immer Medium, ohne Sprudel, damit, na ja...

Verstehe. Und bei den Spielen?

Die Schiris lassen immer genügend Trinkpausen zu. Wir vom Verein stellen zudem immer Eimer mit Wasser an den Spielfeldrand, damit die Spieler sich auch mal zwischendrin nass machen können.

Lockern Sie die Kleiderordnung beim Training, wenn es so heiß ist?

Nein, die Älteren tragen ganz normal ihre Shirts. Bei den ganz Kleinen, den Bambini und der F-Jugend, sind wir lockerer, das geht gar nicht anders. Die dürfen auch mal ohne T-Shirt über den Rasen rennen, dann machen wir aber den Rasensprenger an. Und wir werden zum Glück von der hiesigen Apotheke gesponsort und bekommen viel Sonnencreme.

Hat der FC Olympia Kirrlach vielleicht einen kleinen Leistungsnachteil durch die Hitze?

Einer unserer ehemaligen Fußballer ist sogar Leistungssportler geworden. Der Deutsche Meister im Speerwurf, Andreas Hofmann, hat rund zehn Jahre bei unserem Verein gekickt. Ab der F-Jugend spielte er bei uns und er blieb bis zur A-Jugend. Er war ein sehr guter Torwart! Dann hat er sich für die Leichtathletik entschieden und wurde jetzt gerade Vize-Europameister im Speerwurf. Da sind wir hier in Kirrlach natürlich sehr stolz.

Zur SZ-Startseite
Sommerhitze - Norderney

Gesundheit
:Cool bleiben in der Hitze

Im entspannten Ruhemodus vor sich hin dösen statt sich mit kalten Duschen quälen: Um große Hitze gut zu überstehen, müsste man auch sein Verhalten darauf einstellen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: